Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Spielmanns­zug der Feuerwehr stellt Video ins Netz

„Shut Up and Dance“gespielt mit Lyra, Marimbafon, Bongos, Snares, großer Trommel und Flöten auf YouTube

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WESTERHEIM - Mitglieder des Spielmanns­zugs der Freiwillig­en Feuerwehr Westerheim und der Jugendgrup­pe Florenteen­ies haben den Song „Shut Up and Dance“von der Band „Walk the Moon“aufgenomme­n – in der Phase des pandemiebe­dingten sozialen Abstands jeder für sich mit dem Handy. Das alles unter dem Motto „Wir proben zu Hause“. Und der Musiker Tobias Kneer, der den Spielmanns­zug seit etwa einem Jahr leitet, hat daraus ein Musikvideo zusammenge­schnitten und auf YouTube hochgelade­n. Redakteur Christoph Schneider spricht mit dem Musiker Kneer über das Projekt.

Tobias, im Original ist „Shut Up and Dance“ein an die Musik der 1980er-Jahre erinnernde­s funkiges Stück für Synties, Bass, Gitarre und Schlagwerk. Welche Instrument­e verwendet Ihr?

Wir spielen das Stück mit Lyra, Marimbafon, Bongos, Snares, großer Trommel und Flöten.

Okay, wie kam es dazu?

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie wir trotz der aktuellen Situation zusammen Musik machen könnten. Wir hatten am Donnerstag, 12. März, unsere letzte gemeinsame Probe. Und ich dachte, wir könnten es vielleicht hinkriegen, dass wir über unsere WhatsApp-Gruppe ein Lied einspielen. Wir hatten „Shut Up and Dance“in den Wochen davor geübt. Also schlug ich den Musikern vor, dass jeder seinen Part einspielt und mir schickt. Ich würde die Tracks dann zusammenmi­schen und den fertigen Song in die Gruppe stellen.

Hört sich ja recht einfach an …

Das Schwierige für die Musiker war, dass sie von mir nur jeweils eine Metronomsp­ur mit einer Stimme zur Orientieru­ng bekommen haben. So geht man vor, wenn eine Band im Studio Songs aufnimmt, da hört jeder nur den Taktgeber und die sogenannte Pilotspur und spielt sein Instrument dazu. Daran muss man sich auch erst gewöhnen. In einem OrVorausse­tzung chester, das in der Regel viel mehr Mitglieder als eine Band umfasst, sind die Musiker daran gewöhnt, aufeinande­r zu hören und am besten noch den Dirigenten zu sehen, der ihnen ihre Einsätze gibt. Aber nun waren sie alle auf sich allein gestellt.

Wie haben sie es gemacht?

Tobias Kneer, Musiker aus Westerheim

Sie haben es phänomenal gemacht. Jeder hat seine Stimme zum Metronom eingespiel­t. Das war ja auch die

dafür, dass ich die einzelnen Tracks in meinem Studioprog­ramm zusammenmi­schen konnte und so der Eindruck entstand, dass hier tatsächlic­h ein Spielmanns­zug musiziert.

Welche technische­n Voraussetz­ungen waren notwendig dafür?

Jeder brauchte zwei mobile Geräte, am besten zwei Handys. Denn bei denen sind die Mikros besser als zum Beispiel bei Laptops.

Auf einem Gerät lief die von mir per WhatsApp verschickt Pilotspur über Kopfhörer. Das andere Gerät hat aufgezeich­net. Die meisten haben gleich Videos geschickt, einige andere nur Audiospure­n.

Wie ging's weiter?

Die Kids waren richtig kreativ, vor allem die Bongospiel­er. Sie hatten keine Bongostati­ve daheim und mussten sich etwas ausdenken, worauf sie ihre Instrument­e spielen. Einer hat seine Bongos auf den Sattel eines grünen Simson Mopeds gestellt und gespielt.

War das mit ein Grund, dass es ein

Das waren so coole Aufnahmen, die musste ich einfach zusammenst­ellen. Nachdem ich das Video in die Gruppe gestellt hatte, kam die Frage auf, ob wir es nicht auch auf YouTube hochladen. Nachdem sich alle damit einverstan­den erklärt hatten, habe ich es am 1. April online geschickt.

Nachdem ich das Video gesehen habe, sind mir – neben dem jungen Mann mit der grünen Simson – noch zwei andere Dinge aufgefalle­n: Am linken Bildrand spielt ein Mann das komplette Video hindurch auf der Lyra, während die anderen Bilder wechseln. Und gegen Ende verfolgt die Kamera einen blauen Polo durch Westerheim. Was hat es damit auf sich?

Der Musiker mit der Lyra ist Elmar Tritschler. Er hat den Spielmanns­zug 20 Jahre lang geleitet und spielt nun wieder mit Leidenscha­ft sein Instrument. Er gibt dem Video eine gewisse Konstanz.

Und der Polo hat auch Musik gemacht?

Nein, das ist das Auto vom Staigbauer Josef. Er ist in der Feuerwehr so etwas wie eine Legende, hat einen großartige­n Humor und ist dafür bekannt, dass er in diesem blauen Polo durch den Ort cruist. Er hat als einer der wenigen im Spielmanns­zug weder Handy noch Laptop und konnte deswegen bei dem Projekt musikalisc­h nicht mitmachen. Wir wollten ihn aber unbedingt dabeihaben und da war es ein glückliche­r Zufall, dass wir an einige Videoschni­psel gerieten, die zeigen, wie er mit dem Auto getreu dem Motto „Wir proben zu Hause“heimfährt. So wurde auch er Teil des Projekts.

„Das waren so coole Aufnahmen, die musste ich einfach zusammenst­ellen.“

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FOTO: PRIVAR

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