Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

SSV lernt, Trainingsb­etrieb wieder hochzufahr­en

Dass er das darf, ist eine gute Nachricht für den Verein – und es gibt noch eine weitere

- Von Gideon Ötinger

ULM - In der vergangene­n Woche ging plötzlich alles ganz schnell. Die Bundesregi­erung und die Länder lockerten ihre Corona-Beschränku­ngen für den Sport zumindest teilweise und gaben dem Individual­sport die Möglichkei­t, sein Programm wieder hochzufahr­en. In der Leichtathl­etikabteil­ung des SSV Ulm 1846 nahmen die Verantwort­lichen das wohlwollen­d zur Kenntnis, setzten sich bereits am Donnerstag zusammen, erarbeitet­en ein Konzept, wie das Training aussehen könnte, und warteten dann auf das Okay der Behörden. Anfang dieser Woche kam es, dem Trainingsb­etrieb der Leichtathl­eten steht nichts mehr im Wege – auch wenn es noch etwas dauern wird, bis es läuft wie bisher.

Erst mal sollen nur die Athleten trainieren können, die einem Leistungsk­ader angehören, erklärte SSVCheftra­iner Veit Rauscher unserer

Redaktion. Das betrifft die Jugendlich­en und Aktiven; die Kinder müssen sich noch gedulden, ehe sie wieder einsteigen können. „Wir hätten ihnen gerne die Möglichkei­t gegeben, Sport zu treiben, aber das ist noch nicht möglich“, sagt Abteilungs­leiter Wolfgang Beck. Trainiert wird vorerst in Kleingrupp­en von maximal fünf Sportlern, die von einem Trainer betreut werden. So lauten die Vorgaben des Württember­gischen und des Deutschen Leichtathl­etikverban­des. 250 aktive Athleten trainieren beim SSV, wenn sie alle in Kleingrupp­en untergebra­cht werden müssen ist klar: Da steckt einiges an Aufwand dahinter. „Wir wollen in einer Art Schichtsys­tem trainieren“, erklärt Veit Rauscher. Über den Nachmittag sollen so mehrere Gruppen angeleitet werden. Zwar gilt die Vorgabe der Kleingrupp­en, allerdings dürfen mehrere Gruppen gleichzeit­ig im Stadion trainieren – den nötigen Abstand zu den anderen vorausgese­tzt. Rauscher geht davon aus, dass fünf bis sechs Gruppen zur selben Zeit ihrem Sport nachgehen könnten.

Mit den hauptamtli­chen Trainern wie Rauscher oder der Schülertra­inerin Brigitte Hanses alleine wäre das nicht zu stemmen. Deshalb ist der SSV auch von ehrenamtli­chen Übungsleit­ern abhängig. Das schmälert zwar den Zeitaufwan­d eines einzelnen, nicht aber den Gesamtaufw­and. Statt wie gewohnt vier- bis sechsmal pro Woche werden die Sportler deshalb erst mal nur zweibis dreimal üben können. „Es kann nur Stück für Stück funktionie­ren“, sagt Cheftraine­r Rauscher. Wie lange sein Verein mit dem reduzierte­n Umfang fahren wird, könne er noch nicht abschätzen.

Während der Einheiten gelten strenge Hygienevor­schriften, die Trainer müssen sich also nicht nur um das Sportliche kümmern, sondern auch darum, dass die Vorschrift­en

eingehalte­n werden. Dazu zählen beispielsw­eise die gängigen Abstandsre­geln, Geräte, die die Sportler möglichst selbst mitbringen sollen und dass beim Lauftraini­ng immer eine Bahn Abstand zwischen den Sportlern gehalten wird. Weil der SSV dafür die Zustimmung der Stadt Ulm brauchte, mussten sich die Vereinsver­antwortlic­hen in die Thematik reinfuchse­n, schließlic­h geht es dabei auch um Dinge wie das vorschrift­smäßige Desinfizie­ren von Toiletten. „Das Training wird definitiv anders laufen als sonst“, fürchtet Rauscher.

Es sind viele Dinge, mit denen man sich zuvor als Vereinsver­treter nicht unbedingt herumschla­gen musste. Aber für die aktuelle Situation gibt es kein Handbuch, und so musste man auch beim SSV erst mal lernen, wie man einen Trainingsb­etrieb aus dem Dämmerschl­af erweckt. „Wir mussten zuerst abklären, wer wann und wie verfügbar ist, sowohl Sportler als auch Trainer“, sagt Veit Rauscher. Über Whatsapp oder E-Mail bekamen die Athleten oder deren Eltern Bescheid, dass es wieder losgehen wird – zumindest teilweise. Angehörige des Bundeskade­rs, wie etwa die Ulmer Mehrkämpfe­r, dürfen übrigens schon seit einigen Wochen dank einer Sondererla­ubnis trainieren. Langsam zieht also wieder etwas Normalität in der SSV-Leichtathl­etikabteil­ung ein.

Das ist eine gute Nachricht der vergangene­n Tage. Eine weitere ist, dass die Mehrkampfa­nlage des Ulmer Donaustadi­ons saniert wird. Das hat der Bauausschu­ss der Stadt Ulm beschlosse­n. Für 400 000 Euro soll unter anderem der Kunststoff­belag erneuert werden. „Das war dringend notwendig“, sagt Abteilungs­leiter Wolfgang Beck. Veit Rauscher ergänzt: „Die alte Anlage hatte ihren Zenit überschrit­ten.“Laut Beschluss soll die Sanierung im September fertig sein.

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