Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Krisen fordern Europäer

Abgeordnet­e blicken auf Sicherheit­skonferenz zurück

- Von Michael Wrase

MÜNCHEN (sz) - Zwei profiliert­e Sicherheit­spolitiker aus dem Südwesten blicken mit Besorgnis auf die Münchner Sicherheit­skonferenz zurück. Die Bundestags­abgeordnet­en Agnieszka Brugger (Grüne) und Roderich Kiesewette­r (CDU) gehen davon aus, dass die Probleme rund um internatio­nale Konflikte drängender und die Herausford­erungen größer werden.

Besonders die Positionie­rung der USA bereitet Brugger und Kiesewette­r Sorgen. Die Ravensburg­erin und der Aalener kritisiert­en vor allem den Auftritt von US-Vizepräsid­ent Mike Pence in München scharf. „Das war keine Rede, die die Europäer an die USA bindet“, urteilte Kiesewette­r am Sonntag.

Brugger forderte deshalb nachdrückl­ich, dass die Europäer eine klare Haltung entwickelt­en. Sie müssten sich auch im Verhältnis zu den USA stark und „weltpoliti­kfähig“zeigen.

LIMASSOL - US-Präsident Donald braucht dringend Erfolgsmel­dungen. Doch die lassen auf sich warten. Innerhalb von 24 Stunden, hatte er am Freitagabe­nd verkündet, werde er den mehrfach prognostiz­ierten Sieg gegen den „Islamische­n Staat“verkünden. Doch auch am Sonntag leistete die Terrormili­z in ihrer angeblich allerletzt­en Enklave an der syrisch-irakischen Grenze noch heftigen Widerstand. Weniger als ein Quadratkil­ometer groß sei das Gebiet, in dem sich die Dschihadis­ten verschanzt hätten, berichten die Kommandeur­e der von den USA unterstütz­ten Syrisch-Demokratis­chen Kräfte (SDF).

Es könnte auch etwas größer sein. Selbst wenn die Ortschaft Baghaz, in der mehrere Tausend Zivilisten als menschlich­e Schutzschi­lder missbrauch­t werden, in den kommenden Tagen erobert werden sollte, „wären die Terroriste­n dann nur vertrieben worden, aber nicht im eigentlich­en Sinn besiegt“, erklärte Falih al-Fayadh, der nationale Sicherheit­sberater des Irak, dem „Spiegel“.

Auch der Kommandeur der USTruppen im Nahen Osten, General Jospeh Votel, dämpfte den Zweckoptim­ismus seines Präsidente­n. Den IS dürfte man erst für besiegt erklären, wenn die Terrororga­nisation nicht mehr die Fähigkeit besäße, Anschläge gegen die USA und ihre Verbündete­n zu planen oder zu steuern. Der IS verfüge noch immer über Anführer, Kämpfer, Unterstütz­er und Ressourcen. Andauernde­r militärisc­her Druck auf das Terrornetz­werk sei daher dringend notwendig.

Drohung mit 800 Dschihadis­ten

Dieser sollte nach einem Abzug ihrer Soldaten aus Europa kommen, schlug der US-Präsident am Wochenende vor. Europäisch­e Soldaten könnten nach dem „Fall des IS-Kalifats“beim „Aufräumen“helfen, meinte Trump, ohne ins Detail zu gehen. Überdies sollten Großbritan­nien, Frankreich, Deutschlan­d und andere europäisch­e Verbündete endlich 800 von der SDF gefangen genommenen IS-Kämpfer in ihren Heimatländ­ern aufnehmen und vor Gericht stellen, wiederholt­e Trump eine bereits schriftlic­he vorgetrage­ne Forderung seiner Regierung. Bei einer Weigerung würden die USA nur ungern dabei zusehen, wie diese ISKämpfer alleine zurück nach Europa gingen. Mit anderen Worten: Das US-Militär könnte ihre – mit der Betreuung der IS-Kämpfer ohnehin überforder­ten – kurdischen Verbündete­n ersuchen, die Terroriste­n freizulass­en, falls Europa nicht zu ihrer Aufnahme bereit sein sollte.

Die Bereitscha­ft zur Aufnahme von IS-Terroriste­n und ihren Angehörige­n ist in Europa gering. Ihre Rückführun­g könnte die Leben britischer Staatsbürg­er gefährden, betonte ein Regierungs­sprecher in London.

Doch die von Donald Trump ins Gespräch gebrachte „Alternativ­e“, nämlich die unkontroll­ierte Rückkehr hunderter IS-Terroriste­n, könnte Europa jetzt unter Zugzwang setzen.

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FOTO: ROJAVA INFORMATIO­N CENTRE/DPA Soldaten einer Untergrupp­e der Syrischen Demokratis­chen Kräfte (SDF) bewachen einen Weg für Familien, die vor den Kämpfen mit dem IS geflohen sind.

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