Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Offenbarungseid in Düsseldorf
Der VfB Stuttgart geht bei der Fortuna 0:3 unter – Zieler: „Das war heute der Tiefpunkt“
DÜSSELDORF (SID/zak) - Der angezählte Markus Weinzierl verfolgte die Schlussminuten seines vielleicht letzten Spiels als Trainer des VfB Stuttgart reglos an der Seitenlinie, nach Abpfiff schlich er mit hängendem Kopf vom Rasen. Nach einer desaströsen Vorstellung und einer 0:3 (0:1)-Pleite bei Fortuna Düsseldorf schwebt der VfB auf dem Relegationsplatz in höchster Abstiegsgefahr. Ein weiterer Trainerwechsel ist nicht ausgeschlossen – vielleicht auch eine Frage der Zeit, denn auch gegen Leipzig und in Bremen sind die Stuttgarter krasse Außenseiter. Danach kommt es zum Endspiel gegen den Hauptabstiegsrivalen Hannover. Zu allem Überfluss sah Nicólas González wegen einer Tätlichkeit – Faustschlag – in der Nachspielzeit noch die Rote Karte.
Weinzierl holte als Nachfolger von Tayfun Korkut nur drei Siege in 14 Spielen, beide kommen auf einen Saisonschnitt von lediglich 0,71 Zählern. Seit sechs Partien (darunter fünf Niederlagen) wartet der VfB nun auf einen Sieg. Die blutleere Vorstellung in Düsseldorf war ein Offenbarungseid. In Markus Gisdol und Felix Magath werden am Wasen bereits prominente Feuerwehrleute gehandelt. „Düsseldorf hat uns in den Zweikämpfen den Schneid abgekauft, und das umgesetzt, wofür sie stehen. Wir haben es nicht geschafft dagegenzuhalten, das ist bitter“, sagte Weinzierl.
Auch seine Spieler waren bedient: „Das war heute der Tiefpunkt. Gegen einen direkten Rivalen muss man sich mehr wehren“, sagte Torhüter RonRobert Zieler. „Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen. So kann man nicht auftreten. Wir müssten ihnen eigentlich das Geld zurückzahlen“, erklärte Daniel Didavi.
Kenan Karaman (33.), Kapitän Oliver Fink (49.) mit einem Traumtor und Joker Benito Raman (85.) machten den siebten Saisonsieg des Aufsteigers perfekt, der als Zwölfter schon zehn Punkte Vorsprung auf den VfB hat.
Fortuna-Coach Friedhelm Funkel, der als Profi und Trainer sein insgesamt 800. Bundesligaspiel bestritt, hatte im Vergleich zum 1:4 Pokal auf Schalke gleich auf acht Positionen gewechselt. In Marcin Kaminski, Matthias Zimmermann, Jean Zimmer und Kevin Stöger bot er gleich vier ExStuttgarter auf – und alle liefen in Sachen Kampf dem VfB, der sie für nicht gut genug hielt, den Rang ab.
VfB noch gut bedient
Karaman hatte bereits in der vierten Minute mit einem Pfostenschuss auf sich aufmerksam gemacht. 90 Minuten lang waren die Düsseldorfer überlegen, hatten klarere Chancen, wirkten spritziger und auch spielwitziger. In der 20. Minute scheiterte Zimmermann an Zieler, danach vergab der rasend schnelle und auch sonst überragende Dodi Lukebakio vor 40 211 Zuschauern dreimal die mögliche Führung – in der 31. Minute hätte er beinahe per Hacke getroffen.
Lukebakio, der den erneut enttäuschenden Weltmeister Benjamin Pavard ein ums andere Mal versetzte, war dann aber maßgeblich an der Führung beteiligt, als er Karaman mit einer Maßflanke in Szene setzte und dieser per Kopf vollendete. Christian Gentner hatte den Türken entwischen lassen.
Die Gäste, bei denen Stürmer Mario Gomez wegen seiner Gelb-RotSperre fehlte, kamen vor der Pause nur durch González und Steven Zuber zweimal halbwegs gefährlich vor das Düsseldorfer Tor.
Nach der Pause traten die Gäste zwar etwas engagierter auf, wurden dann aber durch den 36-jährigen Fink geschockt, dem auf Vorlage von Zimmer ein Sonntagsschuss in den Winkel glückte. Auch danach hatte die Fortuna, deren Kaderwert auf transfermarkt.de lediglich ein Drittel von dem des VfB beträgt, das Duell jederzeit im Griff. Lukebakio und Zimmermann hätten noch erhöhen können.