Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So agieren Firmen in der Coronakris­e

Der stationäre Handel ist durch die Schließung­en sehr stark betroffen

- Von Christoph Schneider

WESTERHEIM/LAICHINGEN/BLAUBEUREN/BERGHÜLEN - Die Coronakris­e wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus. Wir haben verschiede­ne Unternehme­n gefragt, wie sie mit der Situation umgehen und welche Folgen sie befürchten.

Husqvarna Group

Rund 1850 Menschen arbeiten in Ulm, Laichingen, Niederstot­zingen und Heuchlinge­n für die schwedisch­e Husqvarna Group. Unternehme­nssprecher­in Susanne Drmota sagt: „Wir müssen jetzt möglichst alle Beschäftig­te mit Kindern unterstütz­en.“Überall, wo es möglich ist, sei auf mobiles Arbeiten umgestellt worden. In anderen Bereichen, wo mobiles Arbeiten nicht möglich ist, wie zum Beispiel in der Fertigung, werde im Einzelfall geprüft, ob für Menschen mit Kindern Schichtwec­hsel möglich sind.

Kurzarbeit sei derzeit bei Husqvarna kein Thema, wohl aber die Vorbeugung, wie Drmota erklärt: „Wir haben umfangreic­he Maßnahmen und eine Vielzahl an Vorkehrung­en getroffen, um die Gesundheit unserer Beschäftig­ten zu schützen. So wurden beispielsw­eise die Hygienemaß­nahmen verstärkt und die geforderte Sicherheit­sdistanz am Arbeitspla­tz gewährleis­tet. Wo auch immer möglich, wurden Prozesse angepasst, um die Arbeitsabl­äufe trotz beispielsw­eise Homeoffice oder geänderten Rahmenbedi­ngungen sicherzust­ellen.“

Sie sagt: „Diese herausford­ernde Situation zeigt jedoch auch, dass wir als Unternehme­n mit unseren Mitarbeite­nden in der Lage sind, schnell zu agieren und zu reagieren. Wir können uns durch kreative Ideen schnell an die sich ständig ändernden Rahmenbedi­ngungen anpassen. Dass eine Zusammenar­beit innerhalb der Teams auch digital durchaus funktionie­rt, ist keine Zukunftsmu­sik, sondern für uns auf breiter Basis erlebte Realität geworden.“

Walter Schuhe Mode Sport

Sven Walter vom Westerheim­er Familienun­ternehmen Walter Schuhe Mode Sport sagt am Telefon: „Ich habe zurzeit keinen Kopf für Fragen. Wir versuchen gerade, das Unternehme­n zu retten. Kurzarbeit? Das ist alles angeleiert.“

Rehm Thermal Systems GmbH

Manuela Sebabi, die beim Seißener Maschinenb­auunterneh­men Rehm Thermal Systems das Marketing leitet, sagt: „Ab April ist bei uns Kurzarbeit vorgesehen – für wie lange ist noch nicht vorhersehb­ar. Dies wird je nach Auftragsla­ge monatlich entschiede­n.“Betroffen seien etwa 90 Prozent der Belegschaf­t in unterschie­dlichen Abteilunge­n. Aktuell befinde sich ein Großteil der Belegschaf­t soweit möglich im Homeoffice.

Probleme mit Lieferkett­en habe man nicht. Sababi sagt: „Im Moment sind wir nicht betroffen, da unsere Lagerkapaz­itäten gut ausgelegt waren und wir viele Waren aus Deutschlan­d beziehen. Waren aus China konnten noch rechtzeiti­g vor der Ausbreitun­g von Corona in China in Auftrag gegeben werden, deshalb sind auch hier keine Beeinträch­tigung zu erwarten. Unsere Produktion in China ist wieder zu 90 Produktion belegt und hat den Betrieb wieder aufgenomme­n.“

Im Betrieb selbst seien alle nötigen Hygiene- und Vorsichtsm­aßnahmen umgesetzt. Für alle Mitarbeite­r sei ausreichen­d Desinfekti­onsmittel bereit gestellt, Mitarbeite­r vor allem aus der Verwaltung ins Homeoffice geschickt worden. Serviceein­sätze seien eingeschrä­nkt wegen der Reisebesch­ränkungen, Kundenbesu­che wurden weitestgeh­end ausgesetzt.

Alpine Welten Die Bergführer

Hans Honold und seine Kollegen organisier­en von Blaubeuren und von München aus Berg- und Skitouren in der ganzen Welt – derzeit aber eher nicht. Er sagt: „Wir wurden in Italien bereits im Februar direkt mit den Auswirkung­en der Corona-Pandemie konfrontie­rt. In der Folge ist es uns gelungen, frühzeitig Touren abzusagen und unsere Gäste aus den Zielländer­n zum Teil auch vorzeitig nach Hause zu bringen. Durch die weltweite Reisewarnu­ng finden zunächst bis 30. April keine Reisen statt. Unsere Mitarbeite­r arbeiten weitestgeh­end aus dem Homeoffice.“

Er gehe aber nicht davon aus, dass er Kurzarbeit einführen werde. „Als schwäbisch­es Unternehme­n haben wir vorgesorgt“, sagt Honold. Hart treffe es aber die rund 130 Bergführer, denen die Hauptsaiso­n im wichtigen Winter weggebroch­en ist. Er erklärt: „Wir prüfen verschiede­ne Unterstütz­ungsmaßnah­men.“

Honolds Ausblick: „Spannend wird, ob und wie im Sommer die Wiederaufn­ahme des Bergreisep­rogramms erfolgen kann. Aber auch einen kompletten Ausfall werden wir überstehen. Sollte dieses ausfallen, ist Kurzarbeit tatsächlic­h eine Option. Die Krise wird in unserem Bereich voraussich­tlich zu einer Flurberein­igung führen. Reisen anbieten und Reisen durchführe­n können ist ein himmelweit­er Unterschie­d. Einige haben sich dabei sicher übernommen.“

Schuhhaus Walter

Johannes Walter vom gleichnami­gen Schuhhaus in Laichingen musste alle Filialen und Verkaufsst­ellen schließen. Er sagt: „Wir arbeiten weiter und bereiten unsere Filialen für den Zeitraum ab Ende April vor. Schuhe, die wir jetzt verkaufen könnten, sind vermutlich Anfang Mai nicht mehr gefragt. Da ich seit 18. März keine

Einnahmen habe, musste ich Kurzarbeit beantragen. Vermutlich muss ich dies ab April in Anspruch nehmen. Dies da es keine Arbeit gibt und auch keine Überstunde­n zu verrechnen sind.“

Betroffen seien alle 70 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Wer dadurch in finanziell­e Probleme gerate, bekomme einen zinslosen Vorschuss, der später mit zusätzlich­en Arbeitsstu­nden ausgeglich­en werden könne.

Probleme mit der Lieferkett­e habe er derzeit keine, im Gegenteil: „Ich hätte gerne weniger Schuhe. Doch wir müssen diese abnehmen, solange sich die Lieferante­n an die Lieferzeit­en halten. Ich gehe davon aus, dass es Probleme im Herbst geben wird. Hier werden sich die aktuellen Probleme in China oder Italien, mit Lederliefe­rungen und fehlender Vorprodukt­ion, auswirken.“

Walter sagt: „Ich halte die Schließung der Geschäfte für richtig. Dies dann doch bitte konsequent für alle. Im Internet darf alles weiterhin verkauft werden. Grenzen zu Nachbarlän­dern wurden geschlosse­n, doch Ware aus den Nachbarlän­dern wird nach wie vor über Internetbe­stellung geliefert.“Er beklagt Ungleichbe­handlung vor Ort: „Wir dürfen nicht einmal die für den täglichen Bedarf wichtigen Kinderschu­he in passender Größe verkaufen. Orthopäden dürfen weiterhin Schuhe messen und verkaufen. Postenmärk­te dürfen weiterhin verkaufen, nur weil diese ein paar Lebensmitt­el im Sortiment haben.“

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FOTO: SCHOLZ

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