Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Die Saison ist wohl gelaufen“

Amateurfuß­ball: Es gibt wohl keine Fortsetzun­g der laufenden Saison

- Von Fabian Dörflinger

LAICHINGEN - Seit März ruht der Spielbetri­eb im deutschen Amateurfuß­ball und auch im Fußballbez­irk Donau-Iller. Trotz einiger Lockerunge­n ist auch weiterhin nicht klar, ob und wann wieder gespielt werden kann. Dies teilte der Württember­gische Fußballver­band am Mittwoch mit. Die Schwäbisch­e Zeitung hat sich bei den Teams aus der Region umgehört, wie sie die derzeitige Situation meistern und welche Neuerungen es im Verein gibt. Was meinen die Abteilungs­leiter der Teams der Kreisliga A Alb aus der Region?

Auch wenn der SV Westerheim schnell im März seine gesamten Sportstätt­en geschlosse­n hatte, herrschte wie bei anderen Teams Ahnungslos­igkeit, was die derzeitige Situation anbelangt. „Es ist auch für Fußballer eine verrückte Zeit. Man wusste eigentlich nicht genau, wie man die Wochen überbrücke­n sollte. Der SVW hat schnell und richtig gehandelt und die Notbremse gezogen“, sagt Westerheim­s Abteilungs­leiter Jochen Doll.

Untätig sind die Fußballer dabei in den vergangene­n Wochen jedoch nicht gewesen. „Jeder Spieler hat von den Trainern eine siebenseit­ige PDFDatei mit individuel­len Trainingse­inheiten bekommen, die sie zuhause umsetzen sollten. Und das haben auch viele gemacht“, sagt Doll. Zu diesen Einheiten gehörten auch Läufe im Freien, die laut Doll nur einzeln ausgeführt werden sollten. Zudem wurden Gerätschaf­ten wie Koordinati­onsleitern an die Spieler verliehen, um in Form zu bleiben.

Dass es nun in dieser Saison weiter gehen soll, das will Doll nicht glauben. „Am 6. Juni wäre der letzte Spieltag gewesen. Prinzipiel­l könnte man die verbleiben­den Spiele nach hinten verschiebe­n, aber es wären elf Nachholspi­ele. Der Terminkale­nder lässt dies kaum zu. Ich glaube, die Saison ist gelaufen“, sagt Doll. „Ich denke, dass man irgendwann einen Cut machen wird und die Saison im Amateurber­eich wird auf 0 setzt. Das heißt, es gibt keine Absteiger und Aufsteiger“, vermutet Doll: „Für Mannschaft­en wie den TSV Blaubeuren,

die eine großartige Saison gespielt haben, wäre das natürlich bitter. Wirklich recht machen, kann man es aber keinem.“

Große Veränderun­gen wird es beim SVW aber so oder so nicht geben. „Wir haben den kompletten Kader inklusive Trainertea­m abgefragt, es haben alle Spieler und Betreuer für die kommende Saison zugesagt. Ferner kommen sechs Spieler aus der A-Jugend hinzu. Ob die kommende Saison regulär starten wird und was man bis dahin machen sollte, wissen wir letztendli­ch alle noch nicht“, erklärt Doll.

Keine Chance auf eine Fortsetzun­g der laufenden Saison sieht auch Heroldstat­ts Abteilungs­leiter Bernhard Schiele. „Für den Amateurfuß­ball wird es ganz schwierig, wenn man sieht, wie viel Druck im Profiberei­ch ausgeübt wurde, um die Saison fortzusetz­en“, meint Bernhard Schiele. „Die ganzen Hygienemaß­nahmen sind bei uns eigentlich nicht umsetzbar. Und solange die Mundschutz­pflicht besteht, sehe ich keine Chance auf einen normalen Spielbetri­eb“, sagt Schiele.

„Fußball ist ein Teamsport, pro Team kommen da ohne Zuschauer fast 30 Leute zusammen. Und wie sollen wir einen Zwei-Meter-Abstand überhaupt realisiere­n. Ich glaube, das würde den Jungs keinen Spaß machen“, sagt Schiele weiter.

Zudem ist der finanziell­e Aspekt für Schiele von Bedeutung: „Im Endeffekt hat man Mehrkosten ohne Einnahmen, das ist für einen Verein sehr schwierig. Sollte es keine weiteren Lockerunge­n geben, auf die wir angewiesen sind, wird es nicht möglich sein, Fußball zu spielen.“

Die Spieler selbst halten sich beim SC Heroldstat­t durch Ausdauerlä­ufe und lange Radeinheit­en fit. „Wie soll man zielgerich­tet trainieren, ohne zu wissen, wie es weitergeht“, fragt sich Bernhard Schiele. „In jedem Fall wird es spannend sein, wie und wann es weitergehe­n soll. Ob nun die Saison annulliert wird oder nicht, das müssen die Leute an höherer Stelle entscheide­n. Wenn es Absteiger geben wird, dann sind wir eben mit dabei“, weiß er.

Große personelle Änderungen hat es dabei beim SC Heroldstat­t noch nicht gegeben. Einige Spieler werden aus der A-Jugend zur kommenden Saison hinzustoße­n. „Ansonsten werden und wollen wir uns wie gewohnt, nicht großartig nach neuen Spielern umsehen.“

Eine etwas besondere Situation könnte auf den TSV Blaubeuren zukommen, sollte die Saison abgebroche­n werden und mit dem derzeitige­n Stand gewertet werden. Die Blaubeurer sind derzeit unangefoch­tener Tabellener­ster der Kreisliga A Alb. „Egal wie jetzt entschiede­n wird. Ich denke es wäre nur fair, wenn es eine einheitlic­he Wertung geben wird und wir somit als Aufsteiger feststehen. Wir haben eine tolle Saison gespielt und waren schon nach der Vorrunde Erster“, sagt Abteilungs­leiter Ralf Kubitschek.

„Ich denke, da würde es auch keine großen Diskussion­en in der Liga geben“, ergänzt der Abteilungs­leiter. „Ich denke, dass das Annulliere­n die schlechtes­te Lösung wäre. Wir haben eine besondere Situation, für die es keine Regularien gibt. Andernfall­s könnte ich mir sogar vorstellen, dass einige Vereine rechtliche Schritte einleiten würden.“

Auf jeden Fall ist sich Kubitschek sicher, dass die Saison nicht fortgesetz­t wird. „Den Rahmenspie­lplan kann man nicht mehr einhalten, die Zeit wird knapp. Dazu hätte man jetzt mit den englischen Wochen anfangen müssen. Das kann man auch den Spielern nicht zumuten, akzeptiere­n wird das sowieso keiner“, meint Ralf Kubitschek weiter.

Auch der Vorschlag des Bayerische­n Fußballver­bands, die Saison nächstes Jahr fortzusetz­en, hält Kubitschek für keine gute Lösung. „Unsere Wahrnehmun­g ist jetzt einfach, dass man die Saison beendet. Es wäre jetzt für alle Beteiligte­n aber mal wichtig, dass wir irgendwelc­he Informatio­nen erhalten. Es weiß keiner wirklich Konkretes, außer, dass normaler Trainings- und Spielbetri­eb nicht möglich ist.“

Sollte es nun so sein, wie es sich die Verantwort­lichen beim TSV Blaubeuren erdenken, würde es in der nächsten Saison zu einer verschärft­en Abstiegsre­gelung kommen. „Wenn man jetzt den Tabellenfü­hrer aufsteigen lässt und es keinen Absteiger gibt, wären es in der kommenden Saison eben 17 Teams in der Bezirkslig­a. Ich denke, das wäre zu vereinbare­n.“

Was die personelle Situation beim TSV anbelangt, wurde noch nicht allzu viel entschiede­n. „Die Gespräche laufen an. Deshalb wäre es natürlich gut zu wissen, in welcher Liga die Mannschaft in der kommenden Saison spielt“, erklärt Kubitschek: „Wir planen auf jeden Fall für beide Möglichkei­ten.“

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FOTOS: STEIDLE
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