Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Corona fordert Förderbank

Baden-Württember­gs L-Bank zahlt mehr als 1,58 Milliarden Euro Soforthilf­e aus – Krise wird Spuren in der Bilanz hinterlass­en

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Die L-Bank ist während der aktuellen Pandemie stark gefordert. So sind derzeit bis zu 1000 Mitarbeite­r der baden-württember­gischen Förderbank mit Sitz in Karlsruhe mit der Abwicklung der Corona-Soforthilf­e im Auftrag des Landes und des Bundes beschäftig­t – „ein enormer Kraftakt“, wie die Vorsitzend­e des Vorstands, Edith Weymayr, am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Bilanzzahl­en in einer Videokonfe­renz sagte. Bisher seien in Baden-Württember­g mehr als 163 000 Anträge in einer Gesamthöhe von über 1,58 Milliarden Euro an die Unternehme­n ausgezahlt worden. 20 000 Anträge seien abgelehnt worden. Mit einem Zuschuss von bis zu 30 000 Euro für Soloselbst­ständige, Freiberufl­er und Kleinunter­nehmen mit weniger als 50 Mitarbeite­rn ist es laut Weymayr gelungen, einen augenblick­lichen Liquidität­sengpass abzufangen.

Neben diesem Soforthilf­e-Zuschuss zieht die Förderbank des Landes nach eigenen Worten weitere Register, um mit zinsgünsti­gen Krediten, Tilgungszu­schüssen, Bürgschaft­en und Beteiligun­gskapital auf individuel­le Notsituati­onen von Firmen einzugehen. Zum einen hat die L-Bank dafür das Instrument des Liquidität­shilfekred­its reaktivier­t und bereits mehr als 300 Anträge mit einem Volumen von 63 Millionen Euro zugesagt. Und zum anderen arbeitet das Institut derzeit daran, Liquidität­skredite mit verbessert­en Bürgschaft­sangeboten

und einem Tilgungszu­schuss kombiniere­n zu können. Auf diese Weise soll nicht zuletzt Start-ups unter die Arme gegriffen werden, die bei der Bundeshilf­e über die KfW „nicht so sehr im Fokus standen“, wie Weymayr sagte. Vor diesem Hintergrun­d hat die Landesregi­erung einen Schutzschi­rm auf den Weg gebracht, der Start-ups zur Deckung von Liquidität­sbedarf für sechs Monate bis maximal 200 000 Euro pro Einzelfall unterstütz­en soll.

Natürlich werde die Corona-Krise auch in der Bilanz des Instituts ihre Spuren hinterlass­en, sagte Ulrich Theileis, stellvertr­etender Vorstandsc­hef der L-Bank, insbesonde­re durch einen zu erwartende­n Anstieg der Kosten. Für 2019 berichtete er von einem Rückgang der ordentlich­en Erträge auf 355 Millionen Euro (Vorjahr: 398), der vor allem auf die Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k zurückzufü­hren sei. Dennoch ist es laut Weymayr gelungen, Förderkred­ite in Höhe von 4,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,8) zu vergeben. Der Mehrwert einer Förderung liege dabei nicht nur in der Zinssubven­tion, sondern auch in Tilgungszu­schüssen oder passenden Laufzeiten, sagte sie. Unterm Strich wurden laut L-Bank mit den Förderkred­iten für 11 100 Unternehme­n 353 000 Arbeitsplä­tze gesichert und 15 000 Stellen neu geschaffen. Ein weiterer Schwerpunk­t war die soziale Mietwohnra­umförderun­g in Höhe von 388 Millionen Euro, die 2600 Wohneinhei­ten zugutekam.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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