Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wehren planen mit verschiedenen Taktiken
Feuerwehrkameraden in der Region halten sich fit und müssen neue Hygieneregeln beachten
LAICHINGER ALB - Was tun wenn’s brennt? Diese Frage ist in normalen Zeiten schnell beantwortet - man ruft die Feuerwehr. Aber in Zeiten von Corona gelten auch für die Kameraden der vielen freiwilligen Wehren auf der Alb verschärfte Bedingungen in Sachen Hygiene. Das macht eine Einsatzplanung für die Kommandanten gar nicht so leicht. In der Region sind sie jedoch gut aufgestellt und haben sich unterschiedliche Strategien zurecht gelegt, um auch während der Kontaktsperre fit und handlungsfähig zu bleiben. Was die Verfügbarkeit der Feuerwehrmänner angeht hat die Coronakrise teilweise sogar positive Effekte.
Alleine schon die körperliche Fitness zu erhalten, ist nicht so ganz einfach, wenn Sporthallen und Fitnessstudios geschlossen sind. „Ich persönlich fahre sehr gerne Fahrrad. Solange es die Regelungen und das Wetter zulassen, halte ich mich so fit. Wenn das nicht mehr geht, habe ich zuhause noch einen Heimtrainer“, erklärt Merklingens Feuerwehrkommandant Rainer Voigtländer. Ähnlich geht es auch seinen Kameraden, manche gehen Joggen, andere halten sich mit Übungen in den heimischen vier Wänden fit. Viel geschieht in diesem Bereich in Eigenregie, die Kammeraden wüssten um die Bedeutung der körperlichen Belastungen im Einsatz und nehmen die Anforderungen durchaus ernst. „Besonders Atemschutzträger werden jährlich auf ihre Belastbarkeit getestet. Es gehört schon dazu, dass man fit bleibt“, sagt Andreas Priel, Kommandant in Westerheim, und fügt hinzu, dass viele seiner Leute körperlich anstrengenden Tätigkeiten nachgehen und deswegen eine gute Grundkonstitution haben müssten.
Neben einer guten Fitness müssen die Männer aber auch erreichbar und im Einsatzfall schnell vor Ort sein. „Die Verfügbarkeit ist jetzt teilweise in der Tagschleife sogar besser als normal, weil viele zuhause arbeiten oder die Unternehmen ge- rade weniger zu tun haben“, erklärt Andreas Priel. Aktuell wird noch genau erhoben wer wann genau verfügbar ist, so der Kommandant. Einsatztechnisch habe man sich ebenfalls schon eine Strategie zurecht gelegt, um sowohl die eigenen Leute vor einer Infektion zu schützen, als auch Betroffene oder Hilfsbedürftige. Dazu plant man in Westerheim mit einem sukzessiven Ausrücken. Der erste Einsatztrupp wird je nach Situation,
besonders im Hinblick darauf, wie viel Mannstärke erforderlich ist, dann nach und nach aufgestockt. Damit, sollte nicht die ganze Wehr ausrücken müssen, im Falle einer Infektion beim Einsatz immer noch Feuerwehrleute verfügbar sind. „Wir berücksichtigen genau die Handreichungen des Landratsamtes und halten so gut wie möglich Abstand und nutzen natürlich persönliche Schutzausrüstung“, berichtet Andreas Priel. Dass näherer Personenkontakt grundsätzlich möglichst vermieden werden sollte und die entsprechenden Hygienehinweise des Robert-Koch-Institutes streng eingehalten werden, ist auch in Merklingen eine Selbstverständlichkeit. Hier hat sich die Feuerwehrleitung aber auf eine andere Struktur bei Einsätzen geeinigt. „Da wir gut aufgestellt sind, bilden wir zwei Gruppen innerhalb unserer Wehr. Das heißt: wenn eine Gruppe im Einsatz Kontakt mit einem Infizierten hat, oder innerhalb der Gruppe ein Verdachtsfall auftritt, ist die zweite Gruppe immer noch handlungsfähig“, erklärt Merklingens Kommandant Rainer Voigtländer. Zudem seien die Merklinger, wie auch die Westerheimer, im guten Austausch mit den Nachbarwehren. Für den Ernstfall sind auch schon Kooperationen geplant. „Wir richten im Einsatz einfach zwei Arbeitsbereiche ein, das ist gängig. Damit verhindern wir aber, dass eine mögliche Infektion von einer Abteilung auf eine andere überspringen kann“, so Voigtländer.
Für die Feuerwehr Laichingen gilt ebenfalls eine verschärfte Dienstanweisung. Neben den genannten Regeln zu den Themen Sicherheitsabstand und Hygiene ist vor allem bei Hilfeleistungen für die Kameraden im direkten Kontakt mit Patienten, medizinischem Personal oder Hilfsbedürftigen zusätzliche persönliche Schutzausrüstung gefragt. Wird die Feuerwehr also zu Türöffnungen oder der Unterstützungen des Rettungsdienstes angefordert, kommt zur üblichen Schutzausrüstung ein Einmalschutzanzug mit Kapuze, Einmalschutzhandschuhe, ein Mundschutz sowie eine Schutzbrille dazu. Bei Verkehrsunfällen sind generell Mundschutz, Schutzhandschuhe und Schutzbrille zu tragen. Die Ausrüstung muss im Anschluss in einem geschlossenen Sack im Hausmüll entsorgt werden, das teilt Laichingens Gesamtkommandant Gerhard Kölle mit.
„Die Schutzkleidung, die gefordert wird, halten wir auf unserem
HLF und ELW vor.
Diese konnte aus Lagerbeständen, die im Gerätehaus vorrätig waren, zusammengestellt werden. Wir versuchen, derzeit noch zusätzliches Material zu bekommen, um auch die Abteilungen hiermit auszustatten“, berichtet Kölle.
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