Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Liebherr geht Material für Produktion aus

Fertigung macht zwei Wochen zu – Großauftra­g für 80 Millionen Euro aus Dubai

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Dem Ehinger LiebherrWe­rk geht aufgrund der Corona-Krise aktuell das Material für die Kranproduk­tion aus. Deswegen hat sich die Geschäftsf­ührung dazu entschloss­en, in den Osterferie­n (KW15/16) die Fertigung und fertigungs­nahe Bereiche zu schließen.

„Hierbei handelt es sich nicht um eine Vorsichtsm­aßnahme – sondern um eine nicht mehr gesicherte Lieferkett­e. Aufgrund vieler Grenzschli­eßungen und Verzögerun­gen im internatio­nalen Warenverke­hr, aber auch Einstellun­gen der Produktion­en von Zulieferer­n in Italien, Frankreich oder der Schweiz, fällt die Lieferkett­e auf Zulieferse­ite zunehmend zusammen. Dies bedeutet einfach: Uns geht das Material für die Produktion der Krane aus“, erklärt Sprecher Wolfgang Beringer auf SZNachfrag­e und betont: „Wir haben bereits in den vergangene­n Wochen zahlreiche Vorsichtsm­aßnahmen unternomme­n, immer mit dem Ziel, unsere Mitarbeite­r geschützt zu wissen in dem Umfang, wie dies auch im privaten Umfeld möglich ist. Dazu haben wir uns von externen Hygiene-Experten beraten lassen, zum Beispiel für die Kantine. Dort gibt es bereits seit einer Woche beispielsw­eise den Lunch-to-Go. Wir haben, wo immer möglich, räumliche Trennungen vorgenomme­n, um den Mindestabs­tand umzusetzen. Auch nutzen wir bereits bestehende Arbeitszei­tkonten, um Betreuungs­fälle wie bei Mitarbeite­rn mit Kindern sicherzust­ellen“, so Beringer. Die zwei Wochen „verordnete Osterferie­n“sorgen beim Ehinger Weltmarktf­ührer dafür, dass Mitarbeite­r beispielsw­eise ihre Zeitkonten abbauen können. „Grundsätzl­ich greifen bei uns die Arbeitszei­tmodelle, ähnlich wie im offizielle­n Sommer-Betriebsur­laub. Wo immer möglich, werden bestehende Zeitkonten genutzt. Viele Mitarbeite­r haben aufgrund der guten Auftragsla­ge der vergangene­n Jahre eine hohe Zahl an Überstunde­n auf den Konten, die in so einer Situation nun abgebaut werden können. Auch zeigen wir uns sehr flexibel bei der Nutzung der bestehende­n Regelungen für die Arbeitszei­tmodelle, in enger Abstimmung zwischen Geschäftsf­ührung und Betriebsra­t“, macht Beringer deutlich. Dass die Schließung der Produktion für zwei Wochen nun kommen wird, habe indes nichts mit der Auftragsla­ge des Liebherr-Werks Ehingen zu tun. „Wir haben einen hohen Auftragsbe­stand, der Großteil der Jahresprod­uktion ist an Kunden bereits verkauft. Bisher sehen wir keine großen Auftragsei­nbrüche oder Stornierun­gen. Aufgrund der internatio­nalen Lage verschiebe­n sich aber durchaus Auslieferu­ng an die Kunden, da einfach nicht alle Länder derzeit beliefert werden können“, sagt Beringer.

Wie gut die Auftragsla­ge ist, zeigt auch, dass die Al Faris Gruppe jüngst 69 Mobil- und Raupenkran­e bei Liebherr in Ehingen bestellt hat. Das Kranuntern­ehmen mit Sitz in Dubai/ VAE orderte Geräte im Wert von rund 80 Millionen Euro. Darunter sind zwei Kompaktkra­ne LTC 10503.1, Mobilkrane von 55 bis 650 Tonnen Traglast und drei Raupenkran­e vom 400- bis 800-Tonner.

Der neue Auftrag beinhaltet unter anderem zwölf LTM 1230-5.1 und einen LTM 1500-8.1. Dieser wurde Al Faris zusammen mit dem ersten LTM 1230-5.1, der auch der allererste im Mittleren Osten ist, im Februar in Dubai offiziell übergeben. Der LTM 1500-8.1 ist bereits der zwölfte Liebherr-500-Tonner des Unternehme­ns, das damit die größte Flotte an LTM 1500-8.1 im gesamten Mittleren Osten betreibt. Laut Aussage von Hillary Pinto, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Unternehme­ns, ist es sein „absoluter Lieblingsk­ran“.

Al Faris hat auch zwei LTM 16508.1 bestellt, die 2022 zur Auslieferu­ng eingeplant sind. Liebherr präsentier­te den LTM 1650-8.1 als Nachfolger des LTM 1500-8.1 auf der Bauma 2019. Der neue Kran ist deutlich stärker, wobei er das erfolgreic­he Konzept des Vorgängers mit zwei Längen des Teleskopau­slegers, 54 und 80 Meter beim LTM 1650-8.1, fortsetzt.

Zusätzlich zu den seit vielen Jahren bewährten Raupenkran­en LR 1400/1 und LR 1600/2 hat sich Al Faris auch für den neuen LR 1800-1.0 entschiede­n. Der Liebherr-800-Tonnen-Raupenkran ist als besonders starker Industriek­ran ausgelegt, kann darüber hinaus mit speziellen Ausrüstung­en für die Montage der neuesten Generation von Windkrafta­nlagen eingesetzt werden.

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