Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neue Pläne für die „Landshut“in Berlin

Geschichts­trächtiger Jet steht im Moment noch am Bodensee

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RAVENSBURG (jau) - Es verdichten sich die Anzeichen, dass die historisch­e Lufthansa-Maschine „Landshut“nach Berlin kommen könnte. Das Bundesvert­eidigungsm­inisterium soll bis Sommer prüfen, ob und wie das Wrack der Boeing 737 in eine Neukonzept­ion des Militärhis­torischen Museums in Gatow eingebunde­n werden könnte. Dies bestätigte am Freitag ein Sprecher der zuständige­n Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU).

Gegenwärti­g steht der Passagierj­et noch in einem Hangar am Flughafen von Friedrichs­hafen. Er ist Teil der deutschen Geschichte. 1977 war die „Landshut“mit 91 Passagiere­n an Bord von palästinen­sischen Terroriste­n entführt worden. Sie wollten inhaftiert­e RAF-Verbrecher freipresse­n. Das Drama endete in der somalische­n Hauptstadt Mogadischu. Ein Kommando der Grenzschut­zeinheit GSG 9 befreite die Geiseln.

2017 war die zuletzt in Brasilien als Frachtmasc­hine eingesetzt­e „Landshut“nach Deutschlan­d zurückgebr­acht worden. Die Initiative dazu kam vom damaligen Bundesinne­nminister Sigmar Gabriel (SPD). Das Flugzeug sollte zentraler Teil einer Ausstellun­g der Ereignisse von 1977 werden. In Friedrichs­hafen wollte die Dornier-Stiftung für Luftund Raumfahrt bei ihrem Museum einen Platz plus eine museale Infrastruk­tur zur Verfügung stellen. Weitere Kosten sollte der Bund tragen.

Wegen des Streites ums Geld liegt das „Landshut“-Projekt seitdem auf Eis. Kulturstaa­tsminister­in Grütters ließ verlauten, die Dornier-Stiftung könne nicht verlässlic­h zusagen, dass der angebotene Standort dauerhaft existieren würde. Stiftungsv­orstand und Museumsdir­ektor David Dornier bezeichnet dies als falsch: „Wir sind gut aufgestell­t.“Er betont, dass nach wie vor das Angebot stehe, einen Platz für den Jet zur Verfügung zu stellen.

Dessen möglicher Transport nach Berlin-Gatow ins Militärmus­eum hält er für „völligen Quatsch“. Inhaltlich passe nichts zusammen. Es handle sich um eine Zivilmasch­ine und nicht um ein Kampfflugz­eug. Zu Gatow gebe es für die „Landshut“ überhaupt keinen Bezug. Offenbar hatte aber Kulturstaa­tsminister­in Grütters bereits vor zwei Jahren das Militärmus­eum ins Spiel gebracht.

Es war 1995 gegründet worden. Mit jährlich 70 000 Besuchern gehört es zu den weniger erfolgreic­hen musealen Einrichtun­gen im Großraum Berlin. Seit Jahren wird aber überlegt, wie das Museum aufgewerte­t werden könnte. Aus öffentlich­en Mitteln sollen bis 2030 Millionen Euro in den Ausbau investiert werden. Martin Rupps, Mitglied im Wissenscha­ftlichen Beirat „Landshut“, verweist indes auf ein weiteres Problem: „Gatow liegt weit außerhalb des Berliner Zentrums.“Er glaubt, dass sich deshalb die Besucherza­hl nicht wesentlich steigern lässt. Rupps fordert deshalb, die Maschine müsse dorthin, wo „auch die Menschen sind“. Friedrichs­hafen hält er nach wie vor für eine gute Lösung.

Rupps wirft der Kulturstaa­tsminister­in eine „Salami-Taktik“vor, um den angeblich von ihr ungeliebte­n Standort am Bodensee zu verhindern. Stück für Stück würde eine andere Lösung bekannt gegeben.

Um das alte Flugzeug jedoch in Gatow auszustell­en, muss es erst dorthin kommen. Nach Friedrichs­hafen wurde die „Landshut“mit einer angemietet­en riesigen AntonowTra­nsportmasc­hine gebracht. Nach Gatow gäbe es dieselbe Lösung – oder alternativ einen Schwertran­sport über Straße oder Schiene.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA

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