Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Westerheim am Ende des Krieges – und über liebenswürdige Helfer
Dieser Leserbrief erreichte uns zum Artikel „Westerheim versinkt in Schutt und Asche“:
Als Kind des Krieges interessiere ich mich für meinen Vater, den „Krieg“. Als anerkannter Kriegsdienstverweigerer erstaune ich über mich selber und dieses Interesse. So habe ich auch mit Interesse den Artikel gelesen – über das schreckliche Ende des Krieges in Westerheim.
Als Leiter des evangelisch-katholischen Campingdienstes interessiere ich mich für alles, was in Westerheim geschah und noch in dieser Zeit passiert. Schon über drei Jahrzehnte kenne ich die Einzelheiten über das Ende des Krieges in Westerheim. Dank Herrn Hartmut Schröder ist aber sein Bericht weit ausführlicher.
Der 21. April 1945 war für Westerheim schrecklich. So leitet mich dies, über das Ende des Krieges in meinem Heimatort Plüderhausen nachzudenken. Auch dort kamen die Amerikaner. Kein Haus brannte. Scheinbar keine Probleme. Nur meine Mutter musste mit den Kindern schnell aus dem neu gebauten Haus, denn die Amerikaner beschlagnahmten es, aber nur für eine kurze Zeit.
Heute aber meine ich, um Verständnis zu bitten für die Soldaten aller Nationen. Alle wollen doch gesund wieder nach Hause kommen. Alle stehen unter einem Befehl. Ich meine nun, dass dies für unverhältnismäßige Kriegshandlungen leitet auf allen Seiten. Schuld zu messen, ist wenig hilfreich.
Zwei junge Soldaten werden hingerichtet, so konnte ich lesen. Junge Soldaten wurden auch in Laichingen hingerichtet – unter dem Befehl von General Ulmer. Ich habe aber meinen Familiennamen mir nicht herausgesucht. In der Ausgabe der „Schwäbischen Zeitung“konnte ich aber lesen, unter welchem Befehl diese Hinrichtungen geschahen. Mir war das bisher nicht bekannt.
Aber so wie in unserer heutigen schwierigen Zeit, Menschen geleitet sind, unverhältnismäßig Gutes zu tun, so war es auch damals. Mir wurde gesagt, dass es evangelische Donnstetter waren, die beim Wiederaufbau mitgeholfen haben. Mir wurde gesagt, dass es evangelische Laichinger waren, die Westerheimer Kinder für eine Zeit aufgenommen haben und mit Sachspenden ausgeholfen haben. Welch ein Beispiel für unsere Zeit, wo es sehr nötig ist, unbegleitete Kinder aus den Flüchtlingslagern aufzunehmen in ein Land, das das reichste in Europa ist und mit der Corona-Krise am besten zurecht kommt.
Das liebenswürdige Helfen der Donnstetter und Laichinger nach der Katastrophe von Westerheim erinnert mich auch an meine Arbeit beim Alb-Camping Westerheim. So waren katholische Camper die „Säulen“meiner Arbeit in Gottesdiensten und Ferienprogrammen. Nun ist Westerheim für mich ein liebenswürdiges Wort und ein liebenswürdiger Ort.
Kurt Ulmer, Laichingen