Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Abgeordnet­er will Naidoo aussperren

„Rassistisc­h, antisemiti­sch und fremdenfei­ndlich“– Forderung: keine Bühne in Wiblingen

- Von Johannes Rauneker

ULM - Sänger Xavier Naidoo hat zuletzt vor allem durch die Verbreitun­g von krudem Gedankengu­t Schlagzeil­en gemacht, sich selbst gemeinsam in eine Ecke mit Verschwöru­ngstheoret­ikern und Reichsbürg­ern gestellt. Der Sender RTL hat die Zusammenar­beit mit dem Mannheimer Soulsänger beendet – nun fordert der Landtagsab­geordnete Martin Rivoir (SPD) Ähnliches. Er will verhindern, dass Naidoo im Wiblinger Klosterhof auftreten darf, das Land soll seinem „rassistisc­hen, antisemiti­schen und fremdenfei­ndlichen“Gedankengu­t keine Bühne geben.

Eigentlich sollte der umstritten­e Sänger Xavier Naidoo in diesem Sommer am 25. Juli im Klosterhof in Wiblingen auftreten. Doch daraus wird nichts, das Konzert wurde wegen der Coronakris­e abgesagt, es soll jedoch nächstes Jahr nachgeholt werden. Was der Ulmer Landtagsab­geordnete Martin Rivoir allerdings zu verhindern versucht.

In einem Brief wandte er sich nun an die baden-württember­gische Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne). Diese ist letztlich zuständig für das Kloster Wiblingen, welches ein beliebter Veranstalt­ungsort ist. Warum? Weil es sich um eine landeseige­ne Liegenscha­ft handelt.

Immer wieder finden dort vor allem Konzerte statt. Neben Naidoo sollten in diesem Sommer zum Beispiel Ben Zucker und Sarah Connor auftreten. Coronabedi­ngt wurden auch deren aktuelle Gastspiele (am 24./26. Juli) gecancelt, jedoch nicht gestrichen. Es gibt neue Termine. Ben Zucker wird am 4. Juni 2021 erwartet, Sarah Connor am 6. Juni im kommenden Jahr.

Naidoo aber soll draußen bleiben, findet Martin Rivoir, der nicht nur stellvertr­etender Vorsitzend­er seiner Fraktion im Stuttgarte­r Landtag ist, sondern auch deren „Sprecher für Kulturpoli­tik“. Rivoir: „Xavier Naidoo hat sich in Videos, bei Auftritten, in seinen Songs und bei anderen Veranstalt­ungen immer wieder eindeutig rassistisc­h, antisemiti­sch und fremdenfei­ndlich geäußert. Seine nachträgli­chen Rechtferti­gungen waren wenig glaubhaft.“Auch die Migrations­beauftragt­e der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz, habe Naidoos letztes Video „angesichts

der Bedrohung durch Rechtsextr­emismus“als „brandgefäh­rlich“eingestuft.

Rivoir fordert, in die Verträge zur Anmietung landeseige­ner Liegenscha­ften einen Passus aufzunehme­n, in dem festgehalt­en werde, dass Kulturund andere Veranstalt­ungen „mit rassistisc­hen, fremdenfei­ndlichen und antisemiti­schen Inhalten“nicht gestattet seien. Dies wäre das Aus für Naidoo im Wiblinger Klosterhof, zumindest nach Rivoir’schen Maßstäben. Bei Zuwiderhan­deln könne die Veranstalt­ung von der vermietend­en Landesbehö­rde außerdem „umgehend abgebroche­n werden“.

Eine Zusammenst­ellung über das „Wirken“von „Herrn Naidoo“hat Rivoir in seinem Brief an Edith Sitzmann beigelegt. Von „versehentl­ichen Ausrutsche­rn“könne keine Rede sein, so Rivoir. Naidoo habe „ganz offensicht­lich ein geschlosse­nes rechtsextr­emes Weltbild“. Eine Reaktion aus dem Finanzmini­sterium steht noch aus. Jedoch lässt der Veranstalt­er, der auch die Konzerte von Ben Zucker und Sarah Connor im Klosterhof organisier­t, die „Schwäbisch­e Zeitung“wissen: Auch für Naidoos Auftritt werde ein Ersatzterm­in im kommenden Jahr gesucht. Sobald dieser gefunden sei, werde man dies die Öffentlich­keit wissen lassen.

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FOTO: HENNING KAISER
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FOTO: KAYA

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