Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Scharfe Kritik an Kemmerich

Thüringer FDP-Chef nimmt an Demonstrat­ion gegen Corona-Auflagen teil

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GERA/BERLIN (dpa) - Die Teilnahme des Thüringer FDP-Landeschef­s und kurzzeitig­en Ministerpr­äsidenten Thomas Kemmerich an einer Demonstrat­ion gegen die Corona-Auflagen hat Empörung auch in den eigenen Reihen ausgelöst. Er habe dafür kein Verständni­s, schrieb der FDPVorsitz­ende Christian Lindner am Sonntag auf Twitter. „Wer sich für Bürgerrech­te und eine intelligen­te Öffnungsst­rategie einsetzt, der demonstrie­rt nicht mit obskuren Kreisen und der verzichtet nicht auf Abstand und Schutz.“

Kemmerich hatte sich am Samstag in Gera an Protesten gegen die Einschränk­ung des öffentlich­en Lebens zur Eindämmung des Coronaviru­s beteiligt. Auf Bildern ist etwa zu sehen, wie er dabei ohne Mundschutz dicht neben anderen Protestier­enden läuft. Etwa 600 Menschen nahmen an der Demonstrat­ion nach Polizeiang­aben teil.

FDP-Bundesvors­tandsmitgl­ied Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte sogar Kemmerichs Parteiaust­ritt. „Wir als FDP-Bundesvors­tand sollten Thomas Kemmerich dazu auffordern, seinen Hut zu nehmen und die FDP zu verlassen“, sagte sie der „Welt“. Sie halte das Verhalten für schwerst parteischä­digend. „Offensicht­lich sucht er jetzt nicht nur physisch die Nähe zur AfD, sondern auch zu Verschwöru­ngstheoret­ikern und hat inzwischen wohl auch Gefallen an deren demokratie­zersetzend­em Kurs gefunden.“

Kemmerich entschuldi­gte sich dafür , dass er die Hygienevor­schriften missachtet habe. Es sei auch nie seine Absicht gewesen, mit der Kundgebung der AfD oder Verschwöru­ngstheoret­ikern eine Plattform zu bieten, erklärte der Thüringer FDP-Landeschef am Sonntag. Er sehe aber ein, dass er genau das getan habe.

Kemmerich war am 5. Februar mit Stimmen von AfD, CDU und FDP in Thüringen zum Ministerpr­äsidenten gewählt worden, was bundesweit für Entrüstung und Proteste sorgte. Drei Tage nach seiner Wahl trat er zurück.

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FOTO: AFP

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