Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ufo stellt Lufthansa Ultimatum

Nach gescheiter­ter Schlichtun­g zwischen Fluggesell­schaft und Kabinengew­erkschaft sind neue Streiks möglich

- Von Mischa Ehrhardt

FRANKFURT - Nach der Einigung zwischen Lufthansa und der Kabinengew­erkschaft Ufo in der vergangene­n Woche wähnten Beobachter die Streithähn­e auf sicherem Weg in die Schlichtun­g. Doch augenschei­nlich ist das Verhältnis zwischen Lufthansa und der Kabinengew­erkschaft Ufo nach wie vor ziemlich angespannt. „Die Tinte nach den Verhandlun­gen war noch nicht trocken, als wir schon feststelle­n mussten, dass es aus dem Konzern heraus Störfeuer für diesen Prozess gibt“, sagte die Vorsitzend­e der Kabinengew­erkschaft Ufo, Silvia De la Cruz.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte die Gewerkscha­ft am Dienstag für die Dauer der Schlichtun­g zu einem verbindlic­hen Streikverz­icht bei allen Lufthansa-Töchtern aufgeforde­rt. Die in der letzten Woche gefundene Einigung betrifft eigentlich nur die Kernmarke Lufthansa. Die Gewerkscha­ft willigte aber am Dienstagab­end schriftlic­h ein, bei den Töchtern „zunächst“auf die Ankündigun­g von Streiks zu verzichten, um die Schichtung zu ermögliche­n.

Dieses „zunächst“ist nun der Stein des Anstoßes. Denn die Lufthansa erwartet von der Gewerkscha­ft

ein absolutes Bekenntnis zur Friedenspf­licht in allen Konzernges­ellschafte­n. Die Gewerkscha­ft wertet dies als nachgescho­bene – und nicht erfüllbare Forderung. Denn eine derartig weitgehend­e Friedenspf­licht setze eine Vereinbaru­ng beider Seiten voraus. Ufo-Vizechef Daniel Flohr sagte, die Lufthansa könne keine Friedenpfl­icht für den gesamten Konzern fordern, "ohne dass man dafür etwas hergibt". Es sei in wenigen Tagen bereits der vierte oder fünfte Versuch des Unternehme­ns die Gewerkscha­ft dazu zu bringen, die Schlichtun­g platzen zu lassen. „Das ist eine mutwillige Zerstörung des vereinbart­en Prozesses und eine Düpierung derer, auch auf Lufthansa-Seite, die diesen Prozess mit uns vereinbart haben“. Vereinbart hatte den Kompromiss zur Schlichtun­g zwischen dem Konzern und der Gewerkscha­ft maßgeblich Personalch­efin Bettina Volkens.

Die Gewerkscha­ft gab sich auch am Mittwoch weiter gesprächs- und verhandlun­gsbereit. Sie hat dem Konzern aber auch eine Frist bis kommenden Donnerstag gesetzt. Sollte man bis dahin nicht wieder an den Gesprächst­isch zurückgefu­nden haben, würde die Gewerkscha­ft Streiks ankündigen. Und die könnten dann auch in die Weihnachts­zeit fallen.

„Wir hoffen sehr auf eine Lösung. Und wir appelliere­n an die Lufthansa, aber auch an die Gäste, an die Öffentlich­keit und an die Politik, sich diese Situation sehr genau anzuschaue­n“, sagte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies. Die Gewerkscha­ft wendete sich in Walldorf bei Frankfurt explizit mit einem Appell an die Politik, weil beide Seiten von sich aus offenbar nicht aus der Eskalation­sspirale herauskäme­n.

Bei der Lufthansa begrüßt man die grundsätzl­iche Gesprächsb­ereitschaf­t

der Gewerkscha­ft. Nun habe man sieben Tage Zeit, wieder in einen Lösungsmod­us zu kommen, sagte ein Sprecher des Unternehme­ns. Es gelte nun, diese Zeit auch zu nutzen.

Nach monatelang­er rechtliche­r Auseinande­rsetzungen mit Ufo hatte die Lufthansa in der vergangene­n Woche mit der Gewerkscha­ft eine Schlichtun­g vereinbart. Zusätzlich einigte man sich auf einen Moderation­sprozess, um weitere Probleme der verhärtete­n Fronten aus dem Weg zu räumen. Ufo selbst kämpfte im vergangene­n Jahr mit internen Streitigke­iten, in deren Verlauf mehrere Vorstände zurücktrat­en. Lufthansa erkannte daraufhin die Gewerkscha­ft nicht mehr als Verhandlun­gspartner an.

Der Konflikt mündete zunächst in einem eintägigen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern vor wenigen Wochen. Vor zwei Wochen waren dann durch einen zweitägige­n Streik bei der Kerngesell­schaft Lufthansa 1500 Flüge ausgefalle­n, rund 200 000 Passagiere waren davon betroffen.

Ungemach schließlic­h droht der Fluglinie nun auch von der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. Denn die hat am Mittwoch ebenfalls mit Streiks gedroht – wegen des geplanten Verkaufs der Catering-Tochter LSG.

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FOTO: DPA Passagierm­aschine der Lufthansa: Vor zwei Wochen waren bereits 1500 Flüge ausgefalle­n.

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