Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Prinz Andrew legt Ämter nieder

Prinz Andrew lässt nach Vorwürfen in Epstein-Skandal öffentlich­e Aufgaben ruhen

- Von Christoph Meyer und Silvia Kusidlo

LONDON (AFP) - Prinz Andrew legt nach seinem umstritten­en Fernsehint­erview zu den gegen ihn erhobenen Missbrauch­svorwürfen in der Epstein-Affäre seine öffentlich­en Aufgaben als Mitglied des britischen Königshaus­es nieder. Er habe „Ihre Majestät gebeten, auf absehbare Zeit von öffentlich­en Aufgaben zurücktret­en zu dürfen“, erklärte Prinz Andrew am Mittwochab­end. Königin Elizabeth II., seine Mutter, habe dem Anliegen des 59-Jährigen bereits zugestimmt.

LONDON (dpa) - Der britische Prinz Andrew (59) nimmt wegen seiner Verwicklun­g in den Epstein-Skandal vorerst keine offizielle­n Aufgaben für die britische Königsfami­lie mehr wahr. Das teilte der zweitältes­te Sohn von Königin Elizabeth II. am Mittwochab­end mit.

Ihm sei klar geworden, „dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisati­onen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstütz­t habe“, schrieb Andrew. Er habe daher die Queen gebeten, „auf absehbare Zeit“von seinen Aufgaben zurücktret­en zu dürfen. Die Königin habe ihm das gewährt.

Er bereue weiterhin uneingesch­ränkt seine Verbindung zu Epstein und habe zutiefst Mitgefühl mit den Opfern. „Selbstvers­tändlich bin ich bereit, mit jeder angemessen­en Ermittlung­sbehörde zusammenzu­arbeiten, wenn es notwendig sein sollte“, so Andrew am Mittwoch, dem 72. Hochzeitst­ag seiner Eltern Elizabeth und Philip.

Der US-amerikanis­che Multimilli­onär Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hat, war unter anderem wegen sexuellen Missbrauch­s Minderjähr­iger angeklagt. Er soll seine Opfer auch zur Prostituti­on gezwungen haben. Eines der Opfer behauptet, mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein. Der Royal bestreitet das.

Doch in den vergangene­n Tagen geriet Andrew immer stärker unter Druck. Mehrere große Sponsoren entzogen Projekten, für die Andrew als Schirmherr fungierte, ihre Unterstütz­ung. Darunter waren so namhafte Unternehme­n wie BT (British Telecommun­ications), die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t

KPMG und die Bank Standard Chartered.

Noch am Wochenende hatte der Prinz versucht, sich in einem BBCIntervi­ew zu rechtferti­gen – er geriet aber stattdesse­n noch stärker in die Kritik. Zweifel an seiner Glaubwürdi­gkeit weckte unter anderem ein Brief seines ehemaligen Privatsekr­etärs an die Tageszeitu­ng „The Times“. Darin heißt es, Andrew habe Epstein Anfang der 90er-Jahre kennengele­rnt. Der Prinz hatte der BBC aber gesagt, er habe Epstein erstmals 1999 getroffen. Zudem wurde ihm vorgeworfe­n, kein Mitgefühl für die Missbrauch­sopfer zum Ausdruck gebracht zu haben.

Royal-Experten hatten bereits vermutet, dass Andrew angesichts der vielen Ungereimth­eiten seine offizielle­n Pflichten aufgeben könnte – zumindest so lange, bis alle Fragen in dem Skandal, die ihn betreffen, geklärt sind. Ohnehin wird davon ausgegange­n, dass Thronfolge­r Prinz Charles nach dem Tod von Queen Elizabeth II. (93) die Zahl der Repräsenta­nten des Königshaus­es reduzieren wird.

Andrew soll der Lieblingss­ohn der Königin sein, stand aber stets im Schatten seines älteren Bruders Charles. Er hatte seit frühester Jugend den Ruf eines Playboys, der mit Schauspiel­erinnen und Models liiert war. Schnell wurde ihm der Spitzname „Randy Andy“(etwa: „Geiler Andy“) verpasst.

1986 heiratete er die gelernte Sekretärin Sarah Ferguson („Fergie“). Die beiden hatten sich über Prinzessin Diana kennen gelernt, die zuvor Prinz Charles geheiratet hatte. Mehrere Hundert Millionen Zuschauer verfolgten Andrews und „Fergies“Traumhochz­eit in der Londoner Westminste­r Abbey. Das Paar bekam zwei Töchter, die heute 31-jährige Beatrice und Eugenie (29).

Sarah soll während ihrer Ehe immer wieder Affären gehabt haben. Das Paar ließ sich 1996 scheiden. Bis heute sind die beiden aber eng miteinande­r befreundet, leben quasi Tür an Tür und machen gemeinsam Urlaub. Bis zuletzt hat „Fergie“ihren Andrew im Zusammenha­ng mit dem Epstein-Skandal immer wieder verteidigt. „Andrew ist ein wahrer und echter Gentleman“, twitterte die Herzogin erst kürzlich. Er sei nicht nur pflichtbew­usst, sondern immer auch freundlich und gutherzig.

Andrew ist derzeit nicht das einzige Sorgenkind der Queen. Enkel Prinz Harry (35) und seine Frau Meghan (38) scheinen sich immer weiter vom Königshaus abzusonder­n. Sie pochen auf ihre Privatsphä­re und halten insbesonde­re zu Prinz William und Kate (beide 37) Abstand.

 ?? FOTO: DPA ?? Prinz Andrew hat sich in Widersprüc­he verstrickt.
FOTO: DPA Prinz Andrew hat sich in Widersprüc­he verstrickt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany