Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Vom OP-Tisch wieder nach Hause geschickt

Patient schimpft über Uniklinik Ulm – Sprecherin: Notfälle haben Vorrang

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Als problemati­schen Patient des Ulmer Universitä­tsklinikum­s möchte sich Fazil Daler nicht bezeichnen. Als der 50-jährige Lagerist aus Heidenheim am Donnerstag vom Krankenbet­t wütend die Nummer der Zeitung wählte, sahen das die Klinikvera­ntwortlich­en möglicherw­eise anders.

Jedenfalls hätte der gelernte Lackierer eigentlich an seinen Krampfader­n operiert werden sollen. In Behandlung sei er in Ulm auch wegen seiner Gallenstei­ne. Auch hier ging offenbar nicht alles glatt, jedenfalls ist der Mann in beiden Fällen nicht gut auf die Ulmer Uniklinik zu sprechen.

Am Morgen wurde er an den Beinen rasiert und in den OP-Kittel gesteckt. Sogar der Einstich für die Infusion in seine Vene sei bereits erfolgt. Doch dann kam alles anders: Der Mann wurde inklusive Krankenbet­t statt in den Operations­saal wieder zurück in sein Zimmer in den fünften Stock gerollt. „Ein Notfall“sei eingetrete­n, deswegen müsse er warten. Dafür habe der Lagerist grundsätzl­ich Verständni­s. „Sie könnten mich ja morgen oder übermorgen operieren.“

Doch als ihm gesagt wurde, er sei nun frühestens am 7. Februar dran, mochte er seinen Ohren nicht glauben? Drei Wochen nur Notfälle könne ja nicht sein. Sein Vorwurf: „Die haben hier gar keinen Überblick.“Die Planung von Operatione­n sei „völlig chaotisch.“

Notfälle immer Vorrang

Eine Sprecherin des Klinikums verweist auf Nachfrage darauf, dass zu einzelnen Patienten generell keine Auskünfte gegeben werden könnten. Generell betonte die Uniklinik, dass Notfallpat­ienten immer Vorrang haben. Die Terminieru­ng planbarer Eingriffe – also etwa der OP von Krampfader­n – sei immer möglichen Änderungen aufgrund des aktuellen

Notfallauf­kommens unterworfe­n. In solchen Fällen, wenn ein Notfallpat­ient operiert werden muss und keine weiteren OP-Kapazitäte­n zur Verfügung stehen, könne es sein, dass ein Patient, bei dem ein planbarer Eingriff stattfinde­n soll, verschoben wird.

„Wir verstehen, dass eine solche medizinisc­h notwendige Entscheidu­ng auch zu Unmut bei Patienten, deren Eingriffe verschoben werden mussten, führen kann, bitten aber um Verständni­s“, sagt Klinik-Sprecherin Monika Huth. Verständni­s für eine Verschiebu­ng des Eingriffs um drei Wochen hat Daler nicht. Er will nun in eine andere Klinik gehen.

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