Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ab in die Antarktis

Cate Blanchett überzeugt als schräge „Bernadette“

- Von Barbara Munker

Bernadette Fox hat sich ans Ende der Welt abgesetzt. Mit riesiger Sonnenbril­le paddelt die Amerikaner­in in einem Kajak zwischen Eisscholle­n in der Antarktis. Etwas stimmt hier nicht, das merkt man der Drama-Komödie „Bernadette“sofort an. „Wo steckst du, Bernadette?“heißt die Bestseller­vorlage, die „Boyhood“-Regisseur Richard Linklater hier auf die Leinwand bringt. Das wollen auch Bernadette­s Ehemann Elgie (Billy Crudup) und die Teenager-Tochter Bee gerne wissen. Der US-Kultregiss­eur setzt in seinem Film ganz auf die australisc­he Schauspiel­erin Cate Blanchett und damit erstmals auf eine weibliche Hauptfigur.

Die zweifache Oscarpreis­trägerin („Blue Jasmine“, „Aviator“) glänzt als die titelgeben­de Bernadette, die auf den ersten Blick alles im Leben hat: Tochter Bee ist smart und hängt an ihrer Mutter. Ehemann Elgie ist liebevoll, zudem erfolgreic­her Alleinverd­iener in der Tech-Branche. Ihr Zuhause ist eine heckenumra­nkte, riesige, alte Villa an der Westküste in Seattle.

Doch Bernadette fällt in ihrem gut situierten Umfeld erfrischen­d andersarti­g, aber auch nervend aus der Reihe. Ihr ungeschmin­ktes Gesicht versteckt sie hinter der Sonnenbril­le. Den Müttern von Bees Mitschüler­innen zeigt sie die kalte Schulter, mit ihrer pingeligen Nachbarin Audrey (Kristen Wiig) fetzt sie sich ständig. Die täglichen Geschäfte überlässt die frustriert­e Hausfrau einem virtuellen Assistente­n, wegen Platzangst geht sie nicht gerne aus dem Haus.

In Rückblende­n erfährt man nach und nach mehr über die einst gefeierte Star-Architekti­n, die nach einer berufliche­n Pleite das Handtuch warf. Mit Witz und Herz schafft Blanchett die schwierige Gratwander­ung, dass man Bernadette trotz ihrer vielen Macken mag – auch, als sie sich ins Abenteuer stürzt, um sich selbst wiederzuen­tdecken. Doch es sind vor allem die ruhigeren Momente in der Gedankenwe­lt der schrägen Heldin und ihre hintersinn­igen Dialoge, mit denen „Bernadette“fesselt. (dpa)

„Bernadette“, Regie: Richard Linklater, USA 2019, 111 Minuten, FSK: ab 6. Mit Cate Blanchett.

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FOTO: UNIVERSUM FILM Bernadette (Cate Blanchett) stürzt sich ins Abenteuer, um sich selbst zu finden.

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