Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ode an den Winter

- Das Wintertage­buch.

Wenn Nigel Slater etwas nicht mag, dann sind es Kochbücher, die wie Formelsamm­lungen daherkomme­n. Wo listenarti­g die Zutaten und die Zubereitun­g aufgereiht werden, unterlegt von möglichst bunten Bildern. Für den Briten müssen Rezepte immer auch Geschichte­n erzählen. Diese Einstellun­g hat ihn zum wortgewalt­igsten und poetischst­en aller Kochbuchau­toren gemacht mit einer eigenen Kolumne in der Zeitung „Observer“– und das seit 20 Jahren.

„Das Wintertage­buch“ist das achte Werk des 60-Jährigen; gemäß des Titels beschreibt Slater die Zeit zwischen dem 1. November und dem 2. Februar mit vielen persönlich­en Anmerkunge­n, ja fast schon philosophi­schen Texten und jeweils einem Gericht pro Tag. Das können zum Beispiel Glühweine und Winterdrin­ks sein aus Trockenfrü­chten, Weihnachts­gewürzen und verschiede­nen Spirituose­n, die erst mal ein paar Wochen durchziehe­n müssen, bis sie serviert werden (und auch die alkoholget­ränkten Früchtchen finden hinterher noch Verwendung, wenn sie voll sind „wie eine Haubitze“). Vorgestell­t und mit Notizen versehen werden aber auch Anleitunge­n für Wintergemü­se und -salate, Weihnachts­stollen, Schmorbrat­en, Christmas Cakes, Pies, Terrinen und Pasteten – alles, was perfekt zur kalten Jahreszeit passt. Überhaupt outet sich Nigel Slater auch jenseits der Kulinarik als Anhänger der Kälte und des Schnees.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die englische Küche aus mehr als Plumpuddin­g und Minzsoße besteht – here we are.

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