Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
So entsteht das Programm fürs Zelt
Im Büro am Eselsberg feilt das Festivalteam derzeit an der im Mai beginnenden Saison - Dabei muss es manchmal Rückschläge hinnehmen
ULM - Das Foto im großen Raum, gleich über dem Besprechungstisch, zeigt das Ulmer Zelt aus der Vogelperspektive. Kein besonders auffälliges Bild, aber ein wichtiges, wie Jan Ilg, künstlerischer Leiter des Festivals, erklärt. Weil es einen bei der Arbeit daran erinnert, worum es eigentlich geht. „Hier oben ist es manchmal schwierig, das Projekt im Kopf zu haben“, sagt der 38-Jährige. „Hier oben“, das ist das Fort Unterer Eselsberg, hinter dessen dicken Wänden der Verein zur Förderung der Freien Kultur Ulm, der Veranstalter des Zelts, sein Hauptquartier hat. Dort, fast fünf Kilometer vom Festivalgelände in der Friedrichsau entfernt, wird derzeit an den letzten Details des Programms gefeilt.
Ilg ist in dem trutzigen Bau nicht allein. Seit Anfang Februar hat er einen neuen Kollegen: Adrian Büsselmann, 36, zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Die beiden kennen sich schon lange – als sie beide Praktikanten im Roxy waren. Büsselmann wurde dann sogar der erste Auszubildende im Ulmer Kulturzentrum. Nachdem dieses zuletzt mehrere Jahre im kommerziellen Veranstaltungssektor tätig war, hat er sich bewusst für den Wechsel zum Zelt entschieden – weil dort das Künstlerische wichtiger als das Finanzielle ist. „Und es hat mich gereizt, dass es ein großes Team gibt und man mit vielen Leuten zusammenarbeiten kann.“
An einem normalen Werktag ist davon im Büro freilich wenig zu spüren: Die Ehrenamtlichen sind dann nicht da, nur Ilg, Büsselmann und Aushilfe Adrian Wowra sitzen da, schreiben Mails, telefonieren, checken Verträge und Abläufe. Derzeit befinden sich die Vorbereitungen in einer abstrakten Phase, wie Ilg erklärt: Je mehr rote Felder sein Kalender hat, desto näher rückt die Saison. Er kann zufrieden sein: Inzwischen sind fast alle Veranstaltungstage rot markiert – das Zeichen dafür, dass das Booking für diesen Termin eingetütet ist. Die Kabarettsonntage etwa sind schon alle fix, zuletzt kam noch Christoph Sieber (2. Juni) dazu, das Kinderprogramm hat die dafür zuständige Vereinsgruppe schon lange fertig. „Die arbeiten schon an 2020“, zollt ihnen Ilg Respekt.
70 Euro Eintritt sind zu viel
Wie aber entsteht das Programm? „Wir haben keinen Plan, dass es aus einem bestimmten Genre soundsoviele Veranstaltungen gibt“, erklärt der Kulturmanager. Am Anfang der Planung steht die Sondierung des Marktes: Welche Künstler sind im Festivalzeitraum auf Tour? Wer kommt in Frage? Und auch: Wen kann sich das Zelt leisten? Letzteres wird zunehmend schwieriger. Er zähle gar nicht mehr, wie das Booking an den Gagen scheitert, sagt Ilg. „Da bist du schnell bei 40 000, 50 000 Euro, das spielen wir nicht ein. Ich kann keine 70 Euro Eintritt verlangen.“Rund 50 Euro, das ist beim Zelt die Obergrenze. Ilg: „Wir sind nicht mehr so billig wie früher, aber wir sind beim Preis fast immer unter dem Tourschnitt.“
Dieses Jahr sei unter anderem Jazz-Senkrechtstarter Kamasi Washington zu teuer für Ulm gewesen. Ilg zuckt die Schultern. „Das ist völlig in Ordnung“, sagt, so sei eben der Markt.
Und die Erfahrung zeigt: Die Künstler, die schon einmal im Zelt waren, lassen sich leicht zu einem weiteren Auftritt in der Au bewegen und sind sogar bei der Gage oft entgegenkommend. Bei Stefanie Heinzmann, so Ilg, sei sogar das Management auf die Ulmer zugekommen – weil die Schweizerin unbedingt in der Au spielen wollte. „Das ist schön, so etwas zu hören. Das ist eine tolle Bestätigung.“
Auf eines können sich die beiden Hauptamtlichen sowieso verlassen: dass das Team im Hintergrund, das sich um alles von der Gastronomie bis zur Buchhaltung kümmert, funktioniert. Ilg: „Jeder weiß, was er machen muss, man muss jedes Jahr nur an ein paar Stellschrauben drehen.“
Das komplette
wird im April veröffentlicht, für einige Konzerte sind unter love-your-artist.de/ ulmer-zelt bereits Tickets verfügbar. Erhältlich sind Karten für Manu Katché (23. Mai), die Get Well Soon (25. Mai), Axel Rudi Pell (5. Juni), Stefanie Heinzmann (7. Juni), Kettcar (14. Juni) und Keb’ Mo (6. Juli).
Für Tower of Power (24. Mai) und Seiler & Speer (31. Mai) sind die Vorabkontingente schon vergriffen. Zum offiziellen Vorverkaufsstart am 3. Mai gibt es auch für diese Konzerte wieder Tickets.