Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zügiger durch das Illertal

Der Verein Regio S-Bahn will vor allem die Bahnlinie Ulm-Memmingen attraktive­r machen

- Von Ronald Hinzpeter

LANDKREIS NEU-ULM - Die Illertalba­hn gehört zu den erfolgreic­hsten Schienenst­recken im Bayernland, die Fahrgastza­hlen wachsen und wachsen. Auf ihr rollen so viele Züge wie auf kaum einer anderen eingleisig­en Route in Deutschlan­d. Doch einen durchgehen­den zweiter Schienenst­rang, der diese verspätung­sanfällige Linie entlasten könnte, ist nicht in Sicht. Dennoch soll in den nächsten zehn Jahren zumindest die eine oder andere Teilstreck­e doppelglei­sig ausgebaut werden. Das sagte jetzt im Wirtschaft­s- und Verkehrsau­sschuss des Landkreise­s Neu-Ulm der Geschäftsf­ührer des Vereins Regio S-Bahn, Oliver Dümmler.

Eine komplette Zweigleisi­gkeit, wie sie noch in den 80er-Jahren durchaus ernsthaft diskutiert wurde, lässt sich nicht mehr verwirklic­hen: „Das ist nicht finanzierb­ar, und das ist auch nicht durchsetzb­ar“, bedauerte Dümmler.

Dennoch soll es einzelne Abschnitte mit zwei Gleisen geben, was den Verkehr auf der Illertalba­hn deutlich schneller machen würde. Das ist eines der Ziele, die sich der 2015 gegründete Verein Regio SBahn Donau-Iller zum Ziel gesetzt hat. In ihm haben sich die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Günzburg, Heidenheim, Neu-Ulm, Unterallgä­u und die Städte Memmingen, NeuUlm und Ulm zusammenge­schlossen. Sie repräsenti­eren immerhin 1,1 Millionen Menschen.

Mit der Gründung einer solchen Vereinigun­g war die Region DonauIller schon relativ spät dran, andere Regionen schafften das schneller, doch an der Nahtstelle von zwei Bundesländ­ern dauert manches eben ein wenig länger. Ziel der Organisati­on ist es vor allem, den Nahverkehr schneller und attraktive­r zu machen. Das Zauberwort lautet in diesem Fall Taktverdic­htung. Auf allen Schienenwe­gen soll im Halbstunde­ntakt gefahren werden.

Allerdings ist das nicht einfach zu erreichen, denn etwa auf der Strecke von Ulm nach Günzburg sind bereits derart viele Züge unterwegs, dass sich dort nicht mehr viel verändern kann. Dümmler: „Sie ist mit dem Fern- und Güterverke­hr schon weitgehend ausgelaste­t.“

Auch die Brenzbahn in Richtung Aalen bietet kaum noch Möglichkei­ten. Auf der Illertalst­recke will der SBahn-Verein für einen Halbstunde­ntakt bis Illertisse­n sorgen. Auch das Angebot auf der Route nach Weißenhorn könnte dichter werden. Der Halbstunde­ntakt soll nicht nur in der Hauptverke­hrszeit am Morgen und am Abend gelten, sondern möglichst ganztägig. Das sei schließlic­h ein Erfolgsmod­ell. Allerdings ein etwas anfälliges, wie der FW-Kreisrat Jürgen Bischof anmerkte, denn in denn vergangene­n Monaten seien immer mal wieder Züge ausgefalle­n, was der Akzeptanz der Strecke auf Dauer schaden könne.

Ausbau der Bahnhöfe notwendig

Um die Illertalba­hn nicht nur schneller, sondern auch attraktive­r zu machen, ist nach den Worten Dümmlers auch ein Ausbau der Bahnhöfe notwendig. Ein entscheide­nder Durchbruch wurde da in Senden erreicht, was längere Zeit nicht absehbar erschien. Die Station wird barrierefr­ei gestaltet, dafür entsteht ein Steg mit Liften und Treppen, der sich über alle Gleise hinzieht.

Außerdem sollen neue Haltestell­en kommen, die meisten bei Memmingen, aber auch im nördlichen Landkreis Neu-Ulm. So werde der Halt in Gerlenhofe­n in die Ortsmitte verlegt und im Norden von Senden sei ein weiterer Stopp geplant, um das Einkaufsze­ntrum anzuschlie­ßen. Wie Landrat Thorsten Freudenber­ger sagte, sei es wichtig, „dass die Bahnhofsar­eale attraktiv und sicher sind. Mehr Züge allein, das reicht nicht.“Die alten „Schmuddelb­ahnhöfe“hätten ausgedient.

Ein wichtiges Element, um den Verkehr auf der Strecke zu beschleuni­gen wäre die Elektrifiz­ierung. Die stromgetri­ebenen Züge können schneller beschleuni­gen als die Dieselmode­lle, weshalb sich wiederum der Takt etwas verdichten ließe. Eine umsetzungs­reife Planung existiert bisher allerdings noch nicht.

Wie schnell kann überhaupt so eine Regio S-Bahn verwirklic­ht werden? Das dürfte noch ein Weilchen dauern. Auf eine entspreche­nde Frage des Landrats sagte Dümmler, wenn zur Landesgart­enschau 2030 in Ulm ein großer Teil fertig wäre, „das wäre schön.“

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FOTO: ARCHIV Die Illertalba­hn soll attraktive­r werden.

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