Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Über Lehrstoff, Methode und viel Kraft
Coronavirus: So agieren Lehrer in der Zeit der Schulschließungen
LAICHINGEN - Für Lehrer, Schüler und Eltern ist die derzeitige Situation eine Belastung. Wegen des Coronavirus sind die Schulen geschlossen. Alles ging ganz schnell. Nun stehen die Osterferien vor der Tür. Eine Zeit, um durchzuschnaufen? Nicht für alle. So gehen Laichinger Schulen mit der Situation um und das liegt noch vor den Schulleitern mit ihren Teams sowie den Schülern.
Albert-Schweitzer-Gymnasium: Cordula Plappert spricht ruhig am Telefon. Der Stress ist ihr in diesem Moment nicht anzumerken, aber sie sagt im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“klar: „Es war und ist ein wirklicher Kraftakt.“Die Schulschließung sei sehr schnell gekommen. In Windeseile galt es, Vorkehrungen zu treffen. „Wir hatten nur den Montag, um zu gewährleisten, dass wir die Schüler versorgen können“, zeigt die Schulleiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Laichingen auf. Das Kollegium agierte in zwei Teilen: Manche Lehrer kopierten Unterrichtsmaterialien, andere kümmerten sich um die Schul-Cloud. „Die war bei uns schon fortgeschritten, wurde dann als Austauschbörse fertig gemacht, so dass man auch von außen zugreifen konnte.“Dann habe sich in der Praxis allerdings gezeigt: „Es reicht nicht. Wir haben nicht die entsprechende Breitbandverbindung und der Server ist für die vielen Zugriffe nicht ausgelegt.“Die Streuung an die Schüler habe einfach nicht geklappt.
„Wir haben dann nachgesteuert – per E-Mail. Dabei ist bei der Verteilung wiederum auf den Datenschutz zu achten“, informiert Plappert. Dahingehend habe es letztlich aber positive Rückmeldungen gegeben.
„Ich bin sehr stolz auf mein Kollegium“, sagt Cordula Plappert und bedankt sich. Das Team stehe hinter ihr. Kollegen hätten sich kreativ gezeigt, viele Dinge überlegt – per Chat oder auch bei einem Unterricht, bei dem man sich zumindest hören konnte. Klar sei, dass das Lernen mit den Arbeitsmaterialien keine abwechslungsreiche Methode darstelle.
„Ich habe gelernt, dass wir dringend eine digitale Plattform brauchen – unabhängig von solchen Situationen“, zeigt die Schulleiterin auf. Soweit seien aber die meisten Schulen noch nicht – und auch manche Elternhäuser nicht. Technik und eine gewisse Affinität im Umgang mit Medien müssten gegeben sein.
Cordula Plappert ist jeden Tag in der Schule. An Arbeit mangelt es ihr nicht. „Ganz viele haben das Bedürfnis, etwas zu klären.“Die Osterferien seien wichtig, um „mal durchzuschnaufen“. Die meisten Lehrer hätten nun auch am Wochenende gearbeitet, um auf entsprechende Verordnungen zu reagieren. Es sei eine anstrengende Zeit. Dennoch: „Die Nervosität bleibt auch in den Ferien – darüber, wie es weitergehen wird und weil man den normalen Job, wie man ihn kennt, einfach nicht machen kann.“
Anne Dorothee Schmid
Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Laichingen: „Wir haben eine Notfallbetreuung“, berichtet Rektorin Anne Dorothee Schmid. Sieben oder auch acht Kinder würden in Kleingruppen geschult, seien somit versorgt. „Die Notfallbetreuung läuft gut bei uns“, zieht Schmid ein Zwischenfazit und betont: „Meine Lehrer unterstützen mich unheimlich. Es gibt eine riesige Solidarität – von Lehrern und auch Eltern.“
Vor der Schließung seien für drei Wochen Materialpakete gepackt worden – zudem gibt es digital gesonderte Möglichkeiten. „Ein Beispiel ist die Deutschklasse der Stufe sechs. Sie haben ein Paket mit Wochenplänen und Instruktionen. Zudem gibt es E-Mails“, erklärt die Rektorin. Besonders auch: Lehrer erstellen Erklärvideos für ihre Schüler, kommunizieren auch immer wieder mit ihren Schützlingen. „Wir versuchen immer, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben.“Gebe es die entsprechenden medialen Zugänge nicht, sei auch das Telefon eine solche Möglichkeit. So ist auch Anne Dorothee Schmid zu erreichen, hilft weiter, um Lösungen zu finden und zu geben. Wer keine E-Mail empfangen konnte, habe die entsprechenden Materialien per Post bekommen.
„Wir suchen derzeit nach einer Lernplattform, um die ganze Situation zu vereinfachen und effektiver zu arbeiten“, zeigt die Rektorin auf. Für sie steht fest: „Es ist eine interessante Zeit, aber eine, die uns alle auch an Grenzen bringt.“
Anne-Frank-Realschule Laichingen: „Im Prinzip sind alle Lehrer zu Hause“, sagt Johannes Treß, der Rektor der Realschule. Für die Schüler wurden Aufgabenpakete – je nach Klassenstufe – erstellt, die unter anderem auf die Homepage hochgeladen werden. Zuvor gab es diese auch per E-Mail. „Die Prüfungsvorbereitung läuft. Die Termine wurden verschoben. Im Mai geht es los. Ich denke, das wird machbar. Wir haben da einen ganz guten Fahrplan vom Land erhalten“, ist Treß der Meinung. Schülern wurden ihre letzten Klassenarbeiten zugesandt, zudem ihr Notenstand. „Damit sie auch einfach wissen, wo sie stehen“, erklärt Treß. Darüber hinaus sei man im engen Kontakt und somit im Austausch. Wichtig sei der Realschule gewesen, auch kreative Arbeiten zur Verfügung zu stellen, um Abwechslung zu schaffen.
Mathe, Deutsch und Englisch sowie Zusatzmaterial anderer Fächer: In der Zeit der nun geschlossenen Schule erhielten die Realschüler Materialien mit grundlegenden Übungen, um „alten Stoff“noch einmal aufzuarbeiten. Ziel ist, dann nach den Ferien mit neuen Unterrichtsinhalten zu beginnen. „Neuen Stoff alleine zu lernen, ist einfach schwierig“, weiß Treß. Deswegen habe man sich überlegt, dass es gut ist, wenn die Schüler wiederkommen und in den Grundlagen fit sind. Bisher habe er Rückmeldungen von Eltern, dass es funktioniert. „Das beruhigt mich als Schulleiter wiederum etwas“, so Johannes Treß.
„Wir versuchen immer, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben.“
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