Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Zu viel Quatsch
Das ewige deutsche Volleyball-Duell war im Pokalviertelfinale sehr einseitig
FRIEDRICHSHAFEN - Eigentlich hatten sich die Volleyballer des VfB Friedrichshafen auf einem guten Weg gewähnt. Nach einem etwas holprigen Saisonstart hatte zuletzt alles danach ausgesehen, als wäre die neuformierte Mannschaft vom Bodensee weit genug, um es aufnehmen zu können mit Berlin, dem Meister. Doch beim 0:3 (20:25, 21:25, 22:25) im Viertelfinale um den DVV-Pokal musste der VfB – wie schon im Supercup – die Berliner Übermacht anerkennen. Die Friedrichshafener spielten schwach, leisteten sich zu viele Fehler in allen Bereichen und hatten gegen keineswegs am Limit zu spielen scheinende Berliner nie eine echte Chance.
„Man darf sie nicht spielen lassen. Denn wenn sie ihre athletische Dominanz ausspielen können, kann es natürlich schwierig werden“, musste Friedrichshafens Trainer Michael Warm anschließend anerkennen. Berlin zog zu Beginn davon, „dann hat uns ein bisschen der Glaube und der Mut verlassen“, so Warm.
Den erfolgsverwöhnten Fans – in den drei Jahren zuvor gewann der VfB jeweils Pokal und Supercup – droht eine Saison ohne Titelfreuden. Auch wenn die Bundesligasaison noch jung ist und noch viel Zeit zum Lernen ist: Aktuell ist es schwer vorstellbar, dass die Friedrichshafener sich so verbessern können, um es irgendwann mit diesen bärenstarken Berlinern aufzunehmen.
3212 Zuschauer, endlich war die Halle mal voll, waren in die ZF-Arena gekommen. Darunter nach langer Zeit auch Stelian Moculescu, die VfBTrainerlegende, die vor anderthalb Jahren überraschend in Berlin einsprang – und dann dem VfB vor eigenem Publikum den Meistertitel wegschnappte.
Besondere Brisanz in das Duell hatte im Vorfeld eine Entscheidung des Deutschen Volleyballverbands gebracht – meinte man. Nach mehr als zwei Jahren wurde VfB-Libero Markus Steuerwald wieder für die Nationalmannschaft berufen. Dort hat sich in dieser Zeit der aus Muthmannshofen bei Leutkirch im Allgäu stammende und seit dieser Saison für Berlin spielende Julian Zenger als Stammlibero etabliert. Beim ersten Kräftemessen der beiden konnte sich keiner einen Vorteil erspielen – beide spielten gut.
„Zu aufgeregt und aufgedreht“
„Der Juli macht das ganz anständig, er hat sich über die Jahre kontinuierlich gesteigert. Wir brauchen uns auf der Liberoposition in den nächsten zehn Jahren keine Sorgen zu machen“, sagte Steuerwald.
Die Angriffe seiner Teamkollegen kamen einfach zu selten durch, viel zu oft landeten ihre Aufschläge im Netz. Auch Berlin machte, vor allem im ersten Satz, Fehler. Doch der VfB machte mehr, im zweiten Satz leistete sich die Mannschaft alleine acht Fehler im Aufschlag; den Berlinern genügten wiederum gerade mal acht eigene Angriffspunkte, um den Satz zu gewinnen. „Wir spielen zu unkonstant. Ansonsten könnten wir mithalten. Wir machen gute Sachen, aber wir machen auch zu viel Quatsch zwischendurch“, sagte Steuerwald, „wir müssen darüber reden, warum wir so aufgeregt und aufgedreht sind.“Den Pokal müssen die Friedrichshafener damit anderen überlassen.
Wenige Stunden vor dem Spiel wurde bekannt, dass Warm künftig nicht mehr Trainer der österreichischen Nationalmannschaft ist. Er will sich jetzt ganz auf den VfB konzentrieren. Und auf den einzigen Titel, der noch zu holen ist.