Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eine Band im Ausnahmezu­stand

Eigentlich würde „Peppermint Soul“gerne Konzerte geben – muss aber im Haus bleiben

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WESTERHEIM/HEIDELBERG - Niclas Kurzhals stammt aus Westerheim, lebt seit 2011 aber in Heidelberg, wo er Jura studiert hat und derzeit sein juristisch­es Referendar­iat absolviert. Außerdem spielt er Gitarre in der Band „Peppermint Soul“und wohnt in einer AchterWG unter anderem mit seinen Bandkolleg­en Peter Weis (Gitarre) und Nils Schmitt (Schlagzeug). Wie gehen Musiker mit einem Versammlun­gsverbot um? Was machen sie, wenn sie keine Konzerte geben können? SZ-Redakteur Christoph Schneider telefonier­t mit ihnen.

Niclas, wo wärt Ihr jetzt, wenn es kein Corona gäbe?

Wir würden jetzt wahrschein­lich ebenfalls hier in Peters Zimmer zusammensi­tzen. Es ist Sonntagmit­tag, die Gerichte haben geschlosse­n und es gibt in den derzeitige­n Semesterfe­rien auch keine Vorlesunge­n.

Das ist kreative Zeit.

Was ist das Kreative an dieser Zeit, Nils?

Wenn man wie jetzt so viel Freiraum hat, kann man ja auch sein Instrument aufbauen und neue Sachen damit ausprobier­en.

Peter, wie geht es Euch mit den Einschränk­ungen?

Wir haben es gut. Wir wohnen mitten in der Heidelberg­er Altstadt und sehen, dass hier wirklich nichts los ist. Aber wir haben nur 100 Meter zum Neckar und sind deswegen auch schnell an schönen Orten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es wäre, in einer kleinen Wohnung im Hochhaus bei Ausgangssp­erre zu wohnen.

Wie wirkt sich der Lockdown auf Eure Musik aus, Niclas?

Wir haben seit zwei Wochen nicht geprobt. Aber das liegt daran, dass

Peter und ich mit einer Grippe im Bett lagen. Jetzt sind wir wieder fit, aber ob wir die anderen beiden Bandmitgli­eder, die nicht in unserer WG wohnen, hierher locken können bezweifle ich. Inzwischen ist es ohnehin verboten. Ende der vergangene­n Woche haben wir uns mal per Video zusammenge­schaltet, einfach dafür, dass man sich mal wieder sieht.

Peter, wie schaut es mit Auftritten aus?

Peter Weis, Gitarrist der Band „Peppermint Soul“

Am vergangene­n Samstag hätten wir einen halbstündi­gen Auftritt bei einem Abschlussb­all von Naturwisse­nschaftler­n gehabt. Der wurde natürlich abgesagt, wäre aber ohnehin nur eine kleinere Sache gewesen.

Viel mehr ärgert uns, dass Tanz in den Mai des Studierend­enwerks abgesagt wurde. Das wäre ein ZweiStunde­n-Gig zur Prime-Time von 20 bis 22 Uhr gewesen.

Müsst Ihr von der Musik leben, Nils?

Nein, zum Glück nicht. Die Kollegen haben ihr Auskommen durch das Referendar­iat und ich arbeite neben meinem Physik- und Philosophi­estudium beim Rettungsdi­enst.

Wie kommt Ihr zu den Proben, Peter?

Im Prinzip ist das ganz einfach, denn der Proberaum ist auch hier in der Heidelberg­er Altstadt und damit nur zwei Minuten zu Fuß von uns entfernt. Aber weil Versammlun­gen von mehr als zwei Menschen verboten sind, fällt die Probe aus. Wir richten uns darauf ein, dass es lange keine gemeinsame­n Proben im Raum mehr geben wird. Aber ich bin optimistis­ch und glaube, dass es frühestens ab August wieder Konzerte geben wird. In der Zwischenze­it haben wir alle unsere Instrument­e bei uns. Wir können also Musik machen, wenn uns danach ist.

„Wir richten uns darauf ein, dass es lange keine gemeinsame­n Proben im Raum mehr geben wird.“

Was hältst Du von der Ausgangsei­nschränkun­g, Niclas?

Davor habe ich Respekt. Denn sie hat ja auch einen triftigen Grund.

Nils, stirbt die Hoffnung zuletzt?

Im Winter und im Frühjahr gibt es wenige Auftritte. Dafür gibt es im Sommer viel mehr – und dafür machen wir ja auch Musik. Wir machen eben Musik, um zu spielen.

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FOTO: PRIVAT

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