Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nach acht Wochen Zwangspause wieder Gottesdienste
Wegen des Coronavirus hat sich vieles verändert: Alle Teilnehmer müssen Abstand halten und Mundschutz tragen
LAICHINGEN/WESTERHEIM „Willkommen zurück, dem Patienten geht es schon etwas besser.“So hat Pfarrer Karl Enderle am Samstagabend und Sonntagvormittag die rund 90 Gottesdienstbesucher bei den zwei Messfeiern in der Westerheimer Christkönigskirche begrüßt.
Mit den Worten „Ich freue mich, mit Ihnen wieder die heilige Messe feiern zu dürfen“hieß Pfarrer Georg Egle die etwa 30 Teilnehmer der Messfeier am Sonntag in der Kirche Maria Königin willkommen.
Nach acht Wochen Zwangspause infolge der Corona-Epidemie in Deutschland duften am Sonntag erstmals wieder öffentliche Gottesdienste gefeiert werden: bei der evangelischen wie katholischen Kirche und auch den anderen Konfessionen. Genaue Vorgaben wegen des Coronavirus waren einzuhalten, die im Vorfeld den Gottesdienstbesuchern mitgeteilt worden waren.
Die katholischen Priester Enderle und Egle wie auch die evangelischen Pfarrer in der Region freuten sich, nach acht Wochen wieder einen Sonntagsgottesdienst mit ihrer Gemeinde feiern zu dürfen, wenn auch nur mit einzelnen Mitgliedern der jeweiligen Kirchengemeinde. Bei der evangelischen Kirchengemeinde Laichingen wurde der Gottesdienst in der Albanskirche am Sonntagmorgen mit etwa 50 Mitfeiernden in der Kirche und nochmals 50 Mitfeiernden im Kirchgarten begangen, die Feier nach den „Corona-Verordnungen“fiel kürzer aus. Es gab Einzelsitze
und einige wenige Zweiersitze für Besucher, die in häuslicher Gemeinschaft leben. In der Kirche gab es keine freie Platzwahl und es bestand Mundschutzpflicht.
Nach acht Wochen ohne öffentliche Gottesdienste aufgrund der CoronaKrise haben sich jetzt die Türen einiger Kirchen wieder für Gottesdienstbesucher geöffnet. Aber vieles hat sich wegen der Pandemie geändert. Die Kirchenglocken läuteten wie gewohnt, doch vor und in den Kirchen war ein anderes Bild gegeben. Ordner reichten den Gottesdienstbesuchern Desinfektionsmittel und bei Bedarf auch Mundschutzmasken, sie begleiteten die angemeldeten Besucher zu den Plätzen und achteten darauf, dass sich die Gläubigen nicht begegnen. In Abständen hatten sie die Kirche wieder zu verlassen und von Gesprächen auf den Plätzen vor der Kirche sollten sie strikt absehen.
In Westerheim betreuten sieben Ordner bei den beiden Messfeiern die Teilnehmer: Juliane von Nathusius, Justus von Nathusius, Bernhard von Nathusius, Justin Tritschler, Doris Gaus, Maximilian Stehle und Jonas Kneer. In Laichingen waren es Anna und Adam Marszalek, die die Gottesdienstbesucher am Eingang begrüßten, ihnen Desinfektionsmittel gaben und bei Bedarf auch Mundschutzmasken reichten.
Sie wie auch die Westerheimer Betreuer begleiteten dann die angemeldeten Personen zu den Sitzbänken, die schön verteilt in Christkönig wie in Maria Königin waren. Sie erhielten auch Anweisungen, wie sie die Gotteshäuser wieder zu verlassen haben, damit der Mindestabstand von zwei Metern gewährt ist.
„Bei den Gottesdiensten handelt es sich um einen vorsichtigen Auftakt
und ein umsichtiges Herantasten an die Möglichkeiten, wieder in Gemeinschaft Gottesdienst zu feiern“, hatte Pfarrer Enderle schon im Vorfeld der Feiern erklärt und weiter: „Ein vernünftiges und einsichtiges Verhalten und Geduld sind aufzubringen, damit es zu keinem Wiederanstieg der Infektionen kommt. Vielleicht muss dabei auch Manches akzeptiert werden, dessen Sinn nicht sofort einleuchtet.“
Bei den Messfeiern in Westerheim bekundete Enderle dann seine Freude über ein Wiedersehen nach acht Wochen Zwangspause. „Ihr Kommen zeigt, wie wichtig Ihnen die Eucharistiefeier ist“, sagte Enderle an die Adresse der Gottesdienstbesucher. Wahre Freude herrsche erst, wenn er wieder alle Gemeindemitglieder ohne Einschränkungen begrüßen könne. Auf den Lieblingsplatz in der Kirche müsse man vorläufig noch verzichten, doch das sei zweitrangig, wichtig sei, wieder mal in Gemeinschaft die Eucharistie feiern zu dürfen, erklärte Georg Egle.
In seiner Predigt meinte Egle, dass man den Coronavirus gerne der
Gottesmutter übergeben dürfe, die diesen sogar an ihre Krone zum Wohle der Menschen anheften lasse. Ihr hätten Menschen schon in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten ihre Seuchen zu Füßen gelegt und um ein Vorübergehen der Ansteckungen gebetet. „Auch wir dürfen uns der Gottesmutter mit unserem großen Anliegen gerne anvertrauen“, unterstrich Pfarrer Egle in der auf der Empore von einer kleinen Schola musikalisch begleiteten Feier.
Unter das Thema „Göttlicher Geburtshelfer“stellte Pfarrer Enderle in Westerheim seine Predigt und meinte anlässlich des Muttertags am Sonntag: „Wir denken an unsere Mütter, die uns geboren haben. Immer mit dabei ist auch Gott, allerdings auf verborgene Weise. Er ist der Schöpfer allen Lebens.“Und weiter sagte Enderle: „Jedem Kind, das auf diese Welt kommt, bereitet Gott eine eigene, ja seine eigene Welt. Diese ist von innen her wesentlich verbunden mit Gott und den Mitmenschen, mit denjenigen, denen wir das Leben, die Liebe und den Glauben verdanken.“