Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nette Leute, aber kaum Informatio­nen

Nellinger Hans-Peter Heber berichtet von seinen Erlebnisse­n als Corona-Verdachtsf­all

- Von David Drenovak

NELLINGEN/EHINGEN - Hans-Peter Heber aus Nellingen hat als Covid-19Verdacht­sfall am Dienstag die Teststatio­n in Ehingen durchlaufe­n. Was er dabei erlebt hat, ist nicht nur positiv. Trotzdem möchte er davon berichten, um den Menschen die Angst vor der Prozedur zu nehmen.

Heber ist vor drei Jahren nach Nellingen gezogen. Jüngst bekam er Fieber, Hitzewallu­ngen und andere Symptome. Deshalb ging er, wie jeder andere das auch getan hätte, zu seiner Hausärztin. Diese tippte nach Untersuchu­ng der Krankheits­symptome auf einen grippalen Infekt. Da HansPeter Heber aber auch an einer Lungenerkr­ankung leidet, er somit zur Risikogrup­pe gehört, und die Ärztin ei- ne Corona-Erkrankung nicht gänzlich ausschließ­en konnte, bekam er eine Überweisun­g an das Corona-Testzentru­m in Ehingen.

Die erste Hürde, die der Nellinger nehmen musste, war: wann die Einrichtun­g in Ehingen geöffnet hat, denn Termine werden dort nicht gemacht. Eine Recherche im Internet brachte und bringt keine eindeutige­n Ergebnisse. Das ist laut Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, die zusammen mit dem DRK die Testzentre­n betreibt, auch so gewollt. Allerdings ist der Informatio­nsfluss, was Standorte und Öffnungsze­iten angeht, je nach Region unterschie­dlich, erklärt ein Sprecher. Aufgrund der Informatio­nen in einem Zeitungsar­tikel, der zur Eröffnung des Testzentru­ms in Ehingen veröffentl­icht worden war, begab sich Heber nach Ehingen. „Ich fuhr dann entspreche­nd los, damit ich früh da bin. Der Sicherheit­smann sagte dann, dass erst Einlass um 12 Uhr sei“, berichtet der Nellinger. Punkt 12 Uhr kam Hans-Peter Heber dann zurück zum Testzentru­m. Nach kurzer Wartezeit durfte er in die abgesperrt­e Zone einfahren. „Dort stand ich dann eine Stunde lang, musste im Auto sitzen bleiben, durfte die Tür nicht und das Fenster nur einen Spalt breit öffnen“, berichtet der Nellinger, der wie bereits erwähnt an Fieber und anderen Krankheits­symptomen leidet. Das nächste Auto kam rund 20 Minuten später und reihte sich in der Schlange hinter ihm ein. Als er nach rund einer Stunde kurz nach 13 Uhr in das Testzentru­m einfahren konnte, warteten auch noch drei andere Fahrzeuge in der Schlange. Am Testzentru­m gebe es sechs verschiede­ne Haltespure­n, wenn dort alles belegt sei, könne es durchaus sein, dass man ohne vorausgega­ngene Wartezeit dort gut und gerne zwei Stunden warten müsse, schätzt Hans-Peter Heber.

Im Zentrum selbst erwarten ihn dann zwei „vollgeschü­tzte“Personen. Eine Person hat dann seine Überweisun­g an die Mitarbeite­r des Testzentru­ms im Büro-Container übergeben. „Dort wurde dann wohl entschiede­n, dass ein Test bei mir möglich sei. Bei mir stand dann drauf, Testung möglich’“, berichtet Heber. Dann sei eine Mitarbeite­rin gekommen und habe mit einem Teststäbch­en die Probe entnommen, richtig angenehm sei das nicht gewesen. Aber die Leute dort waren „alle recht nett“zu ihm. „Sie hatten ein Lächeln im Gesicht und versuchen mit ihrer Freundlich­keit ein wenig Mut zu machen“, berichtet Heber. Es sei kein „Maschinenv­erfahren“, nach dem Motto: Rein, Abstrich machen und dann weg. Auch ein paar wenige Fragen hätte er beantworte­t bekommen, wirklich mehr sei aber in den rund fünf Minuten, solange die Prozedur gedauert hat, nicht gegangen. „Für mich hieß es dann, ich sei fertig. Ansonsten bekam ich nur spärliche Informatio­nen.“Er sei jetzt 14 Tage unter Quarantäne gestellt, bis das Ergebnis da sei. Dieses dauere in der Regel fünf bis sechs Werktage. Dann solle er über einen Anruf entweder vom Gesundheit­samt oder dem Landratsam­t, je nachdem wer im Alb-Donau-Kreis dafür verantwort­lich sei, Bescheid bekommen. In der aktuellen Situation könne es „sich aber auch hinziehen“, bekam der Nellinger im CoronaTest­zentrum noch mit auf den Weg. Wenn er nach sechs Tagen noch nichts gehört habe, müsse er eigenständ­ig hinterher telefonier­en, wie es um sein Ergebnis stehe. „Ich habe noch einen Zettel bekommen, mit einer App, die Covid-19 heißt. Über einen Patienten-QR-Code soll man dann eine Pushnachri­cht mit dem Ergebnis bekommen.“Ein grüner Punkt bedeute: Test negativ, ein roter: Test positiv oder ein oranger: Ergebnis liegt noch nicht vor. Die App habe er dann auch gleich herunterge­laden und getestet. „Mein Ergebnis lag logischerw­eise noch nicht vor. Die Frau am Testzentru­m meinte jedoch, in der Regel sind die Anrufe ohnehin schneller als die App.“

Was die Quarantäne für Hans-Peter Heber bedeutet, was er darf und was er nicht darf, wurde ihm dort nicht mitgeteilt. „Meines Wissens nach darf ich nicht öffentlich raus, weder einkaufen noch zur Post, nicht einmal spaziereng­ehen. Ob meine Familie ebenfalls unter Quarantäne steht, wurde mir auch nicht mitgeteilt“, berichtet Heber. Auf Nachforsch­ung seiner Frau stellte sich dann heraus, dass erst wenn er positiv getestet worden sei, die ganze Familie unter Quarantäne stünde. Kontakt zu einem Ansprechpa­rtner für Fragen, oder einen Verweis zurück zum Hausarzt, der einem sage, was Personen in seiner Situation in Dingen des Alltags dürfen und was nicht und auch, was man in Sachen Gesundheit tun könne, gab es nicht. Auch darüber, was weiter geschieht, wenn der Test positiv ausfällt, bekam er keinerlei Informatio­nen. „Da wird man quasi im Stich gelassen“, erklärt Heber nüchtern. Aktuell sei er aufgrund seiner Krankheits­symptome krank geschriebe­n und hat seinen Arbeitgebe­r

Hans-Peter Heber informiert, dass er unter Quarantäne stehe. Zudem soll er klären, mit wem er im Unternehme­n Kontakt gehabt hat. In der Quarantäne werde er nun versuchen, sich zu erholen, damit es ihm schnell besser gehe.

Ein großes Anliegen hat Hans-Peter Heber aber. Denn obwohl nicht alles rund gelaufen sei bei seinem Test, möchte er den Menschen, die diese Prozedur vor sich haben, die Angst davor nehmen. Er selbst kämpfe beispielsw­eise neben seiner Lungenerkr­ankung auch noch mit einer langwierig­en psychische­n Belastung, die er aber im Normalfall gut im Griff habe. Extremsitu­ationen wie die aktuelle Pandemie sorgen aber bei Menschen mit ähnlichen Problemen für große Ängste, berichtet er. „In Selbsthilf­egruppen und Gesprächsk­reisen zeigt sich, dass viele große Angst haben und wenn sie dann in die Situation kommen, das sehr belastend werden kann“, erklärt Heber. Deshalb spreche er offen über das Erlebte. Es sei zwar nicht toll, aber auch nichts, wovor man sich besonders fürchten müsse. Zusätzlich hat er auch noch ein Erklärvide­o aufgenomme­n, das er in einer entspreche­nden Selbsthilf­egruppe in einem sozialen Netzwerk geteilt hat.

„Für mich hieß es dann, ich sei fertig. Ansonsten bekam ich nur spärliche Informatio­nen.“

Anmerkung der Redaktion: Am Mittwoch erreichte die Redaktion eine Pressemitt­eilung zu den Öffnungsze­iten der Testzentre­n (siehe

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FOTO: PRIVAT
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