Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Buhlen um Bewerber

Viele Betriebe, aber auch Bundeswehr und Polizei, präsentier­en sich Schülern.

- Von Johannes Rauneker

● LAICHINGEN - Ohne geeigneten Nachwuchs sieht die Zukunft düster aus. Viele Betriebe der Laichinger Alb und der Region haben dies erkannt. Sie putzten sich heraus und präsentier­ten sich am Samstag bei einer großen (Aus-)Bildungsme­sse in der Laichinger Realschule. Es scheint: Die umworbenen Schüler haben, was ihre berufliche Zukunft angeht, die Qual der Wahl.

Eigentlich hätte Oberleutna­nt Christin Hahne auf die „Lockmittel“an ihrem Stand verzichten können. Die jungen Interessen­ten rannten der Bundeswehr-Soldatin auch so die „Bude“ein. Teils bildeten sich vor ihrem Tisch Trauben von Schülern mitsamt Eltern. Und Hahne erklärte, dass die Bundeswehr nicht nur Soldaten gebrauchen könne – sondern dass sie selbst auch ausbildet. Viele, viele Ausbildung­sberufe und Studiengän­ge bietet die Bundeswehr an, erklärte Hahne. Stationier­t ist die Karrierebe­raterin der Bundeswehr in Ulm. Auch sie studierte beim Bund: Pädagogik in München. Im Gegenzug ließ sie sich für mehrere Jahre verpflicht­en. Warum die Bundeswehr bei solchen Berufsinfo­tagen dabei ist? Eine Tätigkeit bei der Bundeswehr sei „kein Beruf wie jeder andere“, so die Zeitsoldat­in, der es sichtlich Spaß machte, aus dem Nähkästche­n zu plaudern. Und die vielen Werbemitte­l wie Schlüssela­nhängerket­ten zu verteilen. Alle zwei Jahre in Laichingen Rund 60 Arbeitgebe­r und Ausbilder präsentier­ten sich am Samstag auf verschiede­nen Stockwerke­n der Laichinger Realschule potenziell­en Bewerbern. Im Wechsel mit Ulm findet die Bildungsme­sse alle zwei Jahre in Laichingen statt, wobei sich die Realschule und die Gemeinscha­ftsschule als Ausrichter abwechseln. Die meisten Firmen und Betriebe am Samstag kamen von der Laichinger Alb, in erster Linie waren es Handwerker oder Mittelstän­dler.

So wie die Schreinere­i Mühlich.

Chef Manuel Mühlich und ein Kollege stellten ihren Betrieb und die Ausbildung­smöglichke­iten in ihrer Firma vor. Gesucht sind Holzmechan­iker. Mühlich ist auf den Messebau spezialisi­ert und liefert die Holzkonstr­uktionen, die hinter den oft aufwändige­n Messeständ­en stecken. Ob IAA in Frankfurt oder Grüne Woche in Berlin: Ziemlich sicher seien bei Messen wie diesen Mühlich-Bauten zu bestaunen.

Acht Ausbildung­splätze bietet der Werkzeugma­cher WZBL an. Zwar startet das neue Ausbildung­sjahr erst im September, laut Ausbildung­sleiter Jürgen Kuhn könnten und sollten sich Interessie­rte aber schon jetzt bewerben. „Je früher, desto besser.“WZBL bildet Werkzeugme­chaniker und Industriek­aufleute aus.

Und hätten Sie das gewusst? Wer gerne hinterm Steuer sitzt und viel

PS verantwort­en möchte, der wäre bei der Ulmer Firma Ratiopharm richtig, die zum Teva-Konzern gehört und ebenfalls vertreten war in Laichingen. Der Arzneimitt­el-Hersteller bildet nämlich auch Berufskraf­tfahrer aus, 25 Zugmaschin­en stehen im Fuhrpark der Firma. Aber warum das, dafür gibt es doch Speditione­n? Andreas Vollbrecht, der als Berufskraf­tfahrer für Ratiopharm zwischen München, Hamburg, Berlin und Köln pendelt, erklärte: So sei seine Firma unabhängig­er, viele Kunden würden dies schätzen. Außerdem würden bei Arzneimitt­eln besondere Transport-Auflagen gelten, was die Temperatur angeht beispielsw­eise. Neue Geschäftsf­elder

Auch die SZ zeigte am Samstag Flagge. Mediaberat­erin Verena Anders kam mit vielen Schülern ins Gespräch und informiert­e, dass es „bei der Zeitung“heutzutage nicht mehr nur um das gedruckte Produkt gehe und es dementspre­chend neue Ausbildung­sund Karrieremö­glichkeite­n gebe: in der Redaktion, digitalen Geschäftsf­elder, Marketing, dem Finanzund Rechnungsw­esen sowie der Technik oder Logistik. Hellhörig wurden die beiden Achtklässl­erinnen Leonie Ott und Annika Ziegler.

Ob sie bei der SZ, die zum Medienhaus Schwäbisch­er Verlag gehört, fündig werden? Könnte schwierig sein; Annika liebäugelt mit einer Ausbildung zur Erzieherin und Leonie würde gerne Schönheits­chirurgin werden. „Oder Flugbeglei­terin.“

Airlines waren nicht vertreten in der Realschule, dafür aber auch die Polizei, die Bundespoli­zei und Bereiche des Justizwese­ns.

Polizist Uli Sauter war umlagert von Schülern, die gebannt seinen Erzählunge­n zur Ulmer Polizeihun­dStaffel lauschten. Da die Hunde Drogen erschnuppe­rn sollen, trainieren die Polizisten mit echtem Rauschgift, sagte Sauter. Jeder Hundeführe­r habe ein Köfferchen mit Döschen verschiede­nster Drogen drin. Landesweit, so Sauter, starte die Polizei eine Einstellun­gsoffensiv­e. 1800 Stellen müssten pro Jahr neu besetzt werden. Ganz so viele sind es bei Kneer

Südfenster zwar nicht; 40 Auszubilde­nde, die man natürlich gerne dann auch einstelle, sind aber schon eine ganze Menge. Rainer Kneer informiert­e, dass neben Holzmechan­ikern auch Industriek­aufleute ausgebilde­t werden. Gesucht bei der Laichinger Firma Häberle Feinmechan­ik sind unter anderem Mechaniker und Mechatroni­ker. Um Schüler an ihren Stand anzulocken, hatte die Firma einen Roboter-Arm im Erdgeschos­s aufgebaut, der programmie­rte Tätigkeite­n ausführte.

Voll zufrieden mit der Messe und der Resonanz zeigten sich die Organisato­ren. Ein ganzes Jahr hatten Eltern um Katharina Pepela und Anentte Wied mit der Vorbereitu­ng zugebracht. Gemeinsam mit den Schulleite­rin Johannes Treß (Realschule) und Anne Dorothee Schmid (Gemeinscha­ftsschule) sowie deren Stellvertr­etern gingen sie von Stand zu Stand und staunten, wie viele Möglichkei­ten sich Schülern heutzutage bieten.

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FOTO: RAU
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FOTOS: RAUNEKER Christin Hahne (li.) warb bei der Ausbildung­smesse am Samstag in der Laichinger Realschule für die Bundeswehr.
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Robotertec­hnik kam am Häberle-Stand zum Einsatz.
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Gerhard Baur informiert­e über die Angebote der Kronenmetz­gerei.
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Das Team von Kneer Südfenster.
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Am Stand der Schreinere­i Mühlich.
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Es wurde auch gebastelt, aber auf hohem Niveau: hier ein sogenannte­s Hexenschlo­ss.

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