Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sie hoffen auf eine gute Beteiligung
Kirchengemeinderäte und Landessynodale werden am 1. Dezember gewählt.
BLAUBEUREN/LAICHINGEN - Am ersten Adventsonntag, 1. Dezember, wählen die rund 1,8 Millionen wahlberechtigten Mitglieder der evangelischen Landeskirche in Württemberg neue Kirchengemeinderäte sowie eine neue Landessynode. Etwa 10 000 Kirchengemeinderätinnen und Kirchengemeinderäte leiten die 1244 Kirchengemeinden der Landeskirche zusammen mit ihrer Pfarrerin beziehungsweise ihrem Pfarrer. Die 90 ebenfalls zu wählenden Landessynodalen bestimmen den Kurs der gesamten Kirche auf landeskirchlicher Ebene mit.
Im Kirchenbezirk Blaubeuren sind 20 641 Personen wahlberechtigt. 29 Gemeinden bilden den Kirchenbezirk beziehungsweise das Dekanat Blaubeuren, zu dem aus der Region auch die Kirchengemeinden Machtolsheim, Suppingen, Merklingen, Nellingen, Oppingen, Berghülen, Bühlenhausen und Treffensbuch gehören. Bei den Kirchengemeinderatswahlen 2013 vor sechs Jahren hatte der Bezirk noch 22 170 Wahlberechtigte, so dass bei den am ersten Adventssonntag anstehenden Wahlen etwa 6,9 Prozent weniger evangelische Christen zu den Wahlurnen gehen. „Der Rückgang ist bedauerlich. Wir sind leider eine schrumpfende Landeskirche und auch die Zahl der Mitglieder im Dekanat ist rückläufig“, bedauert Dekan Frithjof Schwesig. Im Schnitt um die 1,5 Prozent im Jahr schrumpfe die Zahl der Kirchenmitglieder. Er wünscht sich sehr, dass dieser fallende Trend gestoppt und umgedreht werden kann.
Wahlberechtigt bei der evangelischen Kirchenwahl sind alle gemeldeten Mitglieder der Kirchengemeinden ab dem 14. Lebensjahr. Mit der Konfirmation werde ein junger Christ als vollwertiges Mitglied in der Gemeinde gesehen, so sei eine Wahlberechtigung ab dem Konfirmandenalter sinnvoll und angebracht, meint Dekan Schwesig. Gewählt werden und damit Verantwortung übernehmen dürfen alle Mitglieder ab 18 Jahren. Nicht einfach gewesen sei es, ausreichend Kandidaten zu finden, bei der Landeskirche wie auch im Dekanat Blaubeuren, das sich von Blaustein bis Machtolsheim und von Radelstetten bis Munderkingen erstreckt. Dem in drei Distrikte eingeteilte Kirchenbezirk Blaubeuren gehören rund 25 100 Gemeindeglieder an.
Lediglich in vier der 29 Kirchengemeinden im evangelischen Dekanat Blaubeuren kann am 1. Dezember eine echte Kirchengemeinderatswahl abgehalten werden, denn in diesen Gemeinden kann eine Auswahl unter den Kandidaten getroffen werden. Mehr Bewerber als vorgeschrieben haben sich in den Gemeinden Nellingen, Rottenacker, Scharenstetten und Munderkingen gemeldet. In Nellingen, Rottenacker und Scharenstetten steht ein Name mehr als verlangt auf den Wahlzetteln, in Munderkingen gar zwei. „Hinsichtlich der Bewerberzahl ist Munderkingen unsere Leuchte im Dekanat“, meint etwas augenzwinkernd Frithjof Schwesig.
Keine Wahl in Radelstetten
In 24 Gemeinden im Kirchenbezirk haben sich genau so viele Kandidaten gemeldet wie Plätze an den Ratstischen vorgesehen sind. Das bedeutet, dass alle Bewerber das Amt des Kirchengemeinderats antreten und damit Verantwortung übernehmen können. Nicht gewählt werden kann in der kleinen Kirchengemeinde Radelstetten mit 132 Gemeindegliedern, wo lediglich drei Kandidaten eine Kandidatur signalisierten, vier aber notwendig waren. Da wird eine Nachfrist gesetzt und eine Gemeindeversammlung
wird abgehalten. Sollte dann immer noch nicht ein Kirchengemeinderat zustande kommen, muss eine „ortskirchliche Verwaltung“die Aufgaben der Gemeinde ausüben und innerhalb von zwei Jahren ist eine Kirchengemeinderatswahl nachzuholen.
Dekan Schwesig hofft, dass die Wahlbeteiligung zumindest wieder bei 29,4 Prozent wie bei den Wahlen vor sechs Jahren liegt. Bei den Wahlen 2013 hatte im Kirchenbezirk Blaubeuren die Gemeinde Treffensbuch bei 46 Wahlberechtigten die meisten Wähler: 63,64 Prozent schritten damals zu den Wahlurnen. Die geringste Wahlbeteiligung war in Ehingen mit gerade mal 15,72 Prozent gegeben. Die Wahlbescheinigungen seien alle raus und jeder Wahlberechtigte könne bequem auch per Briefwahl über die Zusammensetzung der Kirchenparlamente entscheiden.
Auch wenn in 24 von 29 Gemeinden keine richtige Wahl stattfinden kann, so appelliert Dekan Frithjof Schwesig an die Wähler, doch von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die kirchliche Wahl sei sichtbarer Ausdruck der demokratischen Struktur der Landeskirche. „Die Wahl ist ein Zeichen der Unterstützung sowie der Solidarität und der Anerkennung“, betont Schwesig. Eine hohe Wahlbeteiligung bedeute eine Stärkung und Motivation bei der doch umfangreichen Arbeit der Kirchengemeinderäte. Sie bedeute auch Rückhalt und Anerkennung. „Ich zolle jedem Kandidaten meinen hohen Respekt und danke für die Bereitschaft, zu kandidieren“, legt er dar. Schön sei auch, dass zum Teil jüngere Menschen zur Kandidatur bereit waren. Verständnis habe er auch für den Rücktritt mancher Räte.
Aufgaben gebe es in jeder Kirchengemeinde mehr als genügend, legen Dekan Frithjof Schwesig wie auch Blaubeurens Pfarrerin Irene Palm dar. Kindergartenangelegenheiten, Bausachen kommen zu Verwaltungsaufgaben und Gottesdiensten hinzu. Doch am Herzen liegen Schwesig und Palm die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus in Wort und Tat. „Das Wort Gottes soll auch in Zukunft die Menschen im Land erreichen“, unterstreicht der Dekan. „Die Kirche mit ihrer Frohbotschaft muss Teil der Gesellschaft bleiben“, ergänzt die Blaubeurer Pfarrerin.
„Ich zolle jedem Kandidaten meinen hohen Respekt.“Dekan Frithjof Schwesig zu den Kirchengemeinderatswahlen