Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Vier Entwürfe verbleiben für den Merklinger Rat
Im Wettbewerb um die Bebauung an der Lindenstraße mit Mehrfamilien- und Kettenhäusern sind erste Entscheidungen gefallen
MERKLINGEN - Im Rahmen einer geplanten Bebauung mit Mehrfamilienund Kettenhäusern im Baugebiet an der Lindenstraße in Merklingen hat es nun erste Entscheidungen gegeben. Von den eingereichten Vorschlägen hat der Merklinger Gemeinderat jeweils die zwei Besten ausgewählt. In einer der kommenden Sitzungen im Mai oder Juni sollen Planer und Investoren ihre Projekte vorstellen, worauf die endgültige Auswahl erfolgen soll.
Insgesamt acht verschiedene Vorschläge sind bei der Gemeinde Merklingen, die den Wettbewerb für die Bebauung des Areals ausgelobt hatte, bis zum Abgabetermin Mitte Januar eingegangen. Diese Vorschläge wurden in der Folge von Architekt Markus Gebhardt aus Blaubeuren, der den Wettbewerb betreut und zusammen mit der Gemeinde auch die Bewertungsmatrix erstellt hat, gesichtet und bewertet.So waren es beispielsweise bei den angedachten Mehrfamilienhäusern 44 Kriterien, bei denen die Planer mit ihren Projekten
eine Maximalpunktzahl von 78 erreichen konnten. Bei den Kettenhäusern waren sogar 59 Kriterien zu bewerten. Dabei wogen manche Faktoren natürlich stärker als andere. Die Richtlinien des Bebauungsplanes seien beispielsweise vorrangiger gewesen, als gewisse optische Details, erläutert Markus Gebhardt. Der Verwaltung sei eine neutrale Präsentation wichtig gewesen und Jemand, der sowohl aus der Region kommt als auch Bezug zum ländlichen Raum und Erfahrungen in Sachen Stadtentwicklung hat.
In der jüngsten nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung hat Gebhardt nun den Ratsmitgliedern die jeweiligen Projektentwürfe vorgestellt sowie Vor- und Nachteile erläutert. Besonders zugesagt habe den Ratsmitgliedern bei den Mehrfamilienhäusern beispielsweise, dass mit Tiefgaragen geplant wurde und die Planer immer mehr Stellplätze, als mindestens vorgegeben, integriert hätten. „Es waren sehr gute Entwürfe dabei, aber wir haben uns jetzt sowohl bei den Mehrfamilienhäusern, als auch bei den Kettenhäusern für die zwei besten entschieden“, berichtet Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp. Rund eineinhalb Stunden haben die Beratungen per Videokonferenz gedauert. Ferner wurde auch erst am Ende der Beratung öffentlich gemacht, welche Planer und Investoren sich hinter welchem Entwurf verstecken, um auch hier die größtmögliche Neutralität zu gewährleisten.
Mit dem Projekt betritt die Gemeinde Merklingen Neuland. Erstmals bringt sie ein eigenes Grundstück in die Vermarktung für den gewerblichen Wohnungsbau, bisher wurde nur an private Bauherren verkauft. Indirekte Subventionen durch geringere Grundstückspreise für Investoren gibt es dabei nicht. Für das Grundstück auf dem die Kettenhäuser entstehen sollen entspricht der Bauplatzpreis dem der örtlichen Bauplätze für Einfamilienhäuser, für die Mehrfamilienhausbebauung liegt er, mit geplanten rund 180 Euro pro Quadratmeter, sogar höher. Pauschalen,
welche die Gemeinde für Vermessung und die Erstellung des Bebauungsplans von privaten Bauherren erhebt, müssen die Investoren ebenfalls zahlen.
Wohnbebauung ist ein wichtiger Faktor für Merklingen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Wohngebäude in der Albgemeinde deutlich gestiegen. Und obwohl das Eigenheim seinen Besitzer wohl noch am langfristigsten räumlich und sozial an die Gemeinde binde, werde auch immer mehr Mietwohnraum gebraucht, so Sven Kneipp. Das liege einerseits an dem örtlichen Zuwachs der Gemeinde durch die jüngere Generation, andererseits aber auch am großen Einzugsgebiet der Oberzentren Stuttgart und Ulm. Diese sorgen mit ihren wirtschaftlichen und sozial-kulturellen Angeboten natürlich für eine deutliche Attraktivitätssteigerung der Region.
Trotzdem ist dem Merklinger Bürgermeister bewusst, dass es trotz der Sinnhaftigkeit des Projekts, nicht nur positive Stimmen aus der Gemeinde gibt. Steigende Verkehrsbelastung durch mehr Bewohner und ein sich deutlich änderndes städtebauliches Straßenbild stoßen nicht bei jedem Anwohner auf Gegenliebe. „Nicht alle Menschen werden sich über diese Neubebauung freuen. Aber das ist ein Schritt, den der Gemeinderat mutig angegangen ist, um bei weniger Flächenverbrauch
Sven Kneipp Bürgermeister Merklingen
mehr Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, sagt Kneipp und stellt sich hinter das Projekt.
Nach der Erstvorstellung und der Auswahl sind jeweils zwei Vorschläge des Büros „raum+haus“aus Blaustein und des Büros „PSA“aus Ulm mit unterschiedlichen Investoren übrig geblieben, welche die beiden rund 1000 Quadratmeter großen Grundstücke mit Mehrfamilienhäusern beziehungsweise das rund 1300 Quadratmeter große Grundstück für die Kettenhäuser bebauen wollen. Die Planer und ihre Investoren werden diese Projekte dann in einer Gemeinderatssitzung persönlich nochmals vorstellen. In dieser Sitzung soll dann auch die endgültige Entscheidung fallen, welcher Entwurf den Wettbewerb gewinnt und gebaut wird. Der Bau soll nach jetzigen Planungen ab dem kommenden Jahr möglich sein, für die Umsetzung des Projekts soll der jeweilige Investor einen Zeitrahmen von vier Jahren bekommen, so Bürgermeister Sven Kneipp.
„Nicht alle Menschen werden sich über diese Neubebauung freuen. Aber das ist ein Schritt, den der Gemeinderat mutig angegangen ist“