Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Merklingen kann seine Projekte umsetzen
Ende des Jahres soll die Gemeinde schuldenfrei sein – Coronakrise könnte Nachtrag bedeuten
MERKLINGEN - Der Haushaltsentwurf der Gemeinde Merklingen ist am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung einstimmig verabschiedet worden. Die Kommune kann mit ihrem Etat für das Jahr 2020 sowohl kleine als auch große Projekte umsetzen. Zudem soll auf dem Schuldenkonto der Gemeinde am Ende des Jahres eine schwarze Null stehen. Ob diese bei den Planungen für die kommenden Jahre aber bestehen bleiben kann, ist noch fraglich. Was dieses Jahr angeht ist die Gemeinde weiterhin liquide, ein Nachtragshaushalt wegen der Coronakrise könnte das Sparguthaben jedoch noch angreifen oder zumindest das Ergebnis schmälern.
Etwas ungewohnt war die Sitzung des Merklinger Gemeinderats in der Gemeindehalle schon. Aufgrund der Virusgefahr waren alle Ratsmitglieder mit einem gebührenden Sicherheitsabstand voneinander platziert. Doch auch Corona konnte den Rat nicht davon abhalten, den Haushaltsentwurf zu beschließen. Dieser beinhaltet heuer ordentliche Aufwendungen in Höhe von rund 5,17 Millionen Euro. Diesen stehen Erträge in Höhe von 4,5 Millionen entgegen, was zum aktuellen Zeitpunkt ein Minus von rund 650 000 Euro bedeuten würde. Kämmerin Manuela Uebel kann die nackten Zahlen jedoch etwas in Relation setzen: „In den vergangenen zwei Jahren, sah die Prognose ähnlich aus und wir haben am Ende trotzdem ein Plus erzielt.“Sie habe auch in diesem Jahr ihren Ansatz was Gewerbe- und Einkommenssteuer angeht bewusst konservativ gewählt. Die Wirtschaft habe Anfang des Jahre deutliche Anzeichen für Umsatzrückgänge gezeigt, besonders im Bereich der Automobilbranche, was sich sowohl auf die Region als auch auf die Einnahmen der Kommunen immer negativ auswirkt. Besonders gerade jetzt im Hinblick auf die Coronakrise sei ein konservativer Ansatz für den Haushalt nicht verkehrt, erklärt die Kämmerin. „Wir können die Auswirkungen von Corona noch nicht abschätzen, deswegen haben wir sie in den vorliegenden Plan auch nicht einberechnet. Sollten hier in der Folge größere Kosten auf die Gemeinde zukommen, müssen wir mit einem Nachtragshaushalt nachsteuern“, erklärt Manuela Uebele.
Manuela Uebele Kämmerin, Merklingen
Zu den großen Investitionen der Gemeinde Merklingen, die noch in diesem Jahr realisiert werden sollen zählt vor allem der Breitbandausbau, der mit Kosten von rund 1,6 Millionen Euro zu Buche schlägt. „Gerade jetzt, wenn viele Menschen in und um Merklingen im Homeoffice arbeiten, merken wir, dass hier immenser Handlungsbedarf besteht. Die finanziellen Mittel in diesem Jahr sind vor allem für die Backbonetrasse Richtung Nellingen eingeplant“, so die Kämmerin. Als weiterer Großposten steht die Sanierung des Siedlungsweges mit 280 000 Euro und die Instandsetzung der Ortsdurchfahrt, der Landesstraße 1234, mit 142 000 Euro im Haushalt. Positiv zu vermerken ist, dass die Projekte bereits mit den dazugehörigen Ratsbeschlüssen abgesegnet und vergeben sind. Was zu keinen größeren Überraschungen mit stark steigenden Kosten führen dürfte. Gerade der Breitbandausbau ist das Projekt, das auch Bürgermeister Sven Kneipp am Herzen liegt und von dem er froh ist, dass die Gemeinde es nun realisieren kann. „Mit dem Beschluss vom Dienstagabend haben wir hier nun endlich die dringend nötige Finanzierungssicherheit“, sagt Kneipp, der sich aber auch freut, dass der zweite Bauabschnitt im Siedlungsweg in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. „Es ist einfach schön, an ein langfristiges Projekt auch mal ein Häkchen machen zu können“, sagt der Bürgermeister. Weitere
Posten, wie die Erneuerung der Funkanlage der Feuerwehr (40 000 Euro), die Auslagerung des Bürgerbüros (25 000 Euro) oder die Bahnhofsbeteiligung am Hochbau (18 000 Euro) summieren sich.
Für den Erwerb von Gewerbegrundstücken stehen zudem 500 000 Euro im Plan. „Letztere dürften wir aber durch den Weiterverkauf problemlos refinanzieren können“, erklärt die Kämmerin.
In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde Merklingen gut gewirtschaftet. Das zeigt sowohl der Blick aufs kommunale Sparbuch, das inklusive Beteiligungen an Fonds und lokalen Gesellschaften ein Plus von rund 2,8 Millionen aufweist, als auch auf die Schuldenseite.
Denn, läuft alles wie geplant, ist die Gemeinde am Ende des Jahres schuldenfrei. Das freut Manuela Uebele natürlich sehr, besonders wenn man bedenkt, dass die Kommune trotz Entschuldung immer investiert und zahlreiche Projekte verwirklicht hat. Allerdings erklärt die Kämmerin im gleichen Atemzug ganz nüchtern, dass Merklingen wohl nicht lange so schuldenfrei bleiben wird. „Wenn ich Projekte wie den Breitbandausbau sehe, die dringend nötig sind, werden wir diese Null wohl nicht halten können. Kredite sind gerade zwar günstig, aber auch die muss man doch irgendwann zurückzahlen. Deswegen ist es wichtig weiterhin mit Bedacht zu wirtschaften.“Die wirtschaftliche Lage sei und bleibe jetzt angespannt, da ist sich auch Bürgermeister Sven Kneipp sicher: „Wer glaubt, dass das an den Kommunen spurlos vorbei geht, der lebt in einer rosaroten Blase.“Kneipp ist sich sicher, dass Merklingen aufgrund der Coronakrise nicht um einen Nachtragshaushalt herumkommen wird. Wie hoch diese ausfallen könnte, könne aber jetzt noch nicht abgeschätzt werden dazu „bräuchten wir schon einen Blick in die Glaskugel“, sagt der Merklinger Bürgermeister. Er hoffe zum aktuellen Zeitpunkt, dass möglichst viele seiner Bürger gesund bleiben und besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen, aber auch die ortsansässigen Automobilzulieferer, ohne größere Einbußen aus der Krise hervorgehen.
„In den vergangenen zwei Jahren, sah die Prognose ähnlich aus und wir haben am Ende trotzdem ein Plus erzielt.“
„Wer glaubt, dass das an den Kommunen spurlos vorbei geht, der lebt in einer rosaroten Blase.“
Sven Kneipp Bürgermeister, Merklingen