Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zu viel Quatsch

Das ewige deutsche Volleyball-Duell war im Pokalviert­elfinale sehr einseitig

- Von Theresa Gnann und Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Eigentlich hatten sich die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen auf einem guten Weg gewähnt. Nach einem etwas holprigen Saisonstar­t hatte zuletzt alles danach ausgesehen, als wäre die neuformier­te Mannschaft vom Bodensee weit genug, um es aufnehmen zu können mit Berlin, dem Meister. Doch beim 0:3 (20:25, 21:25, 22:25) im Viertelfin­ale um den DVV-Pokal musste der VfB – wie schon im Supercup – die Berliner Übermacht anerkennen. Die Friedrichs­hafener spielten schwach, leisteten sich zu viele Fehler in allen Bereichen und hatten gegen keineswegs am Limit zu spielen scheinende Berliner nie eine echte Chance.

„Man darf sie nicht spielen lassen. Denn wenn sie ihre athletisch­e Dominanz ausspielen können, kann es natürlich schwierig werden“, musste Friedrichs­hafens Trainer Michael Warm anschließe­nd anerkennen. Berlin zog zu Beginn davon, „dann hat uns ein bisschen der Glaube und der Mut verlassen“, so Warm.

Den erfolgsver­wöhnten Fans – in den drei Jahren zuvor gewann der VfB jeweils Pokal und Supercup – droht eine Saison ohne Titelfreud­en. Auch wenn die Bundesliga­saison noch jung ist und noch viel Zeit zum Lernen ist: Aktuell ist es schwer vorstellba­r, dass die Friedrichs­hafener sich so verbessern können, um es irgendwann mit diesen bärenstark­en Berlinern aufzunehme­n.

3212 Zuschauer, endlich war die Halle mal voll, waren in die ZF-Arena gekommen. Darunter nach langer Zeit auch Stelian Moculescu, die VfBTrainer­legende, die vor anderthalb Jahren überrasche­nd in Berlin einsprang – und dann dem VfB vor eigenem Publikum den Meistertit­el wegschnapp­te.

Besondere Brisanz in das Duell hatte im Vorfeld eine Entscheidu­ng des Deutschen Volleyball­verbands gebracht – meinte man. Nach mehr als zwei Jahren wurde VfB-Libero Markus Steuerwald wieder für die Nationalma­nnschaft berufen. Dort hat sich in dieser Zeit der aus Muthmannsh­ofen bei Leutkirch im Allgäu stammende und seit dieser Saison für Berlin spielende Julian Zenger als Stammliber­o etabliert. Beim ersten Kräftemess­en der beiden konnte sich keiner einen Vorteil erspielen – beide spielten gut.

„Zu aufgeregt und aufgedreht“

„Der Juli macht das ganz anständig, er hat sich über die Jahre kontinuier­lich gesteigert. Wir brauchen uns auf der Liberoposi­tion in den nächsten zehn Jahren keine Sorgen zu machen“, sagte Steuerwald.

Die Angriffe seiner Teamkolleg­en kamen einfach zu selten durch, viel zu oft landeten ihre Aufschläge im Netz. Auch Berlin machte, vor allem im ersten Satz, Fehler. Doch der VfB machte mehr, im zweiten Satz leistete sich die Mannschaft alleine acht Fehler im Aufschlag; den Berlinern genügten wiederum gerade mal acht eigene Angriffspu­nkte, um den Satz zu gewinnen. „Wir spielen zu unkonstant. Ansonsten könnten wir mithalten. Wir machen gute Sachen, aber wir machen auch zu viel Quatsch zwischendu­rch“, sagte Steuerwald, „wir müssen darüber reden, warum wir so aufgeregt und aufgedreht sind.“Den Pokal müssen die Friedrichs­hafener damit anderen überlassen.

Wenige Stunden vor dem Spiel wurde bekannt, dass Warm künftig nicht mehr Trainer der österreich­ischen Nationalma­nnschaft ist. Er will sich jetzt ganz auf den VfB konzentrie­ren. Und auf den einzigen Titel, der noch zu holen ist.

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FOTO: GÜNTER KRAM Wo ist der Ball? Rares Balean kommt zu spät.

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