Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Rexroth schafft 250 Stellen in Ulm
Antriebsspezialist investiert auf dem Eselsberg - Auch Liebherr siedelt neue Tochterfirma an
ULM/ELCHINGEN - Große Firmennamen lockt der Obere Eselsberg an. Rund um den „Science Park III“werden bald Bosch Rexroth, Liebherr, Sartorius und Polygran neue Standorte eröffnen. Dies gab Christian Bried, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft PEG, bekannt. „Das bringt einen großen Schub.“
Bosch Rexroth eröffnet nach eigenen Angaben bereits im April ein neues Kunden- und Innovationszentrum in unmittelbarer Nähe zum Science Park III. Damit schaffe das Unternehmen zusätzlich zu seinen Standorten und Werken weltweit einen Ort, an dem strategische Zukunftsthemen unternehmensübergreifend und über alle Technologien und Bereiche hinweg vorangetrieben werden. Dazu zählen zum Beispiel Projekte und Geschäftsmodelle rund um Digitalisierung, Elektrifizierung und die Fabrik der Zukunft. Das Unternehmen mietet dazu das derzeit leerstehende Gebäude in der LiseMeitner-Straße 4 an.
Investiert werden nach Angaben der Ulmer PEG sechs Millionen Euro. Auf dem Nachbargrundstück plant die PEG ein neues Gebäude, das Bosch Rexroth anmieten wird. Kosten laut PEG: zehn bis 15 Millionen Euro. Bis Ende 2020 sollen in beiden Gebäuden rund 250 Menschen arbeiten. Wie es aus der RexrothPressestelle auf Nachfrage heißt, handelt es sich bei den 250 Stellen um vorhandene Jobs. Das neue Zentrum sei „standortübergreifend“, es werden also Stellen aus ganz Deutschland nach Ulm verlagert.
Was das konkret für den Standort Elchingen heißt, sei noch nicht klar. Klar sei jedoch: Mit dem Thema „Elektrifizierung von Mobilhydraulik“wird künftig auch ein „Elchinger Thema“in Ulm bearbeitet. „Wir haben bewusst einen Standort in einer gut angeschlossenen Metropolregion und in der Nähe von vielen und wichtigen Kunden und Partnern gewählt“, sagte Rexroth-Sprecherin Susanne Gehrling auf Nachfrage.
Der Science-Park in Ulm wird künftig für die Sparte LiebherrHausgeräte das Zentrum für Digitalisierung. Die Firma zieht in ein „Z4“genanntes Bürogebäude. Das im Bau befindliche markante Haus an der Zufahrt zum Science Park III in der Marie-Goeppert-Mayer-Straße hat sechs Etagen. Im Erdgeschoss ist zudem ein Verbrauchermarkt vorgesehen
In interdisziplinären und internationalen Teams mit umfassendem Software Know-how arbeitet Liebherr künftig in Ulm im „Z4“daran, ein Vernetzungs-Ecosystem für Kühl- und Gefriergeräte zu schaffen und neuartige Geschäftsmodelle zu etablieren. In Ulm werden alle Bereiche der Digitalisierung vertreten sein wie etwa die Vernetzung („Internet der Dinge“), Cloud, Datenauswertung und Mobile App. Dazu zählen auch Design von vernetzten Geräten, Objekterkennung, Maschinelles Sehen („Computer Vision“) sowie Sprachbedienung.
Mit der Gründung der „LiebherrHausgeräte Vertriebs- und Service“will das Unternehmen dem Marktwandel und den sich verändernden Kundenanforderungen begegnen. Die Zentrale der neu gegründeten Gesellschaft wird sich ebenfalls im Science-Park niederlassen. 13 bis 14 Millionen investiert die PEG. Eröffnung soll noch diese Jahr sein.
Dass der Pharmazulieferer Sartorius nach Ulm kommt, ist schon seit Monaten bekannt. Das noch in Laupheim sitzende Unternehmen entwickelt Zelllinien und Proteinproduktionsprozesse, lizenziert Technologien zur Herstellung von Proteinen und bietet Zellkulturmedien an.
Die durch lebende Zellen hergestellten Proteine kommen in der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten zum Einsatz. Stedim Biotech hatte das Laupheimer Unternehmen Cellca 2015 mit rund 30 Mitarbeitern übernommen. Inzwischen sind dort rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Nach dem Umzug will das Unternehmen in Ulm auf mehr als 120 Mitarbeiter wachsen. Eröffnung des 30-Millionen-Gebäudes soll noch 2019 sein.
Polygran ist ein IT- Haus, das sich unter anderem dem Thema Applikationen verschrieben hat. Das Unternehmen, das seinen Sitz momentan noch in der Ulmer Innenstadt hat, ist in zuletzt stark expandiert und beschäftigt derzeit rund 40 Mitarbeiter an den zwei Standorten Ulm und Sofia. Eröffnung soll in zwei Jahren sein. Die Rolle der PEG ist bei den vier Projekten unterschiedlich: Für Liebherr sowie für den Antriebs- und Steuerungsspezialisten Bosch Rexroth stellt die PEG Mietgebäude. Sartorius und IT-Anbieter Polygran berät und begleitet die PEG bei der Planung und Errichtung ihrer neuen Unternehmensstandorte im Science Park III.
Czisch lobt Innovationskraft
Oberbürgermeister Gunter Czisch nahm per Pressemitteilung Stellung zum Mix aus jungen Unternehmen und Traditionsfirmen, die sich für den Science Park III entschieden haben. „Trotz aller Unterschiede, was Branchen und Produkte betrifft: Diese Unternehmen zeichnen sich alle durch ihre ungewöhnliche Innovationskraft und Zukunftsorientierung aus.“Die vier Firmen, deren Pläne Bried im jüngst im Hauptausschuss skizzierte, wollen mehrere hundert Arbeitsplätze in der Wissenschaftsstadt schaffen.