Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Heggbacher Werkstätte­n öffen wieder

Schrittwei­se kehren die Beschäftig­ten ab 18. Mai zurück

-

EHINGEN/HEGGBACH (sz) - Vom 18. Mai an kehren die Beschäftig­ten schrittwei­se in die Werkstätte­n und Werkgemein­schaften des Heggbacher Werkstattv­erbunds (HWS) der St.-Elisabeth-Stiftung zurück. Der HWS hat für die Öffnung und die neue Arbeitswel­t unter Corona-Bedingunge­n ein Konzept erarbeitet.

„Die vergangene­n Wochen waren eine echte Herausford­erung für uns alle – ganz besonders aber für die Menschen, die nicht zur Arbeit kommen konnten, und für ihr jeweiliges Umfeld“, sagt Steffi Etzinger, Bereichsle­iterin Produktion & Dienstleis­tung im HWS. „Deshalb ist es gut, wenn wir nun schrittwei­se ein Stück Normalität bieten können.“Schrittwei­se ein Stück Normalität – das heißt: Am 18. Mai öffnen die Werkgemein­schaften (WG) Bad Buchau und Ehingen, in denen Menschen mit psychische­m Unterstütz­ungsbedarf beschäftig­t sind, Teile des Berufliche­n Bildungsze­ntrums, und die Werkstätte­n für behinderte Menschen (WfbM) in Biberach, Heggbach, Laupheim und Ehingen wieder.

Ein genaues Datum für die Wiederöffn­ung der Förder- und Betreuungs­bereiche (FuB), die von Menschen mit besonders hohem Unterstütz­ungsbedarf besucht werden, steht noch nicht fest. „Im FuB zählen fast alle Menschen zur sogenannte­n Risiko-Gruppe“, sagt Alexander Weiß, Bereichsle­iter Teilhabe & Bildung im HWS. „Deshalb werden wir hier besonders vorsichtig sein. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir die FuB Mitte Juni wieder öffnen.“Die Beschäftig­en vor dem neuen Virus zu schützen, bleibt oberstes Ziel der St.Elisabeth-Stiftung: Ein Großteil der Menschen mit Behinderun­g, die in Wohngemein­schaften des Heggbacher Wohnverbun­ds leben, wird vorerst dort weiter ganztägig betreut. In die WfbM und WG kehren also bis auf Weiteres vor allem Menschen zurück, die selbststän­dig, bei den Eltern oder in anderen Einrichtun­gen wohnen. Und auch sie nur freiwillig: Wer Angst davor hat, sich zu infizieren, oder glaubt, nicht mit den Hygienereg­eln zurechtzuk­ommen, kann auch weiter zu Hause bleiben.

Der HWS stellt seinen Betrieb komplett um: Um Arbeitssch­utz unter aktuellen Abstands- und Hygienereg­eln gewährleis­ten zu können, wird die Belegung in den WfbM herunterge­fahren – die entspreche­nde Verordnung des Landes-Sozialmini­steriums lässt maximal 25 Prozent der Belegung vor Corona zu. Die Werkstätte­n fahren dann ein Wochen-Schicht-Modell: Auf eine Woche mit folgen drei Wochen ohne Arbeit. Für die Werkgemein­schaften hat sich der HWS für ein Halbtags-Schichten-System entschiede­n: Ein Viertel der Belegschaf­t kommt eine Woche vormittags, das zweite nachmittag­s – diese Gruppen haben dann in der darauf folgenden Woche frei.

Acht Wochen waren die Werkstätte­n und Werkgemein­schaften für die Beschäftig­ten geschlosse­n. Das bedeutet auch einen großen wirtschaft­lichen Schaden für die St.-Elisabeth-Stiftung – der HWS trägt rund 30 Prozent zum Umsatz der Stiftung bei. „Wir sind sehr dankbar, dass wir viel Solidaritä­t aus anderen Bereichen der Stiftung bekommen haben“, sagt Roland Hüber, Leiter des HWS. Mitarbeite­r aus der Verwaltung oder aus coronabedi­ngt geschlosse­nen Einrichtun­gen wie zum Beispiel den Kitas der Stiftung oder der Jordan Therme GmbH haben in den Werkstätte­n zusammen mit Ferienhelf­ern mitangepac­kt und so sichergest­ellt, dass der HWS seine Verträge mit Unternehme­n der Region erfüllen konnte.

Insgesamt 240 Zusatzkräf­te waren im Einsatz – das Spektrum reichte von einem Tag bis zu mehreren Wochen. „In Spitzenzei­ten konnten wir so fast 100 Arbeitskrä­fte mobilisier­en. Aber damit können wir natürlich nicht unsere über 1000 eingearbei­teten Menschen mit Behinderun­g oder mit psychische­r Erkrankung ersetzen.“

Noch steht nicht fest, wie groß der Verlust sein wird, die Stiftung geht aber von bis zu 500 000 Euro im Ergebnis aus. „Wichtig war uns, dass wir in dieser Zeit die Entgelte weiterbeza­hlen können“, betont Hüber. „Unsere Beschäftig­ten haben keinen Anspruch auf Kurzarbeit­ergeld.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany