Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zu selten, um rentabel zu sein: Über extrem ungewöhnli­che Krankheite­n wird wenig geforscht

- GM1 Gangliosid­ose

Zum Glück ist die

eine extrem seltene Krankheit – für die Betroffene­n bedeutet aber eben dieser Umstand, dass es wenig Interesse gibt, Therapien dagegen zu entwickeln, weil mögliche Medikament­e nur sehr wenige Abnehmer fänden. Wolfgang Köhler, Experte der Deutschen Gesellscha­ft für Neurologie (DGN) und Oberarzt am Universitä­tsklinikum Leipzig, geht davon aus, dass die Krankheit nur einen bis fünf von 500 000 Menschen betrifft. Genaue Zahlen gebe es nicht, „wobei die Dunkelziff­er höher ist“. Es gebe verschiede­ne Verlaufsfo­rmen und Ausprägung­en, was es besonders schwierig mache, die richtige Diagnose zu stellen. „Normalen Kinderärzt­en, Hausverfüg­bar“, ärzten oder Neurologen kann man keinen Vorwurf machen, die Krankheit nicht sofort zu erkennen. Sie kommt einfach zu selten vor“, sagt Köhler. Umso wichtiger sei es, dass Ärzte, wenn ihnen etwas merkwürdig vorkomme, Patienten in spezialisi­erten neurologis­chen Zentren vorzustell­en. Leipzig sei so ein Zentrum, das sich auf etwa 50 Ausprägung­en des Spektrums der angeborene­n Stoffwechs­elerkranku­ngen konzentrie­re. Dennoch: „Im Moment ist faktisch keine Therapie sagt Wolfgang Köhler. Augenblick­lich werden nur die Symptome der Krankheit behandelt, nicht die Ursache. Es gebe zwar weltweite Forschunge­n, die an diesem Krankheits­bild zusammenar­beiteten, doch bislang ohne einen Durchbruch zu erzielen. Die Wissenscha­ft hofft auf genetische Ansätze, um der Krankheit in Zukunft beizukomme­n. Sie beruht auf einem Defekt eines einzelnen Gens. Tragen beide Elternteil­e diesen Defekt in sich, beträgt das Risiko, dass ein Kind an Gangliosid­ose erkrankt, etwa 25 Prozent.

Die Forschunge­n des kleinen Schweizer Unternehme­ns Dorphan konzentrie­ren sich indes nach Aussage von Wissenscha­ftler und Geschäftsf­ührer Stéphane Demotz auf den Abbau der Stoffwechs­elprodukte in den Zellen, die das Leiden auslösen. Versuche mit Spenderzel­len von Patienten geben Anlass zur Hoffnung, dass sich das Medikament, in einer klinischen Studie direkt am Menschen erprobt, bewähren würde. Zur Finanzieru­ng einer solchen Studie sind etwa 400 000 Euro nötig, die nun durch Spenden zusammenko­mmen sollen, damit das Forschungs­projekt am Leben erhalten werden kann. (nyf)

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FOTO: PRIVAT Neurologe Wolfgang Köhler wirkt in Leipzig.

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