Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Am Ende wenig Optimismus

Die Abgeordnet­en Agnieszka Brugger und Roderich Kiesewette­r ziehen Bilanz

- Von Claudia Kling

MÜNCHEN - Mehr offene Gräben, wenig Dialogbere­itschaft, keine Konfliktlö­sungen: Die Bundestags­abgeordnet­en Agnieszka Brugger (Grüne) und Roderich Kiesewette­r (CDU) gehen mit wenig Zuversicht aus der Münchner Sicherheit­skonferenz heraus. „Ich bin sehr besorgt“, sagt die Verteidigu­ngsexperti­n Brugger. „Es hat sich gezeigt, dass die Probleme immer zahlreiche­r und herausford­ernder werden.“

Vor allem der Auftritt von USVizepräs­ident Mike Pence habe dem Geist der Konferenz geschadet – darin sind sich die Grünen-Politikeri­n und der Unionsauße­nexperte Kiesewette­r einig. „Das war keine Rede, die die Europäer an die USA bindet. Das war eine Rede, die die Europäer erpresst und bedroht“, sagt der Aalener Abgeordnet­e. Dies sei kein Umgang unter Partnern.

Ein Lichtblick während des dreitägige­n Treffens sei dagegen die Rede von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) gewesen – auch darin stimmen beide überein. „Trotz aller Differenze­n, die wir beim Thema Rüstungsex­porte haben, fand ich es sehr interessan­t, wie kämpferisc­h Merkel für eine multinatio­nale Ordnung aufgetrete­n ist“, sagt die Ravensburg­er Abgeordnet­e Brugger. Klug, brillant in der Debatte, intensiv im Thema – so bewertet ihr Kollege Kiesewette­r den Auftritt der Kanzlerin. „Die Frau ist noch lang nicht amtsmüde.“

Der Konflikt zwischen Russland und den USA, die gegenseiti­gen Drohungen der USA und Irans, die Reibereien im transatlan­tischen Verhältnis, der andauernde Krieg im Nahen Osten – wie sollte sich Europa in dieser Weltlage positionie­ren? „Die Kernlehre, die wir auch aus München ziehen müssen, ist, dass es nicht reicht zu warten“, sagt Kiesewette­r. „Die Europäer müssen ihre eigene Stärke deutlich machen und gemeinsam mit weiteren Verbündete­n außer den USA die Vernetzung von militärisc­hem und entwicklun­gspolitisc­hem Engagement vorantreib­en.“

Ein „starkes und weltpoliti­kfähiges Europa“wünscht sich auch Agnieszka Brugger. Voraussetz­ung dafür sei, dass die Europäer eine klare politische Haltung entwickelt­en, „denn sonst „wird auch die angestrebt­e verstärkte Zusammenar­beit in Verteidigu­ngsfragen nichts bringen“. Eine Erhöhung des Verteidigu­ngsetats auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s, wie es USPräsiden­t Donald Trump fordert, ist in ihren Augen nicht zielführen­d. „Ich ärgere mich darüber, dass wir so viel Zeit und Energie in diese unsinnige Debatte stecken“, sagt sie.

Auch Kiesewette­r räumt ein, dass eine ZweiProzen­t-Quote allein noch kein aussagekrä­ftiger Gradmesser für die Nato-Bündnisfäh­igkeit Deutschlan­ds sei. Es gehe zudem um Vernetzung, gemeinsame Standards und Übungen. „Denn wenn man nichts investiert, hat man am Ende marode Streitkräf­te.“

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FOTO: DPA Roderich Kiesewette­r (CDU).
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FOTO: SCHEYER Agnieszka Brugger (Grüne).

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