Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Merklingen stellt halbe Million Euro für Kanalsanie­rung bereit

Die Gemeinde muss sich anteilig an den Sanierungs­kosten eines Abwasserro­hres im Lautertal beteiligen

- Von Christoph Schneider

MERKLINGEN - Vor einem Jahr hat sich die Gemeinde Merklingen dem Abwasserzw­eckverband Neu-Ulm angeschlos­sen. Jetzt muss sie sich mit rund 514 000 Euro an einer Kanalsanie­rungsmaßna­hme im Lautertal beteiligen. Eine Wahl bleibt ihr nicht.

Grund für die unerwartet­e Investitio­n sind Schäden an einer Abwasserro­hrleitung, die durch das Wasserschu­tzgebiet im Lautertal in Richtung Neu-Ulm führt. Durch dieses Rohr leitet unter anderem auch die Gemeinde Merklingen Abwasser ab. Im Lautertal hatte es in den vergangene­n Jahren immer wieder Probleme mit Kolibakter­ien im Trinkwasse­r gegeben. Dort gibt es große Grundwasse­rvorkommen, aus denen Trinkwasse­r gewonnen wird. Wasserschu­tzzonen sollen die Vorkommen vor schädliche­n Einflüssen bewahren.

Erst nach längerer Suche und dem abschnitts­weisen Absperren und Untersuche­n der Rohrleitun­g fand man laut dem Ingenieurb­üro Wassermüll­er die Ursache der wiederkehr­enden Verseuchun­g: Die fahrende ferngesteu­erte Kamera fand „mittlere bis sehr starke“Oberfläche­nschäden in einem Abwassersa­mmler, also einer Rohrleitun­g aus

Asbestzeme­nt, die unterirdis­ch durch das Wasserschu­tzgebiet verläuft. Konkret hatte die Rohrsohle an mehreren Stellen Löcher, durch welche Grundwasse­r in den Kanal drückte und umgekehrt bei starkem Abfluss auch Abwasser ins Grundwasse­r gelangte – und damit letztlich auch die Kolibakter­ien ins Trinkwasse­r.

Dieser 35 Jahre alte Wassersamm­ler muss nun schnellste­ns saniert werden. Laut Bericht des Ingenieurb­üros Wassermüll­er soll die Sanierung im „Close-Fit-Verfahren“erfolgen. Dabei wird sozusagen ein neues Kunststoff­rohr in das bestehende Asbestzeme­ntrohr eingezogen, ohne den Kanal aufbaggern zu müssen.

Die auf rund 1,67 Millionen Euro geschätzte­n Kosten werden anteilig auf die Gemeinden oder Städte aufgeteilt, die Abwasser in den Kanal einleiten. Das sind neben Merklingen die Gemeinde Berghülen sowie die Städte Blaustein und Blaubeuren. Weil Merklingen mit 30,8 Prozent den größten Einleitean­teil hat, muss die Gemeinde auch anteilig den größten Teil der Sanierungs­kosten tragen, also rund 514 000 Euro.

Der Merklinger Bürgermeis­ter Sven Kneipp (parteilos) erklärt in der jüngsten Ratssitzun­g: „Wäre der Schaden bereits vor unserem Einstieg in den Abwasserzw­eckverband aufgetrete­n, wäre der Preis, zu dem wir uns in den Abwasserzw­eckverband einkauften, entspreche­nd den anteiligen Reparaturk­osten gestiegen.“

Ein kleiner Lichtblick: Das runderneue­rte Kanalteils­tück soll mehrere Jahrzehnte halten, sodass in dieser Zeit auch hoffentlic­h keine weiteren Investitio­nen nötig werden. Zum Vergleich: Das Asbestzeme­ntrohr wurde vor 35 Jahren eingezogen und ist inzwischen vor allem im Bereich der Nuten, also an den Verbindung­steilen der Rohre, stark beschädigt. Vermutlich entstehen laut Ingenieurb­üro Wassermüll­er Verwirbelu­ngen an den Nuten, die im Abwasser enthaltene­n Sandkörner und Kieselchen könnten den Asbestbeto­n in Mitleidens­chaft gezogen haben. Solche Nuten gebe es in den neuen Rohren aber nicht, sodass man diese Probleme nicht haben werde, hofft man.

Die 514 000 Euro für die Sanierung will die Gemeinde auf einen Schlag zum Sanierungs­beginn zahlen. Dann sollen die Kosten auf die Merklinger Bürger umgelegt werden, über einen Zeitraum von 80 Jahren.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Dieses Bild der ferngesteu­erten Kamera – die nur eine niedrige Bildqualit­ät liefert – zeigt eine Stelle im Kanal, an der Grundwasse­r durch die kaputte Kanalsohle drückt und wie ein kleiner Springbrun­nen sprudelt.
FOTO: PRIVAT Dieses Bild der ferngesteu­erten Kamera – die nur eine niedrige Bildqualit­ät liefert – zeigt eine Stelle im Kanal, an der Grundwasse­r durch die kaputte Kanalsohle drückt und wie ein kleiner Springbrun­nen sprudelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany