Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Buhlen um Bewerber
Viele Betriebe, aber auch Bundeswehr und Polizei, präsentieren sich Schülern.
● LAICHINGEN - Ohne geeigneten Nachwuchs sieht die Zukunft düster aus. Viele Betriebe der Laichinger Alb und der Region haben dies erkannt. Sie putzten sich heraus und präsentierten sich am Samstag bei einer großen (Aus-)Bildungsmesse in der Laichinger Realschule. Es scheint: Die umworbenen Schüler haben, was ihre berufliche Zukunft angeht, die Qual der Wahl.
Eigentlich hätte Oberleutnant Christin Hahne auf die „Lockmittel“an ihrem Stand verzichten können. Die jungen Interessenten rannten der Bundeswehr-Soldatin auch so die „Bude“ein. Teils bildeten sich vor ihrem Tisch Trauben von Schülern mitsamt Eltern. Und Hahne erklärte, dass die Bundeswehr nicht nur Soldaten gebrauchen könne – sondern dass sie selbst auch ausbildet. Viele, viele Ausbildungsberufe und Studiengänge bietet die Bundeswehr an, erklärte Hahne. Stationiert ist die Karriereberaterin der Bundeswehr in Ulm. Auch sie studierte beim Bund: Pädagogik in München. Im Gegenzug ließ sie sich für mehrere Jahre verpflichten. Warum die Bundeswehr bei solchen Berufsinfotagen dabei ist? Eine Tätigkeit bei der Bundeswehr sei „kein Beruf wie jeder andere“, so die Zeitsoldatin, der es sichtlich Spaß machte, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Und die vielen Werbemittel wie Schlüsselanhängerketten zu verteilen. Alle zwei Jahre in Laichingen Rund 60 Arbeitgeber und Ausbilder präsentierten sich am Samstag auf verschiedenen Stockwerken der Laichinger Realschule potenziellen Bewerbern. Im Wechsel mit Ulm findet die Bildungsmesse alle zwei Jahre in Laichingen statt, wobei sich die Realschule und die Gemeinschaftsschule als Ausrichter abwechseln. Die meisten Firmen und Betriebe am Samstag kamen von der Laichinger Alb, in erster Linie waren es Handwerker oder Mittelständler.
So wie die Schreinerei Mühlich.
Chef Manuel Mühlich und ein Kollege stellten ihren Betrieb und die Ausbildungsmöglichkeiten in ihrer Firma vor. Gesucht sind Holzmechaniker. Mühlich ist auf den Messebau spezialisiert und liefert die Holzkonstruktionen, die hinter den oft aufwändigen Messeständen stecken. Ob IAA in Frankfurt oder Grüne Woche in Berlin: Ziemlich sicher seien bei Messen wie diesen Mühlich-Bauten zu bestaunen.
Acht Ausbildungsplätze bietet der Werkzeugmacher WZBL an. Zwar startet das neue Ausbildungsjahr erst im September, laut Ausbildungsleiter Jürgen Kuhn könnten und sollten sich Interessierte aber schon jetzt bewerben. „Je früher, desto besser.“WZBL bildet Werkzeugmechaniker und Industriekaufleute aus.
Und hätten Sie das gewusst? Wer gerne hinterm Steuer sitzt und viel
PS verantworten möchte, der wäre bei der Ulmer Firma Ratiopharm richtig, die zum Teva-Konzern gehört und ebenfalls vertreten war in Laichingen. Der Arzneimittel-Hersteller bildet nämlich auch Berufskraftfahrer aus, 25 Zugmaschinen stehen im Fuhrpark der Firma. Aber warum das, dafür gibt es doch Speditionen? Andreas Vollbrecht, der als Berufskraftfahrer für Ratiopharm zwischen München, Hamburg, Berlin und Köln pendelt, erklärte: So sei seine Firma unabhängiger, viele Kunden würden dies schätzen. Außerdem würden bei Arzneimitteln besondere Transport-Auflagen gelten, was die Temperatur angeht beispielsweise. Neue Geschäftsfelder
Auch die SZ zeigte am Samstag Flagge. Mediaberaterin Verena Anders kam mit vielen Schülern ins Gespräch und informierte, dass es „bei der Zeitung“heutzutage nicht mehr nur um das gedruckte Produkt gehe und es dementsprechend neue Ausbildungsund Karrieremöglichkeiten gebe: in der Redaktion, digitalen Geschäftsfelder, Marketing, dem Finanzund Rechnungswesen sowie der Technik oder Logistik. Hellhörig wurden die beiden Achtklässlerinnen Leonie Ott und Annika Ziegler.
Ob sie bei der SZ, die zum Medienhaus Schwäbischer Verlag gehört, fündig werden? Könnte schwierig sein; Annika liebäugelt mit einer Ausbildung zur Erzieherin und Leonie würde gerne Schönheitschirurgin werden. „Oder Flugbegleiterin.“
Airlines waren nicht vertreten in der Realschule, dafür aber auch die Polizei, die Bundespolizei und Bereiche des Justizwesens.
Polizist Uli Sauter war umlagert von Schülern, die gebannt seinen Erzählungen zur Ulmer PolizeihundStaffel lauschten. Da die Hunde Drogen erschnuppern sollen, trainieren die Polizisten mit echtem Rauschgift, sagte Sauter. Jeder Hundeführer habe ein Köfferchen mit Döschen verschiedenster Drogen drin. Landesweit, so Sauter, starte die Polizei eine Einstellungsoffensive. 1800 Stellen müssten pro Jahr neu besetzt werden. Ganz so viele sind es bei Kneer
Südfenster zwar nicht; 40 Auszubildende, die man natürlich gerne dann auch einstelle, sind aber schon eine ganze Menge. Rainer Kneer informierte, dass neben Holzmechanikern auch Industriekaufleute ausgebildet werden. Gesucht bei der Laichinger Firma Häberle Feinmechanik sind unter anderem Mechaniker und Mechatroniker. Um Schüler an ihren Stand anzulocken, hatte die Firma einen Roboter-Arm im Erdgeschoss aufgebaut, der programmierte Tätigkeiten ausführte.
Voll zufrieden mit der Messe und der Resonanz zeigten sich die Organisatoren. Ein ganzes Jahr hatten Eltern um Katharina Pepela und Anentte Wied mit der Vorbereitung zugebracht. Gemeinsam mit den Schulleiterin Johannes Treß (Realschule) und Anne Dorothee Schmid (Gemeinschaftsschule) sowie deren Stellvertretern gingen sie von Stand zu Stand und staunten, wie viele Möglichkeiten sich Schülern heutzutage bieten.