Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Experten informieren über Gülle
Westerheimer Fachmann und Kreisbauernverband Ulm-Ehingen klären auf
BLIENSHOFEN - Gülle ist ein natürlich anfallender und hauptsächlich aus Urin und Kot landwirtschaftlicher Nutztiere bestehender Wirtschaftsdünger. Am Samstagnachmittag stand die Flüssigkeit im Mittelpunkt eines vom Kreisbauernverband Ulm-Ehingen in Blienshofen veranstalteten Gülletags.
Im Blienshofer Feststadl des Agrartechnikunternehmens Knab informierten Kreisbauernverbandspräsident Ernst Buck aus Holzkirch und Diplom-Ingenieur Klaus Ascher aus Westerheim über die Auswirkungen der seit 1. Juli 2017 in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Düngeverordnung. Der Organisation ist es ein Anliegen, die Öffentlichkeit zu informieren.
Vorbei sind die Zeiten, als die Bauern die übel riechende Ausscheidungsflüssigkeit aus einem hölzernen Güllefass nach eigenem Gutdünken auf ihren Feldern verteilten. Moderne Agrartechnik sorgt heute für bedarfsgerechte und umweltschonende Ausbringung. Dieser müssen eingehende Bodenproben vorausgehen. Dabei werden die im Boden verfügbare Nährstoffmengen ermittelt. Zusätzlich muss der Stickstoffgehalt der Gülle festgestellt werden.
Ernst Buck zeigte grüne, weiße und schwarze Messbecher, in denen die der Düngebedarfsberechnung zugrundeliegenden und in Tiefen bis zu 30, 60 und 90 Zentimeter ausgehobenen Bodenproben erfasst werden. Erst nach dem Vorliegen der Düngebedarfsermittlung darf die Düngung beginnen.
Ernst Buck hinterfragte den Sinn des komplizierten und bei seiner Anwendung mit viel Arbeitsaufwand verbundenen Regelwerks. An Hand von Übersichtskarten verdeutlichte er, dass hohe Nitratbelastung des Grundwassers in Baden-Württemberg vor allem in Zentren hoher Bevölkerungsdichte vorkommt.
Stickstoff, Phosphor, Kalium und andere Nährstoffe machen Gülle zu einem wichtigen Dünger. Sein Vorkommen in landwirtschaftlichen Betrieben vermindert den Bedarf an synthetischen Düngemitteln. Emissionsarme Schlitzverfahren und Injektionstechniken sorgen für umweltfreundliche Ausbringung auf Feldern. Die dafür geeigneten riesigen Fahrzeuge konnten die Besucher des Gülletags auf dem Gelände der Firma Knab besichtigen. Die Umsetzung des neuen Düngerechts werde Landwirtschaftsbetrieben enorme Veränderungen abfordern, teilt der Deutsche Bauernverband mit. Er möchte verhindern, dass wie in Dänemark massive Einschränkungen der Stickstoffdüngung zu minderer Qualität des Brotgetreides führt. Dänemark ist gezwungen, zum Backen geeigneten Qualitätsweizen zu importieren.
„Wir machen seit zehn Jahren nur Scheiße“, umschrieb Klaus Ascher etwas anrüchig das Tätigkeitsfeld seiner 2009 gegründeten Firma Ascher Agrartechnik in Westerheim. „Gülle aus anderer Sicht“lautete das Thema seines Vortrags. Die Verminderung von Gestank und klimawirksamer Spurengase bei der Ausbringung von Gülle hat er sich zum Ziel gesetzt. Dünnflüssigkeit und homogene Zusammensetzung hält er für Voraussetzungen optimaler Ausbringung. Verdünnung mit Wasser ist das Prinzip. Dafür bietet er Rührwerke zur Einmischung von Schwimm- und Sinkschichten, Zerkleinerung und Durchmischung des Düngers an. Die Vorteile der Stofftrennung bestehen laut Ascher in erhöhter Fließfähigkeit und Lagerraumeinsparung. Feststoffe können als Humusdüngung im Ackerbau verwendet werden. Klaus Ascher bedauert, dass in Baden-Württemberg nur größere Betriebe durch das Agrarinvestitionsförderungsprogramm (AFP) gefördert werden, in Bayern dagegen alle.