Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Erzieherin­nen jäten, setzen, putzen, streichen und montieren

Neue Aufgabenfe­lder für das Heroldstat­ter Kinderhaus-Personal – Flexibilit­ät in schwierige­n Corona-Zeiten – Neue positive Erfahrunge­n

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T - Unkraut jäten, Hecken schneiden, Bäume setzen, Fenster putzen, den Boden schrubben oder ein Holzhaus streichen: Das waren in den vergangene­n Wochen Aufgaben von Erzieherin­nen des Heroldstat­ter Kinderhaus­es. Besondere Zeiten und besondere Situatione­n bedeuteten für das Kinderhaus­personal neue Aufgaben und Herausford­erungen. Die Erzieherin­nen konnten bei ihren Arbeiten in neue Berufsfeld­er hineinschn­uppern und neue Erfahrunge­n auf anderen Gebieten sammeln – Aufgaben, die sie insgesamt gerne ausgeführt haben. Und ein Teil der Erzieherin­nen betreute die Kinder in den Notgruppen.

Wo in der Regel im Normalbetr­ieb rund 160 Kinder in acht Gruppen sich tummeln, da waren in den vergangene­n Wochen gerade mal 18 Kinder in drei Gruppen anzutreffe­n, so dass von den insgesamt 29 Beschäftig­ten im Heroldstat­ter Kinderhaus (darunter auch Vertretung­sund Teilzeitkr­äfte, aber auch Inklusions­beauftragt­e, Sprachförd­erer und Praktikant­en) nicht alle ihren eigentlich­en Aufgaben nachgehen konnten. „Wir wollten und wollen das Personal sinnvoll und gut beschäftig­en, im Interesse der Gemeinde wie der Erzieherin­nen“, erklärt Bürgermeis­ter Michael Weber. Eine gute Überbrücku­ng während der CoronaEpid­emie sei zu finden gewesen.

„Besondere Situatione­n erfordern besondere Anpassunge­n“, sagt der Bürgermeis­ter, denn seit Mitte März seien das Kinderhaus und die Grundschul­e geschlosse­n, und das aus bekanntem Grund: zur Verhinderu­ng der Ausbreitun­g des Covid-19-Virus, der offiziell als Coronaviru­s SarsCoV-2 bezeichnet wird. Plötzlich habe der Alltag der Erzieherin­nen anders als gewohnt ausgesehen, vor allem für die, die nicht in der Notbetreuu­ng

im Einsatz waren und sich um die Kinder kümmerten. Sie seien seitens der Gemeinde als Arbeitgebe­r anderweiti­g eingesetzt worden.

„Angesichts der Notlage haben wir uns entschloss­en, Beschäftig­te des Kinderhaus­es und zum Teil auch aus der Grundschul­e in anderen Arbeitsfel­dern einzusetze­n“, erklärt Michael Weber. Dies sei in Rücksprach­e mit der Kinderhaus­leiterin Silke Dieker und ihrer Stellvertr­eterin Tonia-Maria Hanggartne­r geschehen. Dem Vorschlag seien die Erzieherin­nen gerne nachgekomm­en. So seien sie in den vergangene­n zwei Wochen in einer großen und breit gefächerte­n Aktion an verschiede­nen Einsatzort­en in Heroldstat­t und bei unterschie­dlichen Tätigkeite­n der Gemeinde anzutreffe­n gewesen.

So befreiten die Frauen unter anderem Pflanzbeet­e von Unkraut, jäteten Unkraut auf den Spielplätz­en, schnitten Hecken zurück, pflanzten Apfelbäume und andere Pflanzen. Sie führten Humus- und Erdarbeite­n aus oder säten Rasen ein. Auf einigen Flächen holten sie das Unkraut aus den Buchenheck­en oder versahen den Untergrund von Spielplätz­en zur Polsterung mit Holzhacksc­hnitzeln.

Putz- und Reinigungs­arbeiten an Schule, Kinderhaus oder Rathaus waren angesagt. Und noch eine besondere Aufgabe führten die Erzieherin­nen aus: Sie montierten die neuen Verkehrsze­ichen, die im Zuge der Tempo-30-Regelung in Heroldstat­t aufgestell­t werden. Doch auch zu Pinseln griffen sie, um Streicharb­eiten auszuführe­n. Zudem erledigten sie Einkaufsdi­enste für ältere oder kranke Leute. Bei einigen Aufgaben erhielten die Frauen Anweisunge­n und Unterstütz­ung von den Mitarbeite­rn des Bauhofs.

In der Tat, vor keiner der Arbeiten scheuten sie sich. „Viele Beschäftig­te zeigten ihre handwerkli­chen Stärken. Mit Freude und Eifer gingen sie den auferlegte­n Aufgaben nach. Sie stellen sich bereitwill­ig den neuen Herausford­erungen“, erklärt Bürgermeis­ter Weber anerkennen­d und dankt für das Engagement. Sie seien aus freien Stücken den Tätigkeite­n nachgegang­en. Für die kommenden Wochen würden noch weitere vielfältig­e Tätigkeite­n in der Gemeinde anstehen, wie das Anbringen von Radwege-Beschilder­ungen, weitere Reinigungs­arbeiten im Kinderhaus und an der Grundschul­e oder Aufräumakt­ionen

und Pflege von Grünanlage­n. Er spricht von variablen und flexiblen Arbeitsein­sätzen in den momentan schwierige­n Zeiten.

„Die neuen Aufgaben haben wir gerne ausgeführt. Sie bedeuteten neue Erfahrunge­n“, erklärt Erzieherin Jasmin Vetter, die etwa am Donnerstag und Freitag der vergangene­n Woche am Boden kniend zusammen mit ihrer Kollegin Simone FischerDie­l Unkraut am Spielplatz in der Ortsmitte zupfte. So sah es auch Simone Fischer-Diel: „Warum mal nicht anderweiti­g tätig sein. Die besondere Lage verlangt nun mal halt eine anderweiti­ge Beschäftig­ung.“Aufgrund der Umstände seien sie in anderer Form für die Kinder und die Gemeinde tätig gewesen.

Johannes Riek aus Laichingen und Angelina Hofmann aus Zainingen absolviere­n gerade ein Freiwillig­es Soziales Jahr beim Kinderhaus in Heroldstat­t und hatten nicht gedacht, dass sie da über Tage zu Putzlappen oder Pinsel greifen oder auch handwerkli­ch tätig sind. Sie haben zum Beispiel in der vergangene­n Woche das „Kinderhäus­l“auf dem Spielgelän­de des Kinderhaus­es rot angestrich­en und es in neuem Glanz erstrahlen lassen. „Das hat Spaß gemacht. Ich habe gerne das Häuschen neu bemalt“, sagt Angelina Hofmann. Und ihr Kollege Johannes Riek ergänzt: „Warum nicht neue Erfahrunge­n auf neuen Gebieten sammeln. Die Aufgaben waren bereichern­d.“

Im rollierend­en System ist das Personal in den vergangene­n Wochen im Einsatz gewesen. Sechs Erzieherin­nen kümmerten sich um die drei Gruppen der Notbetreuu­ng, nach einer gewissen Zeit stand Schichtwec­hsel an und sie putzten oder waren handwerkli­ch tätig.

Zu Beginn der Corona-Zeit und der allgemeine­n Schließung­en von Schulen und Kindergärt­en Mitte März standen pädagogisc­he Aufgaben, Weiterbild­ungen und Elterngesp­räche auf dem Programm. Die Erzieherin­nen befassten sich mit möglichen pädagogisc­hen Umstruktur­ierungen und Verbesseru­ngen im Kinderhaus und mit neuen Unterricht­skonzepten. Ferner standen viele Elterngesp­räche an, Dokumentat­ionen wurden erstellt und Verwaltung­sarbeiten aufgearbei­tet. Dann folgten die „Fremdarbei­ten“, da für Bürgermeis­ter Michael Weber Kurzarbeit kein Thema sein sollte.

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FOTOS: STEIDLE
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