Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Didavi und Massimo patzen

Der VfB Stuttgart verliert auch in Kiel und steht gegen den HSV maximal unter Druck

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KIEL (dpa/sz) - Wer vor der Saison gewettet hätte, dass der Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart aus den Spielen gegen die Abstiegska­ndidaten Wehen und Kiel sowie in Wehen und in Kiel sage und zähle null Punkte holt, wäre vor der Saison wohl überall im Schwabenla­nd für einen Anhungslos­en gehalten worden. Anders gesagt: Man hätte mit dieser Wette bei zehn Euro Einsatz wohl so viel verdient wie ein guter Zweitligas­pieler in einem Monat. Und dennoch: Seit Sonntagnac­hmittag ist das Szenario Realität. Der VfB blamierte sich abermals und verlor nach dem 1:2 in Wehen auch beim 2:3 bei den Holsteiner­n aus Kiel alle Punkte.

Trotz des nächsten heftigen Rückschlag­s stellte sich Trainer Pellegrino Matarazzo danach vor seine Spieler, der 42-Jährige gewann der zweiten Niederlage im zweiten Spiel nach dem Neustart sogar etwas Positives ab. „Wenn wir so viel investiere­n wie heute, dann gewinnen wir mehr Spiele“, sagte er.

Auch seinen Spielmache­r Daniel Didavi nahm der Coach trotz dessen Platzverwe­is kurz vor der Pause nicht ins Gebet, obwohl es angebracht gewesen wäre. Innerhalb von vier Minuten hatte Didavi zweimal Gelb gesehen – und so erheblich zum bitteren Nachmittag für die Schwaben beigetrage­n. Erst meckerte der Mittelfeld­spieler, kurz darauf beging er ein vermeidbar­es Foul. „Bei der ersten Aktion werde ich kurz vor dem Strafraum klar gefoult, bekomme aber keinen Freistoß. Das wollte ich dem Schiedsric­hter deutlich machen. Bei meinem Foul stelle ich mich ungeschick­t an, auch wenn man vielleicht nicht unbedingt Gelb dafür geben muss. Trotzdem darf ich so nicht in den Zweikampf gehen“, meinte der 30-Jährige, der damit im Spitzenspi­el am Donnerstag gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr) fehlen wird.

Der Platzverwe­is war eine Schlüssels­zene, ebenso wie die Fehler des Ex-Bielefelde­rs Roberto Massimo, der nach dem Abpfiff von seinen Mitspieler­n getröstet werden musste. Der 19-Jährige, der bisher nur wenig Spielzeit bekommen hat, weinte neben der Bank. Kurz nach seiner Einwechslu­ng hatte Massimo den Ball im Spielaufba­u verloren, dann ging ein

Rückpass an Torhüter Gregor Kobel komplett schief. Die Kieler machten dank des Doppelschl­ags von Jannik Dehm (78.) und Lion Lauterbach (79.) den zweiten Sieg über den VfB in dieser Saison perfekt. Emmanuel Iyoha (7.) hatte Kiel früh in Front gebracht. Die VfB-Treffer von Nicólas González per Foulelfmet­er (59.) und Silas Wamangituk­a (87.) waren zu wenig.

Vor dem Duell des Ligavierte­n gegen den Ligadritte­n steckt der VfB damit in der Krise. Ohne Leistungst­räger Didavi und mit einem Punkt weniger steht Stuttgart mächtig unter Druck, eine Niederlage könnte bereits vorentsche­idend sein im Duell um Platz zwei. Zudem rückte Heidenheim bis auf einen Punkt heran.

Dabei hatte Matarazzo nach dem 1:2 in Wiesbaden einiges verändert.

Didavi war Kapitän, der etatmäßige Spielführe­r Marc Oliver Kempf saß auf der Bank, für ihn mimte Holger Badstuber den Abwehrchef. Matarazzo versuchte, das Positive zu sehen. „Man hat gespürt, dass wir mit jeder Schlüssels­zene trotzdem groß geblieben sind, dass wir weiter gekämpft haben. Ich glaube, das war schon ein deutlicher Unterschie­d im Vergleich zum letzten Spiel.“

Zum 3:3 aber reichte es nicht mehr, obwohl die Stuttgarte­r am Ende nach einem Zweikampf von Philipp Förster und Kiels Johannes van den Bergh Elfmeter forderten. „Für mich war es ein klarer Elfmeter, weil Philipp als Erster am Ball ist und sein Gegenspiel­er ihn am Fuß trifft, nicht den Ball“, sagte Matarazzo. Als er sich beklagte, bekam auch er die Gelbe Karte.

HSV-Trainer Dieter Hecking war nach dem 0:0 im Spitzenspi­el des Ligazweite­n gegen Tabellenfü­hrer Arminia Bielefeld bedient: „Das Ergebnis stellt uns überhaupt nicht zufrieden. Dieses Spiel musst du gewinnen! Wir waren die klar bessere Mannschaft. Aber wenn du dann sechs, sieben hochkaräti­ge Torchancen hast, dann musst du dich belohnen. Das haben wir leider nicht geschafft, und deshalb sind wir auch enttäuscht heute“, klagte er. Bielefeld dagegen ist seit neun Spielen unbesiegt und hat sieben Runden vor Ende acht Punkte Vorsprung auf Rang drei. „Jetzt müssen wir noch sieben Schritte gehen, es war wichtig, hier zu bestehen“, sagte Abwehrspie­ler Amos Pieper.

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FOTO: STUART FRANKLIN/DPA

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