Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gewerbetreibende kämpfen hart
Verunsicherung ist trotz staatlicher Mittel groß – Ob die Hilfen greifen, ist noch unklar
LAICHINGER ALB/BLAUBEUREN Handel, Industrie und Dienstleister reagieren in der Krise ganz unterschiedlich. Während bei den einen kaum Veränderungen spürbar sind, brechen bei anderen nicht nur die kompletten Umsätze ein, sondern erwirtschaften durch ihre laufenden Kosten jeden Tag auf ’s Neue ein stetiges Minus, das schnell jede Rücklage auffrisst. Bei den Handels- und Gewerbevereinen der Region laufen häufig Ärger und Verzweiflung auf. Was die staatlichen Hilfen angeht, so gibt es hier die unterschiedlichsten Meinungen.
Herbert Bühler, Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Nellingen, fasst die allgemeine Lage der Betriebe in der Region gut zusammen: „Egal wen man fragt, das Geschäft wird weniger.“Einzelne Handelsvertreter und selbständige Ein-Mann-Betriebe sowie die Gastrobetriebe würde es am härtesten treffen, erklärt Bühler. Aber auch die Handwerker, die in der Nellinger Wirtschaftsvereinigung besonders stark vertreten sind, würden merken, dass die Anfragen für Neuaufträge weniger werden. „Die haben natürlich auch mit den neuen Hygieneregeln, die im Zuge des Coronavirus eingeführt worden sind, zu kämpfen“, berichtet Bühler. Die Vereinigung habe entsprechende Regularien und auch die Informationen über Fördergelder
sofort an ihre Mitglieder weitergegeben und den Mitgliedern geraten sich schnellstmöglich an ihre Hausbanken zu wenden, um davon Gebrauch zu machen. Zahlreiche Mitglieder der Vereinigung hätten bereits Fördermittel von staatlicher Seite beantragt, wie gut das laufe, könne man aktuell noch nicht sagen.
Bärbel Kächele, Vorsitzende des Blaubeurer Gewerbevereins (WIR 89143 e.V.), hat ebenfalls noch keine Informationen zu den Fördermitteln, auch für sie sei es für Aussagen zu früh. Allerdings seien die Gewerbetreibenden
aller Branchen auch in Blaubeuren verunsichert. Besonders froh sei sie, dass die Kooperation mit der Stadt gut funktioniert. Es gebe Mitglieder, die gerade selbst sehr große wirtschaftliche Problem hätten, da wäre es schwierig bis unmöglich auch noch aus dem Verein heraus größere Aktionen anzustoßen. „Wir arbeiten hier sehr gut mit der Stadt zusammen. So hat die Verwaltung jetzt beispielsweise Lieferdienste der Gastronomie und weitere Angebote gesammelt und diese im Mitteilungsblatt veröffentlicht“, berichtet Bärbel Kächele.
Auch was Fördergelder und staatliche Hilfen angeht, funktioniert die Stadt als Verteiler. „Was wir an Informationen bekommen, leiten wir ebenfalls an die Stadt weiter. Damit verhindern wir eine Mitteilungsflut für die Gewerbetreibenden“, so die Blaubeurer Gewerbevereinsvorsitzende. Ein großes Lob gehe hier besonders an AnnaIsabella Österle, vom Blaubeurer Stadtmarketing, über deren Schreibtisch in den vergangenen Wochen die Hauptarbeit gelaufen sei.
Bianca Baumann aus Merklingen lobt ebenfalls das Engagement der Verwaltung. Bürgermeister Sven Kneipp habe sich ebenfalls mit einer Informationsmail an die Gewerbetreibenden der Gemeinde gewandt und über Fördermittel informiert. Für die Chefin des örtlichen Gewerbevereins, die seit vergangenem Jahr im Amt ist, spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: „Wenn das jetzt nur ein, zwei Wochen sind, hat man kurzfristig eben eine schlechte Bilanz, wenn das aber noch länger, vielleicht Monate so weiter geht, weiß ich nicht wo das endet.“Sie selbst habe bisher das persönliche Geschäft mit den Kunden ein Stück weit durch ihren Onlinehandel auffangen können, aber in jeder Branche sei dies eben nicht möglich. Deswegen hofft sie, wie auch ihre Kollegen in den anderen Kommunen, dass ein Ende der Krise oder zumindest Lockerungen bei den Beschränkungen bald absehbar sind.