Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Merklingen stellt halbe Million Euro für Kanalsanierung bereit
Die Gemeinde muss sich anteilig an den Sanierungskosten eines Abwasserrohres im Lautertal beteiligen
MERKLINGEN - Vor einem Jahr hat sich die Gemeinde Merklingen dem Abwasserzweckverband Neu-Ulm angeschlossen. Jetzt muss sie sich mit rund 514 000 Euro an einer Kanalsanierungsmaßnahme im Lautertal beteiligen. Eine Wahl bleibt ihr nicht.
Grund für die unerwartete Investition sind Schäden an einer Abwasserrohrleitung, die durch das Wasserschutzgebiet im Lautertal in Richtung Neu-Ulm führt. Durch dieses Rohr leitet unter anderem auch die Gemeinde Merklingen Abwasser ab. Im Lautertal hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit Kolibakterien im Trinkwasser gegeben. Dort gibt es große Grundwasservorkommen, aus denen Trinkwasser gewonnen wird. Wasserschutzzonen sollen die Vorkommen vor schädlichen Einflüssen bewahren.
Erst nach längerer Suche und dem abschnittsweisen Absperren und Untersuchen der Rohrleitung fand man laut dem Ingenieurbüro Wassermüller die Ursache der wiederkehrenden Verseuchung: Die fahrende ferngesteuerte Kamera fand „mittlere bis sehr starke“Oberflächenschäden in einem Abwassersammler, also einer Rohrleitung aus
Asbestzement, die unterirdisch durch das Wasserschutzgebiet verläuft. Konkret hatte die Rohrsohle an mehreren Stellen Löcher, durch welche Grundwasser in den Kanal drückte und umgekehrt bei starkem Abfluss auch Abwasser ins Grundwasser gelangte – und damit letztlich auch die Kolibakterien ins Trinkwasser.
Dieser 35 Jahre alte Wassersammler muss nun schnellstens saniert werden. Laut Bericht des Ingenieurbüros Wassermüller soll die Sanierung im „Close-Fit-Verfahren“erfolgen. Dabei wird sozusagen ein neues Kunststoffrohr in das bestehende Asbestzementrohr eingezogen, ohne den Kanal aufbaggern zu müssen.
Die auf rund 1,67 Millionen Euro geschätzten Kosten werden anteilig auf die Gemeinden oder Städte aufgeteilt, die Abwasser in den Kanal einleiten. Das sind neben Merklingen die Gemeinde Berghülen sowie die Städte Blaustein und Blaubeuren. Weil Merklingen mit 30,8 Prozent den größten Einleiteanteil hat, muss die Gemeinde auch anteilig den größten Teil der Sanierungskosten tragen, also rund 514 000 Euro.
Der Merklinger Bürgermeister Sven Kneipp (parteilos) erklärt in der jüngsten Ratssitzung: „Wäre der Schaden bereits vor unserem Einstieg in den Abwasserzweckverband aufgetreten, wäre der Preis, zu dem wir uns in den Abwasserzweckverband einkauften, entsprechend den anteiligen Reparaturkosten gestiegen.“
Ein kleiner Lichtblick: Das runderneuerte Kanalteilstück soll mehrere Jahrzehnte halten, sodass in dieser Zeit auch hoffentlich keine weiteren Investitionen nötig werden. Zum Vergleich: Das Asbestzementrohr wurde vor 35 Jahren eingezogen und ist inzwischen vor allem im Bereich der Nuten, also an den Verbindungsteilen der Rohre, stark beschädigt. Vermutlich entstehen laut Ingenieurbüro Wassermüller Verwirbelungen an den Nuten, die im Abwasser enthaltenen Sandkörner und Kieselchen könnten den Asbestbeton in Mitleidenschaft gezogen haben. Solche Nuten gebe es in den neuen Rohren aber nicht, sodass man diese Probleme nicht haben werde, hofft man.
Die 514 000 Euro für die Sanierung will die Gemeinde auf einen Schlag zum Sanierungsbeginn zahlen. Dann sollen die Kosten auf die Merklinger Bürger umgelegt werden, über einen Zeitraum von 80 Jahren.