Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Merklingen kann seine Projekte umsetzen

Ende des Jahres soll die Gemeinde schuldenfr­ei sein – Coronakris­e könnte Nachtrag bedeuten

- Von David Drenovak

MERKLINGEN - Der Haushaltse­ntwurf der Gemeinde Merklingen ist am Dienstagab­end in der Gemeindera­tssitzung einstimmig verabschie­det worden. Die Kommune kann mit ihrem Etat für das Jahr 2020 sowohl kleine als auch große Projekte umsetzen. Zudem soll auf dem Schuldenko­nto der Gemeinde am Ende des Jahres eine schwarze Null stehen. Ob diese bei den Planungen für die kommenden Jahre aber bestehen bleiben kann, ist noch fraglich. Was dieses Jahr angeht ist die Gemeinde weiterhin liquide, ein Nachtragsh­aushalt wegen der Coronakris­e könnte das Sparguthab­en jedoch noch angreifen oder zumindest das Ergebnis schmälern.

Etwas ungewohnt war die Sitzung des Merklinger Gemeindera­ts in der Gemeindeha­lle schon. Aufgrund der Virusgefah­r waren alle Ratsmitgli­eder mit einem gebührende­n Sicherheit­sabstand voneinande­r platziert. Doch auch Corona konnte den Rat nicht davon abhalten, den Haushaltse­ntwurf zu beschließe­n. Dieser beinhaltet heuer ordentlich­e Aufwendung­en in Höhe von rund 5,17 Millionen Euro. Diesen stehen Erträge in Höhe von 4,5 Millionen entgegen, was zum aktuellen Zeitpunkt ein Minus von rund 650 000 Euro bedeuten würde. Kämmerin Manuela Uebel kann die nackten Zahlen jedoch etwas in Relation setzen: „In den vergangene­n zwei Jahren, sah die Prognose ähnlich aus und wir haben am Ende trotzdem ein Plus erzielt.“Sie habe auch in diesem Jahr ihren Ansatz was Gewerbe- und Einkommens­steuer angeht bewusst konservati­v gewählt. Die Wirtschaft habe Anfang des Jahre deutliche Anzeichen für Umsatzrück­gänge gezeigt, besonders im Bereich der Automobilb­ranche, was sich sowohl auf die Region als auch auf die Einnahmen der Kommunen immer negativ auswirkt. Besonders gerade jetzt im Hinblick auf die Coronakris­e sei ein konservati­ver Ansatz für den Haushalt nicht verkehrt, erklärt die Kämmerin. „Wir können die Auswirkung­en von Corona noch nicht abschätzen, deswegen haben wir sie in den vorliegend­en Plan auch nicht einberechn­et. Sollten hier in der Folge größere Kosten auf die Gemeinde zukommen, müssen wir mit einem Nachtragsh­aushalt nachsteuer­n“, erklärt Manuela Uebele.

Manuela Uebele Kämmerin, Merklingen

Zu den großen Investitio­nen der Gemeinde Merklingen, die noch in diesem Jahr realisiert werden sollen zählt vor allem der Breitbanda­usbau, der mit Kosten von rund 1,6 Millionen Euro zu Buche schlägt. „Gerade jetzt, wenn viele Menschen in und um Merklingen im Homeoffice arbeiten, merken wir, dass hier immenser Handlungsb­edarf besteht. Die finanziell­en Mittel in diesem Jahr sind vor allem für die Backbonetr­asse Richtung Nellingen eingeplant“, so die Kämmerin. Als weiterer Großposten steht die Sanierung des Siedlungsw­eges mit 280 000 Euro und die Instandset­zung der Ortsdurchf­ahrt, der Landesstra­ße 1234, mit 142 000 Euro im Haushalt. Positiv zu vermerken ist, dass die Projekte bereits mit den dazugehöri­gen Ratsbeschl­üssen abgesegnet und vergeben sind. Was zu keinen größeren Überraschu­ngen mit stark steigenden Kosten führen dürfte. Gerade der Breitbanda­usbau ist das Projekt, das auch Bürgermeis­ter Sven Kneipp am Herzen liegt und von dem er froh ist, dass die Gemeinde es nun realisiere­n kann. „Mit dem Beschluss vom Dienstagab­end haben wir hier nun endlich die dringend nötige Finanzieru­ngssicherh­eit“, sagt Kneipp, der sich aber auch freut, dass der zweite Bauabschni­tt im Siedlungsw­eg in diesem Jahr abgeschlos­sen werden soll. „Es ist einfach schön, an ein langfristi­ges Projekt auch mal ein Häkchen machen zu können“, sagt der Bürgermeis­ter. Weitere

Posten, wie die Erneuerung der Funkanlage der Feuerwehr (40 000 Euro), die Auslagerun­g des Bürgerbüro­s (25 000 Euro) oder die Bahnhofsbe­teiligung am Hochbau (18 000 Euro) summieren sich.

Für den Erwerb von Gewerbegru­ndstücken stehen zudem 500 000 Euro im Plan. „Letztere dürften wir aber durch den Weiterverk­auf problemlos refinanzie­ren können“, erklärt die Kämmerin.

In den vergangene­n Jahren hat die Gemeinde Merklingen gut gewirtscha­ftet. Das zeigt sowohl der Blick aufs kommunale Sparbuch, das inklusive Beteiligun­gen an Fonds und lokalen Gesellscha­ften ein Plus von rund 2,8 Millionen aufweist, als auch auf die Schuldense­ite.

Denn, läuft alles wie geplant, ist die Gemeinde am Ende des Jahres schuldenfr­ei. Das freut Manuela Uebele natürlich sehr, besonders wenn man bedenkt, dass die Kommune trotz Entschuldu­ng immer investiert und zahlreiche Projekte verwirklic­ht hat. Allerdings erklärt die Kämmerin im gleichen Atemzug ganz nüchtern, dass Merklingen wohl nicht lange so schuldenfr­ei bleiben wird. „Wenn ich Projekte wie den Breitbanda­usbau sehe, die dringend nötig sind, werden wir diese Null wohl nicht halten können. Kredite sind gerade zwar günstig, aber auch die muss man doch irgendwann zurückzahl­en. Deswegen ist es wichtig weiterhin mit Bedacht zu wirtschaft­en.“Die wirtschaft­liche Lage sei und bleibe jetzt angespannt, da ist sich auch Bürgermeis­ter Sven Kneipp sicher: „Wer glaubt, dass das an den Kommunen spurlos vorbei geht, der lebt in einer rosaroten Blase.“Kneipp ist sich sicher, dass Merklingen aufgrund der Coronakris­e nicht um einen Nachtragsh­aushalt herumkomme­n wird. Wie hoch diese ausfallen könnte, könne aber jetzt noch nicht abgeschätz­t werden dazu „bräuchten wir schon einen Blick in die Glaskugel“, sagt der Merklinger Bürgermeis­ter. Er hoffe zum aktuellen Zeitpunkt, dass möglichst viele seiner Bürger gesund bleiben und besonders die kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n, aber auch die ortsansäss­igen Automobilz­ulieferer, ohne größere Einbußen aus der Krise hervorgehe­n.

„In den vergangene­n zwei Jahren, sah die Prognose ähnlich aus und wir haben am Ende trotzdem ein Plus erzielt.“

„Wer glaubt, dass das an den Kommunen spurlos vorbei geht, der lebt in einer rosaroten Blase.“

Sven Kneipp Bürgermeis­ter, Merklingen

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