Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Sänger folgt dem Ruf aus Bremen

Counterten­or Benno Schachtner erzählt, wie es mit seinem Diademus-Festival in der Krisen-Zeit weitergeht

- Von Dagmar Hub

NEU-ULM/ILLERTISSE­N - Seit dem vergangene­n Wochenende lebt der Counterten­or und Intendant des Roggenburg­er Diademus-Festivals Benno Schachtner in Illertisse­n, wo er geboren wurde – und damit unweit seines Dietenheim­er Elternhaus­es. In der neuen Wohnung erreichte ihn zwischen Umzugskist­en die Nachricht, von der er wusste, dass sie kommen würde – und die ihn trotzdem gebannt warten ließ, bis er sie per Post auch schriftlic­h hatte: Benno Schachtner erhielt eine Berufung an die Hochschule für Künste in Bremen. Der Vertrag, den Schachtner unterzeich­net hat, gilt im Grunde schon seit dem 1. April; geplant ist der Start des Sommerseme­sters in Bremen für den 20. April. Doch wie der Studiensta­rt in der Phase der Corona-Epidemie genau aussehen wird, weiß der 35-Jährige noch nicht. Möglicherw­eise muss via Skype gelehrt werden. Die Verpflicht­ung Schachtner­s muss ebenfalls – wegen der Epidemie – zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

„Nach vierjährig­er Lehrtätigk­eit an der Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst in Mannheim freue ich mich nun, mein Wissen und meine Erfahrunge­n im Rahmen einer Professur für Gesang im Studiengan­g ,Historisch informiert­e Aufführung­spraxis’ an die nachwachse­nden Sänger-Generation­en weitergebe­n zu dürfen“, sagt Schachtner, der in Ulm Abitur machte und der seine erste Gesangsaus­bildung als Knabensopr­an bei den Ulmer Spatzen erhielt. Acht Präsenztag­e in Bremen wird die Professur monatlich von ihm verlangen, möglicherw­eise werden daraus auch ein paar Tage mehr.

Seine eigene solistisch­e Karriere – wie auch die seiner Frau Catalina Bertucci – liegt in diesen Tagen auf Eis, da eine Konzerttät­igkeit wegen der Pandemie nicht möglich ist. In der jüngeren Vergangenh­eit trat Benno Schachtner unter anderem in der Carnegie Hall in New York, an der Pariser Oper und in der Pariser Philharmon­ie,

im Concertgeb­ouw Amsterdam und an der Staatsoper und der Philharmon­ie in Berlin auf. Durch die Zwangspaus­e der Konzerttät­igkeit haben Schachtner und seine Frau Zeit für den Umzug, für den kleinen Sohn und für ihr Hobby Landwirtsc­haft. Dafür arbeitet Benno Schachtner weiter an der Organisati­on des diesjährig­en DiademusFe­stivals in Roggenburg, das vom 30. August bis 6. September geplant ist. Wie dieses Programm aussehen wird, verrät Schachtner erst dann, wenn feststeht, dass die Corona-Epidemie soweit eingedämmt sein wird, dass das Festival wirklich stattfinde­n kann. Der 1. Mai ist seine persönlich­e Deadline, um die Planung dann ganz konkret machen zu können – oder schlimmste­nfalls abzusagen. „Bis dahin muss ich wissen, ob Ende August Konzerte möglich sein werden“, erklärt Schachtner. Falls Diademus stattfinde­n darf, frage er sich, ob das Publikum dann nach dem langen Verzicht auf Kultur besonders auf die Konzerte brennen wird oder ob vielleicht Angst vorherrsch­en werde, anderen Menschen zu begegnen. „Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt lässt sich nichts prognostiz­ieren.“

Obwohl das neue Diademus-Programm auch im Internet noch nicht zu finden ist: Eine kleine Gruppe von Menschen kennt es bereits. Benno Schachtner hatte seine Planung mit der Bitte um Förderung an den Freistaat Bayern geschickt – und ist begeistert, dass man dieses Programm dort so hochkaräti­g einstufte, dass die Förderung seines Festivals durch das Land verdoppelt wurde. Der Bezirk Schwaben erhöhte seine Förderung des Roggenburg­er Festivals bereits im vergangene­n Jahr, und Benno Schachtner vermutet, vom Landkreis die gleiche Förderhöhe zu erhalten wie in der Vergangenh­eit. Seit Beginn seines Engagement­s für Roggenburg, so berichtet der Counterten­or, habe sich der stellvertr­etende Landrat Herbert Pressl besonders für das Diademus-Festival eingesetzt. Schirmherr des Festivals ist Landrat Thorsten Freudenber­ger.

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FOTO: SABINE TRUCKSÄSS

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