Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kommissar Häberle ermittelt auch im „Bombenwald“
Autor Manfred Bomm aus Geislingen-Eybach stellt im Merklinger Backhaus seinen 19. Krimi vor
MERKLINGEN - Dreifache Premiere in Merklingen: Dort hat Krimi-Autor Manfred Bomm seinen neuen Krimi „Blumenrausch“vorgestellt. Es war seine erste Lesung und Buchvorstellung zu seinem 19. Buch mit August Häberle als ermittelnder Kommissar. Zudem war es die erste Autorenlesung in dem im vergangenen Jahr eingeweihten Backhaus. Schließlich spielen Teile des Romans in Merklingen – auch das das erste Mal. Im dortigen „Bombenwald“und in der ehemaligen Wirtschaft „Waldhorn“.
Rund 70 Besucher lauschten aufmerksam seinen amüsanten und ironischen, teilweise aber auch kritischen Ausführungen und den Passagen, die Manfred Bomm aus seinem Krimi „Blumenrausch“vorstellte. Nicht wenige Gäste erwarben sich hinterher ein druckfrisches Buch und ließen es von dem Krimiautor aus Geislingen-Eybach signieren.
Den erfolgreichen Autor aus der Fünf-Täler-Stadt sowie die zahlreichen Zuhörer hieß Bürgermeister Sven Kneipp willkommen mit dem Hinweis, dass Bomm nach Jahren wieder zu einer Lesung nach Merklingen gekommen sei. Damals hatte er seinen zwölften Krimi vorgestellt. Sven Kneipp nahm zunächst in dem für den Gast vorgesehenen großen Sessel auf dem Podium Platz, der dann lieber stehend und sich frei bewegend sein Buch vorstellte – wie man es von ihm gewohnt ist.
Wieder mal hat sein Krimi Lokalbezug zur Region Laichinger Alb: War sein 17. Krimi mit dem Titel „Traufgänger“in Heroldstatt im Höhlenrasthaus, der Sontheimer Höhle sowie in der Ortsmitte bei einer „Rubafi Services GmbH“angesiedelt, so spielt sein 19. Werk mit dem Titel „Blumenrausch“weiter nördlich und zwar in Merklingen und dort im sogenannten einstigen Bombenwald, wo die in den Jahren 1952 bis 1991 in Ulm und Neu-Ulm stationierten US-Soldaten zunächst Munition gelagert und später Pershing-Raketen aufgestellt hatten.
Die ehemalige Gastwirtschaft „Waldhorn“im Widderstall spielt in dem Buch als Ort des Geschehens ebenfalls eine wichtige Rolle, sie ist wohl ein konspirativer Treffpunkt von zwielichtigen Gestalten. Im „Bombenwald“kommt es zudem zu einem nächtlichen Großeinsatz der Polizei, weil sich die Ermittlungen auf einen alten Bunker erstrecken. Doch mehr wollte der 68-Jährige Autor nicht verraten, denn mit Spannung und Neugier sollen seine Leser an das Buch ran gehen, so Bomm.
Weitere Schauplätze bilden noch die Stadt Heilbronn, und dort die Bundesgartenschau mit dem Baustellen-Areal, ein Rotlicht-Milieu und eine Wachholderheide. In der Münsterstadt Ulm lebte die ermordete Biophysikerin und auch die Stadt Geislingen darf nicht fehlen, in der ein finanziell angeschlagenen Gärtner eine dubiose Rolle spielt. Weiterer Ort der ineinander verflochtenen Handlungsstränge ist Münsingen, wo Prostituierte Iri lebt und wo ein Mord an einem Blumenhändler geschieht. Erinnerungen an einen bis heute nicht aufgeklärten Fall in Laichingen werden dabei wach, den der Krimiautor aus datenschutzrechtlichen Gründen in einen anderen Landkreis und eine andere Stadt verlegt hat. Schließlich erstreckt sich der Fall noch bis Künzelsau, weil Astronaut Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation ein Umwelt-Experiment betreuen soll, das wieder mit der ermordeten Biophysikerin aus Ulm zu tun hat.
Manfred Bomm kennt die Orte und Plätze seiner Handlungen sehr gut, wie er bei seiner Lesung am Freitagabend in Merklingen augenzwinkernd darlegte: „Nur 99 Prozent meiner Schauplätze sehe ich mir persönlich an.“Das sei auch in Merklingen der Fall gewesen, wo ihm am 4. Januar 2018 an einem regnerischen Tag Bürgermeister Sven Kneipp das ehemalige Militärgelände im Bombenwald und den Teilort Widderstall zeigte. Die Handlung spielt ein Jahr vor der Bundesgartenschau in Heilbronn, als auf dem Baustellen-Areal die junge Wissenschaftlerin aus Ulm ermordet wird – ein Verbrechen, das weite Kreise bis nach Merklingen und Münsingen zieht. Kommissar August Häberle ist in seinem 19. Fall auf jeden Fall sehr gefordert.
Reale Geschehnisse aufgegriffen
Bomm wäre nicht Bomm, würde er bei seinen Krimilesungen nicht immer wieder Seitenhiebe gegen Politiker und die Obrigkeit austeilen und Kritik an manchen gesellschaftlichen Zuständen üben. Der Geislinger hat seinen Roman „Blumenrausch“ganz eng an reale Geschehnisse und historische Ereignisse geknüpft. So wird noch einmal die Friedensbewegung der 80er Jahre lebendig, als gegen die Stationierung von Atomwaffen protestiert und eine Menschenkette von Stuttgart bis Neu-Ulm gebildet wurde. Im „Bombenwald“bei Merklingen trifft deshalb Vergangenes auf Gegenwärtiges. Bei seiner Buchpräsentation schilderte er zudem, wie er Fiktion und Wirklichkeit miteinander verbunden hat – und dabei humorvollsatirische Blicke auf die heutige Gesellschaft wirft. Die Zuschauer durften deshalb auch lachen.
Die Buchvorstellung war weder trocken noch langweilig, denn in der Pause der Lesung durften sich die Gäste mit Flammkuchen und einem guten Tropfen eines Württembergers stärken. Die Spenden gingen an die Aktion „Merklinger helft“der Bürgerstiftung Laichinger Alb für einen guten Zweck.