Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Maskenmoden und Moneten
Sie sind das Symbol der Corona-Krise – Schutz wollen Hersteller aber nicht versprechen
ULM/NEU-ULM - Man könnte meinen, Fasching ist noch nicht vorbei. Masken sind derzeit wieder in und vor aller Munde. Zwei Firmen aus der Region Ulm bringen CoronaMasken auf ganz unterschiedlichem Weg unters Volk. Die einen spenden, die anderen verkaufen sie. Ein Problem haben beide.
Trotz Corona rattert in der Änderungsschneiderei Akçil im ReweMarkt in der Ulmer Wielandstraße die Nähmaschine. Doch statt Hosenbeine zu kürzen oder Mäntel zu flicken – weil in diesem Bereich wegen der Ausgangsbeschränkung die Nachfrage deutlich zurückgegangen sei –, produzieren die Mitarbeiter jetzt Masken. Hunderte haben das Geschäft bereits als Spende verlassen. Es gibt sie in Weiß, mit Blumenmuster oder mit dem Logo eines bekannten Limonaden-Herstellers drauf: 1200 Masken haben Döndü Akcil und ihr Team seit vergangenem Freitag bereits hergestellt. Sie wollen helfen, ihren Beitrag leisten im Zuge der Corona-Krise.
Die Baumwollmasken spenden sie an Arztpraxen und Pflegeheime. Döndü Akcil betont aber, dass es sich nicht um zertifizierte Schutzmasken handele, sondern um Masken für den Heim- und Hausgebrauch. Jeder müsse für sich selbst entscheiden, in welchen Situationen er die Masken trage und was er sich davon verspreche. Für Corona-Schutz könne sie nicht garantieren.
Darauf legt auch die Politik Wert – am Donnerstag weist unter anderem
Landesminister Franz Untersteller darauf hin, dass Masken nur dann als Schutzmasken gegen das Virus verkauft werden dürfen, wenn sie dementsprechend zertifiziert sind. „Wer eine Schutzmaske aufzieht, muss sicher sein, dass sie ihn auch wirklich schützt und darf sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen“, so Untersteller.
Deshalb betont auch Christian Schneider, Geschäftsführer der NeuUlmer Firma Shirtcity, dass es sich bei den Masken aus seinem Shop lediglich um „Stoffmasken“handele. Den Zusatz „Schutz“sucht man in seiner (Werbe-)Mitteilung, die er am Donnerstag verschickte, vergeblich. Um ja nicht ins Teufels Küche zu kommen, schiebt er nach: Seine Masken seien „kein medizinischer Schutz“. Aber was dann?
Schneider ordnet seine Masken, die sich Kunden über den Onlineshop bedrucken lassen und bestellen können, als lustige Utensilien ein, als textile Statements zur derzeit grassierenden und die ganze Welt in Atem haltende Corona-Pandemie. „Humor ist auch wichtig und krisensicher, auch in diesen Zeiten“, so Schneider. 25 000 Designs, Sprüche, Städtenamen oder Sprüche stünden in seinem Webshop zur „freien Gestaltung“parat. Die Nachfrage nach seinen Masken sei „riesig“, sagt Schneider. Der Renner als Maskenmotiv derzeit: die Kampfansage „Don’t mess with Ulm“.
Aufgrund der Corona-Pandemie seien die Stoffmasken derzeit sogar deutlich gefragter als T-Shirts – und Schneider sah darin nach eigenen Angaben eine Möglichkeit, aus der
Kurzarbeit herauszukommen. Was übrigens gut funktioniert habe. Um der Nachfrage Herr zu werden und die Produktion von mehreren hundert Exemplaren am Tag zu erhöhen, aktiviere er wieder Mitarbeiter.
Währen die Shirtcity-Masken mehr Mode als Mundschutz sein sollen, sind die Masken aus der Änderungsschneiderei Akçil im ReweMarkt mehr als nur ein Accessoire. Sie können, da sie waschbar sind (wie die Masken aus dem Neu-Ulmer Onlineshop), öfters getragen werden. Lediglich der Filter, für den sich zum Beispiel ein handelsüblicher Kaffeefilter eigne, müsse regelmäßig ausgetauscht werden.
Den Filter spannt man in die Masken ein, sie lassen sich zu diesem Zweck aufklappen. Diese Funktion, die aber ebenfalls nicht als schützend angepriesen werden darf, geht den Modemasken ab.
Döndü Akcil will ihren Laden trotz Krise nicht einfach dicht, sondern sich nützlich machen. Kunden der Änderungsschneiderei werden nach wie vor ganz normal bedient, am Service habe sich nichts geändert. Der Großteil des Arbeitstags gehe aber fürs Masken-Machen drauf. Beim Besuch am Donnerstagmittag sind sie zu Dritt mit der Maskenfertigung betraut. Mit am NähTisch: eine Nachbarin von Döndü Akcil, die ebenfalls helfen will.
(Roh-)Stoff hätten sie eigentlich genug, was jedoch fehle: Gummi, damit die Masken über den Kopf gezogen werden können, damit sie halten. Hier würden sie sich ihrerseits freuen: über Spenden.