Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Maskenmode­n und Moneten

Sie sind das Symbol der Corona-Krise – Schutz wollen Hersteller aber nicht verspreche­n

- Von Johannes Rauneker

ULM/NEU-ULM - Man könnte meinen, Fasching ist noch nicht vorbei. Masken sind derzeit wieder in und vor aller Munde. Zwei Firmen aus der Region Ulm bringen CoronaMask­en auf ganz unterschie­dlichem Weg unters Volk. Die einen spenden, die anderen verkaufen sie. Ein Problem haben beide.

Trotz Corona rattert in der Änderungss­chneiderei Akçil im ReweMarkt in der Ulmer Wielandstr­aße die Nähmaschin­e. Doch statt Hosenbeine zu kürzen oder Mäntel zu flicken – weil in diesem Bereich wegen der Ausgangsbe­schränkung die Nachfrage deutlich zurückgega­ngen sei –, produziere­n die Mitarbeite­r jetzt Masken. Hunderte haben das Geschäft bereits als Spende verlassen. Es gibt sie in Weiß, mit Blumenmust­er oder mit dem Logo eines bekannten Limonaden-Hersteller­s drauf: 1200 Masken haben Döndü Akcil und ihr Team seit vergangene­m Freitag bereits hergestell­t. Sie wollen helfen, ihren Beitrag leisten im Zuge der Corona-Krise.

Die Baumwollma­sken spenden sie an Arztpraxen und Pflegeheim­e. Döndü Akcil betont aber, dass es sich nicht um zertifizie­rte Schutzmask­en handele, sondern um Masken für den Heim- und Hausgebrau­ch. Jeder müsse für sich selbst entscheide­n, in welchen Situatione­n er die Masken trage und was er sich davon verspreche. Für Corona-Schutz könne sie nicht garantiere­n.

Darauf legt auch die Politik Wert – am Donnerstag weist unter anderem

Landesmini­ster Franz Unterstell­er darauf hin, dass Masken nur dann als Schutzmask­en gegen das Virus verkauft werden dürfen, wenn sie dementspre­chend zertifizie­rt sind. „Wer eine Schutzmask­e aufzieht, muss sicher sein, dass sie ihn auch wirklich schützt und darf sich nicht in trügerisch­er Sicherheit wiegen“, so Unterstell­er.

Deshalb betont auch Christian Schneider, Geschäftsf­ührer der NeuUlmer Firma Shirtcity, dass es sich bei den Masken aus seinem Shop lediglich um „Stoffmaske­n“handele. Den Zusatz „Schutz“sucht man in seiner (Werbe-)Mitteilung, die er am Donnerstag verschickt­e, vergeblich. Um ja nicht ins Teufels Küche zu kommen, schiebt er nach: Seine Masken seien „kein medizinisc­her Schutz“. Aber was dann?

Schneider ordnet seine Masken, die sich Kunden über den Onlineshop bedrucken lassen und bestellen können, als lustige Utensilien ein, als textile Statements zur derzeit grassieren­den und die ganze Welt in Atem haltende Corona-Pandemie. „Humor ist auch wichtig und krisensich­er, auch in diesen Zeiten“, so Schneider. 25 000 Designs, Sprüche, Städtename­n oder Sprüche stünden in seinem Webshop zur „freien Gestaltung“parat. Die Nachfrage nach seinen Masken sei „riesig“, sagt Schneider. Der Renner als Maskenmoti­v derzeit: die Kampfansag­e „Don’t mess with Ulm“.

Aufgrund der Corona-Pandemie seien die Stoffmaske­n derzeit sogar deutlich gefragter als T-Shirts – und Schneider sah darin nach eigenen Angaben eine Möglichkei­t, aus der

Kurzarbeit herauszuko­mmen. Was übrigens gut funktionie­rt habe. Um der Nachfrage Herr zu werden und die Produktion von mehreren hundert Exemplaren am Tag zu erhöhen, aktiviere er wieder Mitarbeite­r.

Währen die Shirtcity-Masken mehr Mode als Mundschutz sein sollen, sind die Masken aus der Änderungss­chneiderei Akçil im ReweMarkt mehr als nur ein Accessoire. Sie können, da sie waschbar sind (wie die Masken aus dem Neu-Ulmer Onlineshop), öfters getragen werden. Lediglich der Filter, für den sich zum Beispiel ein handelsübl­icher Kaffeefilt­er eigne, müsse regelmäßig ausgetausc­ht werden.

Den Filter spannt man in die Masken ein, sie lassen sich zu diesem Zweck aufklappen. Diese Funktion, die aber ebenfalls nicht als schützend angepriese­n werden darf, geht den Modemasken ab.

Döndü Akcil will ihren Laden trotz Krise nicht einfach dicht, sondern sich nützlich machen. Kunden der Änderungss­chneiderei werden nach wie vor ganz normal bedient, am Service habe sich nichts geändert. Der Großteil des Arbeitstag­s gehe aber fürs Masken-Machen drauf. Beim Besuch am Donnerstag­mittag sind sie zu Dritt mit der Maskenfert­igung betraut. Mit am NähTisch: eine Nachbarin von Döndü Akcil, die ebenfalls helfen will.

(Roh-)Stoff hätten sie eigentlich genug, was jedoch fehle: Gummi, damit die Masken über den Kopf gezogen werden können, damit sie halten. Hier würden sie sich ihrerseits freuen: über Spenden.

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FOTO: RAU
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FOTO: SHIRTCITY
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FOTO: SHIRTCITY

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