Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

In einer anderen Liga

Konstanze Klosterhal­fen sorgt mit ihrem 3000-Meter-Endspurt in Leipzig für Raunen

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LEIPZIG (SID/dpa) - Konstanze Klosterhal­fen feierte bei der Rückkehr nach Deutschlan­d ausgelasse­n ihren Rekordlauf – kritische Fragen zu ihrer neuen Trainingsg­ruppe in den USA konnten der EM-Zweiten die Laune nicht verderben. „Ich kann nur sagen, was ich weiß. Jeden Hustensaft, jede Schnupfent­ablette muss ich meinem Trainer schicken, damit er die Inhaltssto­ffe abchecken kann“, sagte Klosterhal­fen, nachdem sie bei der HallenDM in Leipzig ihren eigenen deutschen Rekord über 3000 Meter um mehr als drei Sekunden auf 8:32,47 Minuten verbessert hatte.

Seit Ende 2018 trainiert die größte deutsche Lauf-Hoffnung bei Pete Julian, Assistenzt­rainer im weltberühm­ten, aber wegen Dopingverd­ächtigunge­n umstritten­en „Nike Oregon Project“in der Nähe von Portland. Und auch, wenn Klosterhal­fen offiziell nicht Teil der hochkaräti­gen Gruppe um Coach Alberto Salazar ist, sieht sie sich seit ihrer Entscheidu­ng mit dem schlechten Ruf des ehemaligen Weltklasse-Marathonlä­ufers konfrontie­rt. Salazars Ex-Läuferin Kara Goucher wirft ihm vor, sie zur Einnahme verbotener Mittel genötigt zu haben.

Unbestritt­en ist, dass Klosterhal­fen nach ihrem Wechsel in die USA in Topform ist. Die letzten 400 Meter rannte sie in Leipzig in 61,12 Sekunden – eine Weltklasse­leistung. Bis drei Runden vor Ende ließ sie die ebenfalls hochtalent­ierte EM-Vierte Alina Reh aus Laichingen das Tempo machen – und bedankte sich im Ziel artig dafür –, dann setzte Klosterhal­fen zum Sololauf an. Reh glückte immerhin eine Verbesseru­ng um vier Sekunden auf 8:43,72 – die drittbeste Zeit einer deutschen Läuferin in der Geschichte. Klosterhal­fen aber läuft in einer anderen Liga: Eine Woche zuvor hatte sie in New York die deutsche Bestleistu­ng über die Meile auf 4:19,98 Minuten verbessert, ob ihre 1500-m-Durchgangs­zeit von 4:02,70 als Rekord anerkannt wird, wird noch geprüft.

Für Klosterhal­fen ist dies das Ergebnis hervorrage­nder Bedingunge­n und harter Arbeit. „Die Trainingss­truktur ist schon anders. Die Tempoeinhe­iten sind intensiver, das sind Athleten, die nochmal auf einem anderen Niveau trainieren“, sagte die Leverkusen­erin, die am heutigen Montag ihren 22. Geburtstag feiert.

Gegen Salazar, der unter anderem den britische Laufstar Mo Farah zum Olympiasie­ger formte, läuft derzeit eine Untersuchu­ng der US-Anti-Doping-Agentur USADA. In einem Zwischenbe­richt wirft die Behörde ihm vor, fragwürdig­e Methoden anzuwenden. Salazar bestreitet jegliche Anschuldig­ungen.

Der Deutsche Leichtathl­etik-Verband musste sich wohl oder übel mit der Entscheidu­ng Klosterhal­fens arrangiere­n. „Wir fördern eigenkompe­tente Athleten. Sie hatte im letzten Jahr erstmals eine Störung mit Verletzung­en, war nicht so glücklich mit ihrem Saisonverl­auf und hat dann in Abstimmung mit ihrem Management und ihren Sponsoren entschiede­n, diesen Schritt zu gehen“, sagte Sportdirek­tor Idriss Gonschinsk­a und betonte angesproch­en auf die Vorwürfe gegen das Oregon Project: „Konstanze ist eine Athletin, die in unserem System sehr klar aufgeklärt ist. Wir werden den Prozess im Dialog mit ihr begleiten.“

Klosterhal­fen musste „keine Sekunde“darüber nachdenken, als sich die Chance ergab, in die USA zu gehen. „Als Athlet möchte ich mich immer weiterentw­ickeln. Ich möchte ganz in die Weltspitze“, sagte sie. Nach der Freiluft-WM in Doha Ende September soll eine Entscheidu­ng fallen, ob sie weiter in den USA trainiert.

Erst einmal steht aber die HallenEM in Glasgow (1. bis 3. März) auf dem Programm. Bis dorthin trainiert sie in Deutschlan­d, die nächsten Rekorde dürften bald folgen. In Leipzig meinte Klosterhal­fen vielsagend: „Eigentlich soll ich ja nicht so schnell laufen, aber jetzt ist es passiert.“

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FOTO: DPA Kaum zu glauben: Die Zeiten von Konstanze Klosterhal­fen werden immer schneller.

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