Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hilfe für Arbeitnehm­er, Firmen und bedürftige Schüler

Große Koalition beschließt neues Hilfspaket in Milliarden­höhe – vielen geht es nicht weit genug

- Von Dieter Keller, Mathias Puddig und Agenturen

BERLIN - Fast acht Stunden lang verhandelt­en die Spitzen der Regierungs­koalition über weitere Hilfen für Bürger und Wirtschaft in der Corona-Krise. Am Ende kamen mehr konkrete Ergebnisse heraus, als viele erwartet hatten. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans spricht von Kosten des ganzen Pakets „oberhalb“von 10 Milliarden Euro.

ist, darf zudem ab dem 1. Mai bis Ende des Jahres Geld dazuverdie­nen – die Grenze liegt bei der vollen Höhe des Monatseink­ommens ohne Kurzarbeit. Opposition und Sozialverb­ände begrüßten den Koalitions­beschluss zwar, kritisiert­en aber, dass er nicht weit genug gehe. Der Vorstandsc­hef der Bundesagen­tur für Arbeit, Detlef Scheele, kritisiert­e die neuen Regelungen als zu komplizier­t. „Die politische Entscheidu­ng will ich nicht bewerten, ich hätte mir aber eine einfachere Regelung gewünscht.“

Arbeitslos­engeld: Wer arbeitslos wird, hat derzeit meist nur geringe Chancen, rasch einen neuen Job zu finden. Zudem sind die Arbeitsage­nturen mit der Abwicklung der Kurzarbeit beschäftig­t. Normalerwe­ise bekommen Arbeitslos­e bis 50 Jahre maximal zwölf Monate Arbeitslos­engeld. Dies steigt bis 58 bis auf 24 Monate. Jetzt gibt es diese Hilfe drei Monate länger, wenn der Anspruch zwischen dem 1. Mai und dem 31. Dezember enden würde.

Gastronomi­e: CSU-Chef Markus Söder konnte eine Vergünstig­ung für Restaurant­s durchsetze­n: Für sie wird die Mehrwertst­euer vom 1. Juli 2020 bis zum 30. Juni 2021 von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Dies gilt allerdings nur für Speisen und nicht für Getränke. Der Branchenve­rband Dehoga feierte das als „wichtigen Teilerfolg“. Allerdings profitiert­en Lokale, die ausschließ­lich Getränke anbieten, nicht davon.

Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) geht das nicht weit genug. Vor allem Gastronomi­e und

Hotels sollten eine Perspektiv­e für die Zeit nach dem 4. Mai bekommen, heißt es aus dem Ministeriu­m. Ein entspreche­ndes Konzept soll bis zur nächsten Runde der Regierungs­chefs in der kommenden Woche stehen.

Kleine und mittelstän­dische Unternehme­n: Wer coronabedi­ngt in diesem Jahr mit einem Verlust rechnet, bekommt eine Liquidität­shilfe: Kleine und mittelstän­dische Unternehme­n sollen ihre Verluste mit den bereits 2019 geleistete­n Vorauszahl­ungen der Einkommen- und Körperscha­ftsteuer verrechnen dürfen.

Computer für bedürftige Schüler: Eine schnelle Rückkehr zum normalen Schulbetri­eb ist ausgeschlo­ssen. Große Teile des Unterricht­s müssen weiter zu Hause stattfinde­n. Damit alle Schüler daran teilhaben können, will der Bund 500 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die digitale Ausstattun­g der Schulen auszubauen und bedürftige Schüler bei der Anschaffun­g der Geräte zu unterstütz­en. Bis zu 150 Euro solle es dafür geben „Wir werden für die Bildung unserer Kinder alles möglich machen, was möglich zu machen ist“, versprach Bildungsmi­nisterin Karliczek (CDU). Das Geld gibt’s extra, es kommt nicht aus dem Digitalpak­t.

Doch es bleiben Fragen: Wie das Geld zu den Schülern kommt und wie schnell, ließ sich zunächst ebenso wenig klären wie, wofür genau es verwendet werden darf. Sicher ist, dass die Bundesmitt­el nicht verstetigt werden sollen: „Die Verantwort­ung soll grundsätzl­ich bei den Ländern bleiben“, sagte die Ministerin.

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