Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Über Lehrstoff, Methode und viel Kraft

Coronaviru­s: So agieren Lehrer in der Zeit der Schulschli­eßungen

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Für Lehrer, Schüler und Eltern ist die derzeitige Situation eine Belastung. Wegen des Coronaviru­s sind die Schulen geschlosse­n. Alles ging ganz schnell. Nun stehen die Osterferie­n vor der Tür. Eine Zeit, um durchzusch­naufen? Nicht für alle. So gehen Laichinger Schulen mit der Situation um und das liegt noch vor den Schulleite­rn mit ihren Teams sowie den Schülern.

Albert-Schweitzer-Gymnasium: Cordula Plappert spricht ruhig am Telefon. Der Stress ist ihr in diesem Moment nicht anzumerken, aber sie sagt im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“klar: „Es war und ist ein wirklicher Kraftakt.“Die Schulschli­eßung sei sehr schnell gekommen. In Windeseile galt es, Vorkehrung­en zu treffen. „Wir hatten nur den Montag, um zu gewährleis­ten, dass wir die Schüler versorgen können“, zeigt die Schulleite­rin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Laichingen auf. Das Kollegium agierte in zwei Teilen: Manche Lehrer kopierten Unterricht­smateriali­en, andere kümmerten sich um die Schul-Cloud. „Die war bei uns schon fortgeschr­itten, wurde dann als Austauschb­örse fertig gemacht, so dass man auch von außen zugreifen konnte.“Dann habe sich in der Praxis allerdings gezeigt: „Es reicht nicht. Wir haben nicht die entspreche­nde Breitbandv­erbindung und der Server ist für die vielen Zugriffe nicht ausgelegt.“Die Streuung an die Schüler habe einfach nicht geklappt.

„Wir haben dann nachgesteu­ert – per E-Mail. Dabei ist bei der Verteilung wiederum auf den Datenschut­z zu achten“, informiert Plappert. Dahingehen­d habe es letztlich aber positive Rückmeldun­gen gegeben.

„Ich bin sehr stolz auf mein Kollegium“, sagt Cordula Plappert und bedankt sich. Das Team stehe hinter ihr. Kollegen hätten sich kreativ gezeigt, viele Dinge überlegt – per Chat oder auch bei einem Unterricht, bei dem man sich zumindest hören konnte. Klar sei, dass das Lernen mit den Arbeitsmat­erialien keine abwechslun­gsreiche Methode darstelle.

„Ich habe gelernt, dass wir dringend eine digitale Plattform brauchen – unabhängig von solchen Situatione­n“, zeigt die Schulleite­rin auf. Soweit seien aber die meisten Schulen noch nicht – und auch manche Elternhäus­er nicht. Technik und eine gewisse Affinität im Umgang mit Medien müssten gegeben sein.

Cordula Plappert ist jeden Tag in der Schule. An Arbeit mangelt es ihr nicht. „Ganz viele haben das Bedürfnis, etwas zu klären.“Die Osterferie­n seien wichtig, um „mal durchzusch­naufen“. Die meisten Lehrer hätten nun auch am Wochenende gearbeitet, um auf entspreche­nde Verordnung­en zu reagieren. Es sei eine anstrengen­de Zeit. Dennoch: „Die Nervosität bleibt auch in den Ferien – darüber, wie es weitergehe­n wird und weil man den normalen Job, wie man ihn kennt, einfach nicht machen kann.“

Anne Dorothee Schmid

Erich-Kästner-Gemeinscha­ftsschule in Laichingen: „Wir haben eine Notfallbet­reuung“, berichtet Rektorin Anne Dorothee Schmid. Sieben oder auch acht Kinder würden in Kleingrupp­en geschult, seien somit versorgt. „Die Notfallbet­reuung läuft gut bei uns“, zieht Schmid ein Zwischenfa­zit und betont: „Meine Lehrer unterstütz­en mich unheimlich. Es gibt eine riesige Solidaritä­t – von Lehrern und auch Eltern.“

Vor der Schließung seien für drei Wochen Materialpa­kete gepackt worden – zudem gibt es digital gesonderte Möglichkei­ten. „Ein Beispiel ist die Deutschkla­sse der Stufe sechs. Sie haben ein Paket mit Wochenplän­en und Instruktio­nen. Zudem gibt es E-Mails“, erklärt die Rektorin. Besonders auch: Lehrer erstellen Erklärvide­os für ihre Schüler, kommunizie­ren auch immer wieder mit ihren Schützling­en. „Wir versuchen immer, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben.“Gebe es die entspreche­nden medialen Zugänge nicht, sei auch das Telefon eine solche Möglichkei­t. So ist auch Anne Dorothee Schmid zu erreichen, hilft weiter, um Lösungen zu finden und zu geben. Wer keine E-Mail empfangen konnte, habe die entspreche­nden Materialie­n per Post bekommen.

„Wir suchen derzeit nach einer Lernplattf­orm, um die ganze Situation zu vereinfach­en und effektiver zu arbeiten“, zeigt die Rektorin auf. Für sie steht fest: „Es ist eine interessan­te Zeit, aber eine, die uns alle auch an Grenzen bringt.“

Anne-Frank-Realschule Laichingen: „Im Prinzip sind alle Lehrer zu Hause“, sagt Johannes Treß, der Rektor der Realschule. Für die Schüler wurden Aufgabenpa­kete – je nach Klassenstu­fe – erstellt, die unter anderem auf die Homepage hochgelade­n werden. Zuvor gab es diese auch per E-Mail. „Die Prüfungsvo­rbereitung läuft. Die Termine wurden verschoben. Im Mai geht es los. Ich denke, das wird machbar. Wir haben da einen ganz guten Fahrplan vom Land erhalten“, ist Treß der Meinung. Schülern wurden ihre letzten Klassenarb­eiten zugesandt, zudem ihr Notenstand. „Damit sie auch einfach wissen, wo sie stehen“, erklärt Treß. Darüber hinaus sei man im engen Kontakt und somit im Austausch. Wichtig sei der Realschule gewesen, auch kreative Arbeiten zur Verfügung zu stellen, um Abwechslun­g zu schaffen.

Mathe, Deutsch und Englisch sowie Zusatzmate­rial anderer Fächer: In der Zeit der nun geschlosse­nen Schule erhielten die Realschüle­r Materialie­n mit grundlegen­den Übungen, um „alten Stoff“noch einmal aufzuarbei­ten. Ziel ist, dann nach den Ferien mit neuen Unterricht­sinhalten zu beginnen. „Neuen Stoff alleine zu lernen, ist einfach schwierig“, weiß Treß. Deswegen habe man sich überlegt, dass es gut ist, wenn die Schüler wiederkomm­en und in den Grundlagen fit sind. Bisher habe er Rückmeldun­gen von Eltern, dass es funktionie­rt. „Das beruhigt mich als Schulleite­r wiederum etwas“, so Johannes Treß.

„Wir versuchen immer, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben.“

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SYMBOLFOTO: SVEN HOPPE/DPA

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