Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Doch nicht mit Sané
Bayern verzichtet offenbar auf den Nationalspieler aus Manchester – Boateng wehrt sich
MÜNCHEN (SID/dpa) - Erst Königstransfer, jetzt Wackelkandidat? Der für den Sommer geplante millionenschwere Wechsel von Leroy Sané von Manchester City zu Bayern München könnte platzen. Es ist abgesehen von der Corona-Krise aber nicht das einzige Problem, das auf Sportdirektor Hasan Salihamidzic zukommt. Auch bei den Personalien Manuel Neuer und Jérome Boateng droht Unruhe.
Der „kicker“schrieb, dass beim Rekordmeister „mittlerweile die Zweifel an der Mentalität dieses fußballerisch durchaus befähigten Angreifers immer lauter werden“. Gemeint war Sané. Dazu könnte eine Aussage von Vorstand Oliver Kahn passen. „Siegermentalität, Demut, Disziplin und Durchhaltevermögen gehören genauso zum Anforderungsprofil wie die sportliche Qualität des Spielers“, sagte der 50-Jährige in der „Sport Bild“.
Der 24 Jahre alte Nationalspieler Sané galt als Wunschspieler von Salihamidzic. Doch Trainer Hansi Flick soll nicht restlos überzeugt sein, er bevorzuge den Leipziger Timo Werner, heißt es. Er fordert ein Vetorecht bei Transfers, obwohl seine Vertragsverlängerung noch immer aussteht.
Bei den Bayern, denen bei einem Abbruch der Saison etwa 100 Millionen Euro im Etat fehlen dürften, laufen 2021 die Verträge von sieben verdienten Spielern wie Thomas Müller, David Alaba oder Manuel Neuer aus. Um den Kapitän gibt es reichlich Spekulationen. Die Verhandlungen über eine Verlängerung sollen im Stocken sein. Neben den Finanzen geht es auch um die Laufzeit. Die Bayern wollen den Kontrakt mit dem DFB-Kapitän bis 2023 verlängern, der 34-Jährige soll fünf weitere Jahre ins Gespräch gebracht haben. Kahn merkte an, dass Torhüter „generell, wie ich auch selbst gezeigt habe, natürlich bis ins hohe Alter spielen können“. Allerdings sei es „eine große Herausforderung, das hohe Niveau zu halten“.
Die Bayern stecken in einer Zwickmühle. Sie würden Neuer sehr gerne behalten – aber eben nicht zu lange, da in Alexander Nübel von Schalke der Nachfolger schon verpflichtet ist. Was also tun, da Neuer ebenso wie Müller auch „Identifikationsfiguren des Clubs sind“(Kahn). Bei Müller sollen die Verhandlungen immerhin weit fortgeschritten sein.
Gespräche mit Jérome Boateng gab es bislang noch nicht. Ob die überhaupt stattfinden, ist fraglich. Der Abwehrspieler hat sich beim Club gerade zum wiederholten Male unbeliebt gemacht. Nach einem Unfall verhängte der FCB eine Geldstrafe gegen seinen Rio-Weltmeister. Boateng habe gegen die bayerischen Vorgaben zur Ausgangsbeschränkung verstoßen. Er habe nur seinen vierjährigen Sohn, dem es gesundheitlich nicht gut ging, besuchen wollen, hielt Boateng dagegen. „Wenn es dafür dann eine Strafe gibt, dann Respekt. Ich finde das traurig“, sagte der 31-Jährige der „Bild“. Schon seit zwei Jahren wird über einen Abschied
Boatengs spekuliert. Doch der will sich nicht drängen lassen. „Der Verein muss sowieso auf mich zukommen“, betonte er fast trotzig im „kicker“: „Ich muss nicht auf Teufel komm raus weg vom FC Bayern, ich habe ja noch einen Vertrag.“
Kahn sieht derweil die Chance, dass der FC Bayern nach der CoronaKrise noch stärker wird. „Eine Krise ist immer ein Resilienz-Test. Sie zeigt, wie wir als Club und alle Beteiligten mit dieser Veränderung umgehen. Gelingt es uns, solche Schocks zu absorbieren, besteht eine große Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, sagte Kahn im Mitgliedermagazin „51“. „Es gibt auch eine Welt nach Corona. Wir werden durch diese Krise unsere Einstellung in vielen Lebensbereichen ändern. Für den Fußball könnte das eine Umkehr von seiner chronischen Überhitzung zu mehr Maß bedeuten“, sagte Kahn. Der 50-Jährige berichtete von „täglichen virtuellen Meetings“im Verein und der Gründung eines internen Teams, „das die besonderen Anforderungen an diese Situation koordiniert“.
„Für uns alle ist das eine neue Situation, die wir in dieser Form bisher nur aus Katastrophen-Filmen kannten“, sagte Kahn, der seit Januar im Vorstand ist. „Natürlich war ich auf diese Herausforderung in meiner neuen Rolle beim FC Bayern nicht vorbereitet. Aber ich nehme diese Aufgabe an, so wie wir alle. Wir sind gefordert, den Verein durch diese Krise zu steuern.“
Kahn wird wie die restliche Führungsriege, Trainer und Spieler in der Corona-Krise auf 20 Prozent Gehalt verzichten. Damit habe man gezeigt, „dass es heute mehr denn je um Solidarität geht. Sie demonstrieren damit außerdem: Mir ist es nicht egal, was mit meinem Arbeitgeber und Verein passiert“, sagte er. „Für uns in der Vereinsführung ist es Priorität, unsere Mitarbeiter nicht alleine zu lassen.“
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte, wie wichtig es wäre, die Saison zu Ende zu spielen. „Es ist der große Wille aller Verantwortlichen, die Saison zu Ende zu spielen. Und das ist auch ein finanzielles Muss, um zu gewährleisten, dass die Bundesliga mit all ihren Mannschaften überlebt.“
DFL will Profis alle drei Tage testen: Die neue medizinische Taskforce der Deutschen Fußball Liga hat offenbar erste Entscheidungen für den Weg zu einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga getroffen. Laut der MDRSendung „Sport im Osten“sollen die Profis alle drei Tage auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet werden. Bei einem positiven Befund sollen nicht mehr alle Spieler des Teams in Quarantäne geschickt werden, sondern nur der infizierte. Zudem seien alle Teams verpflichtet, zu spielen, wenn sie 13 Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung hätten. Die DFL äußerte sich nicht.