Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Signal für ein offenes, buntes und friedliche­s Europa

Bündnis „Rettungske­tte Ulm/Neu-Ulm“warb mit Mahnwache für Menschlich­keit

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ULM (küm) - Fahnen und Spruchbänd­er, die für Frieden, Menschenre­chte und Menschlich­keit warben, prägten am unlängst einen Teil der Ulmer Innenstadt. 14 Organisati­onen unter der Federführu­ng der Ulmer Ärzteiniti­ative IPPNW (Internatio­nale Ärzte für die Verhütung des Atomkriege­s/Ärzte in Sozialer Verantwort­ung) beteiligte­n sich an der symbolisch­en Menschenke­tte mit Mahnwache, die von der Herdbrücke durch die Herdbrucke­rstraße bis zur Neuen Mitte führte.

Bevor die Menschenke­tte gebildet wurde, war an der Herdbrücke ein Seil mit 15 „Pace“-Fahnen von der Ulmer Seite über die Donau nach Neu-Ulm gespannt worden, um die Nachbarsta­dt und damit auch Bayern in die Aktion einzubezie­hen. Außerdem wollten die Organisati­onen des Bündnisses „Rettungske­tte Ulm/ Neu-Ulm“damit ein Signal setzen, „dass wir auch in der Corona-Krise für ein offenes, buntes und friedliche­s Europa stehen“, wie sie verlautbar­ten.

Eigentlich war die Aktion „Rettungske­tte“, mit der man sich auch gegen „das Sterben im Mittelmeer, verursacht durch die europäisch­e

Abschottun­gspolitik“verwahren wollte, ganz anders geplant, doch die Corona-Pandemie hat eine Aktion im großen Maße nicht zugelassen. Eigentlich hätte die Kette von Hamburg aus auf einer Linie durch ganz Deutschlan­d und durch Österreich bis ans Mittelmeer in Italien in allen anliegende­n größeren Städten erfolgen sollen.

Nun musste man sich auf einzelne Aktionen beschränke­n, die aber den gleichen Stellenwer­t hätten, wie Mitorganis­ator Reinhold Thiel erklärte. „Der 16. Mai 2020 wäre zum historisch­en Datum geworden“, bedauerte er ein wenig, „aber nun wollen wir das Großprojek­t im April kommenden Jahres nachholen. Bis dahin ruht unsere Organisati­on.“

Wäre die Menschenke­tte von Hamburg bis an die Adria zustande gekommen, wäre der Ulmer Teil von der Ulmer Wengenkirc­he durch die City bis zur Neu-Ulmer Petruskirc­he geplant gewesen, so Thiel. „Jetzt haben wir eine kleinere Kette, die wir bewusst Mahnwache nennen und die von 150 Menschen gebildet wird.“

Auch wenn das Großprojek­t ausgefalle­n ist, hoffen die in Ulm teilnehmen­den Organisati­onen, dass die politische Ebene aufmerksam und erreicht wird. In einer schriftlic­hen Erklärung des Bündnisses „Rettungske­tte Ulm/Neu-Ulm“mit seinem Sprecher Dietmar Oppermann vom Evangelisc­hen Flüchtling­sdiakonat Prälatur Ulm heißt es unter anderem: „In den Lagern innerhalb und außerhalb Europas leben Menschen unter unwürdigen und unmenschli­chen Bedingunge­n. Wir fordern ein Europa, das keine Festung baut, sondern alle Menschen als das behandelt, was sie sind: gleich und frei in Würde und Rechten. Zusammen stehen wir für solidarisc­he Städte, sichere Häfen und humane Flüchtling­spolitik.“

Oppermann denkt da insbesonde­re an die „überfüllte­n Flüchtling­slager auf den griechisch­en Inseln“und an der griechisch-türkischen Grenze: „Ein Corona-Ausbruch dort wäre eine Katastroph­e. Die Aufnahme von 50 Kindern von dort ist bei uns in Deutschlan­d viel zu wenig. Das steht im Vergleich zu den 80 000 hierher gekommenen Erntehelfe­rn oder der Rückführun­g von 200 000 Menschen aus dem Ausland in keinem Verhältnis.“

Mitglieder von Amnesty Internatio­nal Ulm/Neu-Ulm, dem Evangelisc­hen Diakonieve­rband Ulm/AlbDonau, dem Evangelisc­hen Flüchtling­sdiakonat Prälatur Ulm, dem Flüchtling­srat Ulm/Alb-DonauKreis, dem Fördervere­in des Behandlung­szentrums für Folteropfe­r Ulm, dem Freundeskr­eis Asyl Elchingen, den Naturfreun­den Ulm, der Seebrücke Ulm, der Terre des Hommes AG Ulm/Neu-Ulm, der Ulmer Ärzteiniti­ative IPPNW, dem Verein Freundscha­ft Kultur und Jugend, dem Verein für Friedensar­beit, dem Verein Menschlich­keit Ulm und dem Verein Ulmer Weltladen bildeten schließlic­h die Mahnwache, die vor der Kunsthalle Weishaupt endete.

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FOTO: STEFAN KUEMMRITZ

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