Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
AKW-Müll: Ärzte bedauern Entscheidung
WEISSENHORN/ULM (sz) - Mit Bedauern nimmt die Ulmer Ärzteinitiative die Entscheidung des Landratsamtes Neu-Ulm zur Kenntnis, dass in Weißenhorn ab sofort wieder sogenannte freigemessene Abfälle aus dem Kernkraftwerk Gundremmingen verbrannt werden dürfen. Der Landrat und die Mehrheit der Kreisräte hätten damit eine wertvolle Chance verstreichen lassen, sich aktiv für einen vorbeugenden Gesundheitsschutz zum Benefit der Bevölkerung und auch deren Nachkommen einzusetzen, teilte die Initiative am Freitagnachmittag mit.
Als Gewinn des öffentlichen Diskurses in den vergangenen Tage sei immerhin festzuhalten, dass eine Sensibilisierung für Gefahren von ionisierender Strahlung eingetreten sei. Wie berichtet, sollen weitere Messungen zu Schadstoffbelastungen und radioaktiven Werten in Weißenhorn vorgenommen werden. Ferne begrüßen die Ärzte, dass sich offensichtlich – anders als vorher – ein Bemühen um Transparenz durchgesetzt habe. Mit einer neuen „Informationsoffensive“des Abfallwirtschaftsbetriebs Neu-Ulm sollen die Weißenhorner Bürger in Zukunft zeitnah und transparent über die Messungen informiert werden. Zudem habe Landrat Thorsten Freudenberger angekündigt, dass er sich um eine landesweite AKW-Müll-Lösung bemühen wolle.
Diese Lösung sollte aber nicht dazu führen, dass der AKW-Müll aus Gundremmingen ohne weitere Atomaufsicht nur auf mehrere Müllverbrennungsanlagen verteilt wird, fordert die Ärzteinitiative. Da ein Strahlungspotenzial durch einen normalen radioaktiven Zerfall von selbst weniger werde, propagiert sie eine abgeschirmte Lagerung unter Atomaufsicht, zum Beispiel auf dem AKW-Gelände.