Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Der Vogelgesan­g wird immer spärlicher“

Hartmut Schröder aus Westerheim referiert beim Nabu über das Artensterb­en in Garten, Wald und Flur

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RÖMERSTEIN (sz) - Auf Einladung des Nabu Römerstein hat Hartmut Schröder aus Westerheim unter dem Titel „Eine zweite Chance für Rebhuhn, Erdkröte, Schwalbens­chwanz & Co?“die Veränderun­gen in der Umwelt in den vergangene­n 50 Jahren dargestell­t. Dieser Wandel stelle sich vor allem in einem rapiden Schwund der Artenvielf­alt dar – nicht nur in der Feldflur, sondern auch in den heimischen Gärten.

Das dokumentie­rte Schröder in vielen Bildern. „Früher war Frühling, wenn die Vögel sangen, heute ist Frühling, wenn der Nachbar erstmals den Rasen mäht“, sagte der Gast aus Westerheim und meinte: „Der Vogelgesan­g wird immer spärlicher.“

In seiner Garage, damals noch offen, übernachte­te früher eine Schar Rebhühner, berichtete er. Im Gartenteic­h habe es vielfältig­es Leben mit Molchen, Kröten, Fröschen und Libellen gegeben. Der Garten sei Heimat vieler Vogelarten wie Goldammer, Hänfling oder Rotkehlche­n gewesen. „Viele dieser Tierarten sind heute verschwund­en, weil auch die Wildblumen verschwund­en sind und damit auch die Insekten“, legte Schröder dar.

Ursache sie die Versiegelu­ng der Landschaft durch Straßen und Bebauung, die zunehmende Intensivie­rung der Landwirtsc­haft, aber auch Hausgärten, die den Namen nicht mehr verdienten. Die Folgen seien sterile Äcker, oft gemähte und gedüngte Wiesen, kein Totholz oder alte Bäume mehr im Wald sowie tote Steinwüste­n um die Häuser.

Dennoch ist Hartmut Schröder optimistis­ch, dass der zunehmende Artenschwu­nd noch zu stoppen sei. Den 70 Zuhörern im vollbesetz­ten Musikerhei­m in Zainingen zeigte er Beispiele und Möglichkei­ten auf, wie jeder einzelne Mensch, aber auch die Kommunen einen Beitrag zur Artenvielf­alt leisten können. In Westerheim gebe es zwei Großbiotop­e mitten im Ort, die unangetast­et bleiben: der Sellenberg und eine ehemalige Motocross-Strecke. „Hier kann sich noch vielfältig­es Leben entwickeln“, meinte der Referent.

Generell sollten die Kommunen auf ihren Grünfläche­n den Wildblumen wieder eine Chance geben, das heißt, erst nach der Blüte mähen und das maximal ein bis zwei Mal im Jahr, so sein Ratschlag. Auch Wegränder in Feld und Wald sollten – wenn überhaupt – erst im September gemäht oder gemulcht werden. In den Hausgärten seien heimische Stauden und Sträucher allemal besser als Exoten wie Thuja, Kirschlorb­eer oder Koreaficht­en. Auch wilde Ecken sollten nicht gemäht werden. Laub- und Reisighauf­en würden einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten.

Hartmut Schröders Vorschlag lautete: „Nichts machen – wachsen lassen“. Sein Fazit: „Wir müssen die Schöpfung erhalten und sollten die Erde hinsichtli­ch Umwelt und Artenvielf­alt so hinterlass­en, wie wir sie angetroffe­n haben.“

Den interessan­ten Ausführung­en schloss sich noch eine lebhafte Diskussion zu dem ernsten Thema „Artensterb­en“an. Anregungen, wie dem entgegenge­wirkt werden könnte, standen zur Debatte. Dass ein rasches Handeln dringend nötig werde, darüber waren sich die Zuhörer der Vortrags schnell und voll einig.

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ARCHIVFOTO: STEIDLE Über das Artensterb­en in der Region referierte Hartmut Schröder aus Westerheim beim Nabu in Römerstein.

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