Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nette Leute, aber kaum Informationen
Nellinger Hans-Peter Heber berichtet von seinen Erlebnissen als Corona-Verdachtsfall
NELLINGEN/EHINGEN - Hans-Peter Heber aus Nellingen hat als Covid-19Verdachtsfall am Dienstag die Teststation in Ehingen durchlaufen. Was er dabei erlebt hat, ist nicht nur positiv. Trotzdem möchte er davon berichten, um den Menschen die Angst vor der Prozedur zu nehmen.
Heber ist vor drei Jahren nach Nellingen gezogen. Jüngst bekam er Fieber, Hitzewallungen und andere Symptome. Deshalb ging er, wie jeder andere das auch getan hätte, zu seiner Hausärztin. Diese tippte nach Untersuchung der Krankheitssymptome auf einen grippalen Infekt. Da HansPeter Heber aber auch an einer Lungenerkrankung leidet, er somit zur Risikogruppe gehört, und die Ärztin ei- ne Corona-Erkrankung nicht gänzlich ausschließen konnte, bekam er eine Überweisung an das Corona-Testzentrum in Ehingen.
Die erste Hürde, die der Nellinger nehmen musste, war: wann die Einrichtung in Ehingen geöffnet hat, denn Termine werden dort nicht gemacht. Eine Recherche im Internet brachte und bringt keine eindeutigen Ergebnisse. Das ist laut Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, die zusammen mit dem DRK die Testzentren betreibt, auch so gewollt. Allerdings ist der Informationsfluss, was Standorte und Öffnungszeiten angeht, je nach Region unterschiedlich, erklärt ein Sprecher. Aufgrund der Informationen in einem Zeitungsartikel, der zur Eröffnung des Testzentrums in Ehingen veröffentlicht worden war, begab sich Heber nach Ehingen. „Ich fuhr dann entsprechend los, damit ich früh da bin. Der Sicherheitsmann sagte dann, dass erst Einlass um 12 Uhr sei“, berichtet der Nellinger. Punkt 12 Uhr kam Hans-Peter Heber dann zurück zum Testzentrum. Nach kurzer Wartezeit durfte er in die abgesperrte Zone einfahren. „Dort stand ich dann eine Stunde lang, musste im Auto sitzen bleiben, durfte die Tür nicht und das Fenster nur einen Spalt breit öffnen“, berichtet der Nellinger, der wie bereits erwähnt an Fieber und anderen Krankheitssymptomen leidet. Das nächste Auto kam rund 20 Minuten später und reihte sich in der Schlange hinter ihm ein. Als er nach rund einer Stunde kurz nach 13 Uhr in das Testzentrum einfahren konnte, warteten auch noch drei andere Fahrzeuge in der Schlange. Am Testzentrum gebe es sechs verschiedene Haltespuren, wenn dort alles belegt sei, könne es durchaus sein, dass man ohne vorausgegangene Wartezeit dort gut und gerne zwei Stunden warten müsse, schätzt Hans-Peter Heber.
Im Zentrum selbst erwarten ihn dann zwei „vollgeschützte“Personen. Eine Person hat dann seine Überweisung an die Mitarbeiter des Testzentrums im Büro-Container übergeben. „Dort wurde dann wohl entschieden, dass ein Test bei mir möglich sei. Bei mir stand dann drauf, Testung möglich’“, berichtet Heber. Dann sei eine Mitarbeiterin gekommen und habe mit einem Teststäbchen die Probe entnommen, richtig angenehm sei das nicht gewesen. Aber die Leute dort waren „alle recht nett“zu ihm. „Sie hatten ein Lächeln im Gesicht und versuchen mit ihrer Freundlichkeit ein wenig Mut zu machen“, berichtet Heber. Es sei kein „Maschinenverfahren“, nach dem Motto: Rein, Abstrich machen und dann weg. Auch ein paar wenige Fragen hätte er beantwortet bekommen, wirklich mehr sei aber in den rund fünf Minuten, solange die Prozedur gedauert hat, nicht gegangen. „Für mich hieß es dann, ich sei fertig. Ansonsten bekam ich nur spärliche Informationen.“Er sei jetzt 14 Tage unter Quarantäne gestellt, bis das Ergebnis da sei. Dieses dauere in der Regel fünf bis sechs Werktage. Dann solle er über einen Anruf entweder vom Gesundheitsamt oder dem Landratsamt, je nachdem wer im Alb-Donau-Kreis dafür verantwortlich sei, Bescheid bekommen. In der aktuellen Situation könne es „sich aber auch hinziehen“, bekam der Nellinger im CoronaTestzentrum noch mit auf den Weg. Wenn er nach sechs Tagen noch nichts gehört habe, müsse er eigenständig hinterher telefonieren, wie es um sein Ergebnis stehe. „Ich habe noch einen Zettel bekommen, mit einer App, die Covid-19 heißt. Über einen Patienten-QR-Code soll man dann eine Pushnachricht mit dem Ergebnis bekommen.“Ein grüner Punkt bedeute: Test negativ, ein roter: Test positiv oder ein oranger: Ergebnis liegt noch nicht vor. Die App habe er dann auch gleich heruntergeladen und getestet. „Mein Ergebnis lag logischerweise noch nicht vor. Die Frau am Testzentrum meinte jedoch, in der Regel sind die Anrufe ohnehin schneller als die App.“
Was die Quarantäne für Hans-Peter Heber bedeutet, was er darf und was er nicht darf, wurde ihm dort nicht mitgeteilt. „Meines Wissens nach darf ich nicht öffentlich raus, weder einkaufen noch zur Post, nicht einmal spazierengehen. Ob meine Familie ebenfalls unter Quarantäne steht, wurde mir auch nicht mitgeteilt“, berichtet Heber. Auf Nachforschung seiner Frau stellte sich dann heraus, dass erst wenn er positiv getestet worden sei, die ganze Familie unter Quarantäne stünde. Kontakt zu einem Ansprechpartner für Fragen, oder einen Verweis zurück zum Hausarzt, der einem sage, was Personen in seiner Situation in Dingen des Alltags dürfen und was nicht und auch, was man in Sachen Gesundheit tun könne, gab es nicht. Auch darüber, was weiter geschieht, wenn der Test positiv ausfällt, bekam er keinerlei Informationen. „Da wird man quasi im Stich gelassen“, erklärt Heber nüchtern. Aktuell sei er aufgrund seiner Krankheitssymptome krank geschrieben und hat seinen Arbeitgeber
Hans-Peter Heber informiert, dass er unter Quarantäne stehe. Zudem soll er klären, mit wem er im Unternehmen Kontakt gehabt hat. In der Quarantäne werde er nun versuchen, sich zu erholen, damit es ihm schnell besser gehe.
Ein großes Anliegen hat Hans-Peter Heber aber. Denn obwohl nicht alles rund gelaufen sei bei seinem Test, möchte er den Menschen, die diese Prozedur vor sich haben, die Angst davor nehmen. Er selbst kämpfe beispielsweise neben seiner Lungenerkrankung auch noch mit einer langwierigen psychischen Belastung, die er aber im Normalfall gut im Griff habe. Extremsituationen wie die aktuelle Pandemie sorgen aber bei Menschen mit ähnlichen Problemen für große Ängste, berichtet er. „In Selbsthilfegruppen und Gesprächskreisen zeigt sich, dass viele große Angst haben und wenn sie dann in die Situation kommen, das sehr belastend werden kann“, erklärt Heber. Deshalb spreche er offen über das Erlebte. Es sei zwar nicht toll, aber auch nichts, wovor man sich besonders fürchten müsse. Zusätzlich hat er auch noch ein Erklärvideo aufgenommen, das er in einer entsprechenden Selbsthilfegruppe in einem sozialen Netzwerk geteilt hat.
„Für mich hieß es dann, ich sei fertig. Ansonsten bekam ich nur spärliche Informationen.“
Anmerkung der Redaktion: Am Mittwoch erreichte die Redaktion eine Pressemitteilung zu den Öffnungszeiten der Testzentren (siehe