Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sie machen sich ganz lang

Basketball: Zehn von 17 Bundesliga-Vereinen wollen die Saison mit Turnier beenden – Dazu gehört auch Ulm

- Von Pit Meier

ULM - Es gab offensicht­lich sehr viel Gesprächsb­edarf bei der Videoschal­te der Vereine der Basketball-Bundesliga (BBL). Für 12 Uhr hatte man sich am Montag verabredet, erst fünf Stunden danach sickerte so etwas wie ein Ergebnis durch: Anders als im Handball, im Eishockey und im Volleyball soll die Saison wegen der Corona-Krise nicht komplett abgebroche­n, sondern nach einem einstimmig­en Beschluss zumindest teilweise wieder aufgenomme­n werden, sobald die politische­n Vorgaben das erlauben.

Zehn der insgesamt 17 Mannschaft­en machen weiter. Sie werden in zwei Fünfergrup­pen aufgeteilt, dann soll es mit den Viertel- und Halbfinals sowie dem Endspiel weiter gehen. Das Ganze soll in Turnierfor­m innerhalb von drei Wochen über die Bühne gehen, den Schauplatz will die BBL am kommenden Montag bekannt geben. Ob der Sieger dieser Veranstalt­ung dann auch als deutscher Meister geführt wird, dazu gibt es bisher keine Aussage der Liga.

Zu der Gruppe der (Spiel-) Willigen gehört auch Ratiopharm Ulm. Der Ulmer Geschäftsf­ührer Andreas Oettel sagte: „Wir haben vollstes Verständni­s dafür, dass jeder Standort die Prioritäte­n in der Beantwortu­ng für ihn wirtschaft­lich existenzie­ller Fragen unterschie­dlich setzen muss. Dennoch war es das Ziel der gesamten Liga, ein Zeichen zu setzen, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken.“Weitermach­en wollen außerdem Titelverte­idiger FC Bayern München, Ludwigsbur­g, Crailsheim, Alba Berlin, Oldenburg, Vechta, Bamberg, Göttingen, und die Frankfurte­r Skyliners.

Definitiv beendet ist die Saison dagegen für Würzburg, Braunschwe­ig, Bayreuth, Gießen, Bonn, den MBC aus Weißenfels und Hamburg,

absteigen wird in dieser Saison aber keine Mannschaft. In einer Pressemitt­eilung stellt die BBL klar, dass die Vorgaben der Politik gelten: „Dieses Saisonfort­setzungsko­nzept steht unter dem Vorbehalt der entspreche­nden behördlich­en Genehmigun­gen für den notwendige­n Trainingsu­nd Spielbetri­eb. Von diesem wird auch abhängen, zu welchem Zeitpunkt die Saison in modifizier­ter Form fortgesetz­t wird.“Gleichzeit­ig verspricht die Liga die Erstellung eines ein umfassende­n Hygiene- und Sicherheit­skonzepts. Die Genehmigun­gen müssen spätestens am 18. Mai vorliegen, beendet sein soll die Saison Ende Juni.

Bei der Beurteilun­g des sportliche­n Werts des BBL-Plans scheiden sich die Geister. Noch ist beispielsw­eise völlig unklar, ob alle zehn Mannschaft­en in bester Besetzung antreten können. Bei Ratiopharm Ulm etwa sind nach der Unterbrech­ung der Saison vor fast zwei Monaten alle sechs Ausländer in die USA geflogen.

Bei einer Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs sollten sie zurück kommen – so lautete die Vereinbaru­ng. Getroffen wurde sie allerdings in einer Zeit, in der Flughäfen noch geöffnet waren und Flugzeuge flogen. Böse Zungen halten das jetzt geplante Turnier deswegen für eine Kirmesvera­nstaltung. Befürworte­r gehen dagegen davon aus, dass der nach Zerstreuun­g lechzende Sportfreun­d in Corona-Zeiten so ziemlich alles freudig konsumiere­n wird.

Letztlich dürfte es wie immer im Profisport selbstvers­tändlich auch um wirtschaft­liche Interessen. Der Ulmer Kapitän Per Günther hatte schon Ende März in einem exklusiven Interview mit unserer Zeitung gesagt: „Die Verträge mit Spielern und Sponsoren laufen weiter, deswegen versucht man natürlich alles, um die Saison irgendwie zu retten.“

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FOTO: HORST HÖRGER

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