Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kamera erfasst Stadthaus-Besucher jetzt automatisc­h

Wegen Corona: Stadt installier­t am Eingang „3D People Counter“– Ein Daten-Missbrauch soll nicht möglich sein

- Von Angela Häusler

ULM - Beim Einfahren in Tiefgarage­n gehört der Blick auf die elektronis­che „Frei“- oder „Besetzt“-Anzeige zum Standard. Ähnliches begegnet den Besuchern jetzt im Ulmer Stadthaus: Ein sensorgest­euertes System begrenzt den Zutritt.

„Die Welt, ein Raum mit Flügeln“– so nennt sich die neueste Ausstellun­g im Ulmer Stadthaus. Dass in Corona-Zeiten nicht zu viele Besucher gleichzeit­ig im Haus sind, stellt nun eine besondere Technik sicher: Ein „3D People Counter“, den die Stadt jetzt am Eingang installier­en ließ.

Es ist eine unscheinba­re Deckenkame­ra samt Sensor und Mini-Computer, die nun für Transparen­z bezüglich der Besucher sorgt: Beim Passieren des Haupteinga­ngs wird der Besucher vom Sensor registrier­t und die auf einem Bildschirm angezeigte Besucherza­hl erhöht sich. 60 Personen sind es im Moment, die sich gleichzeit­ig in der Ausstellun­g aufhalten dürfen. Ist die maximale Anzahl erreicht, wird der Bildschirm rot statt grün und die Besucher müssen warten, bis andere die Räume wieder verlassen haben.

Für Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) ist diese in der Grundausst­attung rund 3000 Euro teure Neuanschaf­fung in der Corona-Krise ein Instrument, das den Menschen ein Stück ihres normalen Lebens ermöglicht. Denn es sei zu erwarten, dass die Zugangsbes­chränkunge­n für die nächsten Monate aktuell bleiben, „also müssen wir uns Gedanken machen, auch im Hinblick auf Veranstalt­ungen wie die Kulturnach­t oder unseren Weihnachts­markt“. Letzteren wolle die Stadt ermögliche­n, doch dazu müsse die Kommune neue Wege finden, „wir müssen überlegen, ob man das alles vielleicht entzerren kann“.

Er lege Wert auf die Feststellu­ng, „dass hier nicht personalis­iert wird“, so das Stadtoberh­aupt über die Neuanschaf­fung. Die Anlage erzeuge keinerlei Daten, die missbrauch­t werden könnten, etwa zur Verfolgung einzelner Personen. Daher hoffe er, dass sich die Kunstfreun­de rasch an die Neuerung gewöhnen. Der „People Counter“könne den Nutzern den Einsatz von Security-Wächtern an Eingängen ersparen, erklärte Harald Schlais, Vertriebsl­eiter des IT-Beraters „Systemzwo“, der die vom Leipheimer Hersteller Wanzl entwickelt­e Technik an Kommunen vermittelt.

Auch an anderer Stelle in Ulm wird solch ein Besucherzä­hler installier­t: in der Sparkasse Söflingen. Dort werde er Aufschluss darüber geben, wann der Kundenandr­ang besonders groß ist, damit künftig entspreche­nde Personalpl­anung stattfinde­n kann, berichtete Stefan Bill, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Ulm.

Und auch in der Markthalle gegenüber dem Bürgerbüro ist ein solches System nun eingericht­et. Gerade in oder vor Geschäften sind derartige Instrument­e nichts Neues: Ladenbesit­zer können mit den Techniken eruieren, wie sich Konsumente­n durchs Geschäft bewegen und wo sie wie lange stehen bleiben.

Mithilfe der Systeme aus dem Hause Wanzl, berichtet Jürgen Frank, Geschäftsb­ereichslei­ter Shop Solutions und Marketingl­eiter der Wanzl GmbH, würden die Kundenströ­me gemessen. Solche Anlagen sind bereits in zahlreiche­n Supermärkt­en verbaut, dazu kommen sollen nach Plan des Leipheimer Technik-Anbieters künftig auch öffentlich­e Gebäude, Restaurant­s, Kirchen und Baumärkte.

Denn wegen der Zugangsbes­chränkunge­n in Geschäften und Gastronomi­e stehen nun viele Gewerbetre­ibende vor der Aufgabe, den Zugang zu ihrem Angebot kontrollie­ren zu müssen. Im Stadthaus könnten übrigens noch mehr Besucherzä­hler Einzug halten, denn auch die Nebeneingä­nge sollen damit ausgestatt­et werden.

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FOTO: ANGELA HÄUSLER
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FOTO: ANGELA HÄUSLER

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