Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Havertz und Werner: Zwei, die die Stadien schönspielen
Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen, Gladbach – man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die fünf Teams, die im letzten und in diesem Jahr die Fußball-Bundesliga bestimmten, dies auch künftig tun werden. Gleich 13 Zähler liegen bereits zwischen dem Quintett und Wolfsburg auf Rang sechs, und damit das so bleibt, damit die Reichen immer reicher werden und immer dieselben vorne dabei sind, hat der Fußball die ungleiche Geldverteilung eingeführt. Teams in der Champions League bekommen das Mehrfache von jenen in der Europa League, die BundesligaBesten das Mehrfache von Teams wie dem SC Paderborn oder Mainz, Paderborn widerum das x-Fache von einem normalen Zweitligisten. Umso erstaunlicher, dass es Gladbach vor Jahren schaffte, dem Abstieg zu entrinnen und durch kluges Scouting und noch klügeres Management in den elitären Kreis einzubrechen.
Der nächste Schritt, vielleicht einmal Zweiter oder sogar Meister zu werden, dürfte allerdings schwer bis unmöglich werden, denn dazu braucht man Weltklassespieler, die in engen Matches den Unterschied machen, und die hat Gladbach derzeit nicht – im Gegensatz zu den Rivalen. Beim 1:3 im Topspiel gegen Leverkusen
bekam es das Team von Marco Rose zu spüren. Bayers 20-jähriger Nationalspieler Kai Havertz war überragender Mann der Gäste, schoss wie beim 4:1 in Bremen gleich zwei Treffer und hat nun bereits zehn auf dem Konto, allein acht glückten ihm in der Rückrunde. Der Spielmacher und Vollstrecker, diesmal als Stürmer aufgeboten, ist in der Form seines noch juvenilen Daseins, kein Wunder, dass selbst in Corona-Zeiten dreistellige Millionensummen für ihn aufgerufen werden. Der zarte Ballstreichler ist der Hauptgrund für die Aufholjagd der Werkself, die seit zwölf Spielen unbesiegt ist, in der Tabelle an Gladbach vorbeizog und nun auf Platz vier rangiert. „Unser Ziel ist ganz klar die Champions League. Wenn wir so weitermachen, können wir das auch erreichen“, sagte Havertz. Will Bayer ihn halten, sollte es das auch erreichen. Gladbach tröstete sich derweil mit kollektivem Lob für die 12 993 Pappkameraden, die der Club auf die Ränge bugsiert hatte und die das Rund nicht ganz so leer und verlassen wirken ließen. Keine Frage: Man kann sich so ein Stadion auch schönbasteln.
Oder man spielt es sich schön, so wie die Leipziger am Sonntag beim 5:0-Kantersieg in Mainz. Allerdings hatten sie es auch mit ihrem Lieblingsgegner zu tun, das Hinspiel hatte das Team von Julian Nagelsmann mit 8:0 gewonnen. So hätte es auch diesmal ausgehen können, immerhin hatten die Gäste zur Pause 12:0 Torschüsse. Wie hoch und wie dem auch sei, Nagelsmann war happy: „Es ist psychisch nicht ganz einfach, wenn man das Hinspiel 8:0 gewinnt. Wir hatten mindestens elf hundertprozentige Chancen, das ist nicht so schlecht gegen einen Gegner, der so tief steht“, sprach Deutschlands Wundertrainer. RB, das seinen Bundesliga-Torrekord damit bereits nach 27 Spielen toppte, bleibt damit Dritter, und um noch besser zu werden, will auch Leipzig seine Weltklassespieler halten. Zuvorderst Timo Werner, der wie im Hinspiel gleich dreimal traf (11./58./75.). Der Schwabe könnte Bayerns Torkanone Robert Lewandowski (27 Treffer) noch einholen, auf 24 Tore kommt er jetzt. „Timo hat mittlerweile ein gutes Gespür, sich nicht nur auf den Flügel fallen zu lassen, sondern auch in die Zehnerposition zu gehen. Gepaart mit seinem Tempo, macht ihn das variabler und noch schwieriger zu greifen für seine Gegenspieler“, lobte Nagelsmann – eine Variabilität, die längst auch dem Kollegen Jürgen Klopp in Liverpool aufgefallen ist.
Man kann sich so ein Stadion, auch das ist eine Lehre in Pandemiezeiten, übrigens auch schönschreiben, bei der SpVgg Greuther Fürth nämlich. Der Zweitligist verblüffte am Sonntag mit der Nachricht, dass man den alten Sportpark am Ronhof kostenlos für Partnerschulen öffne. Die LeopoldUllstein-Realschule etwa wird in den Räumen der Haupttribüne ihre Abschlussprüfungen schreiben und Tage später auch ihre Feiern absolvieren, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Abstandsregeln dieser Welt. Slowfox verboten.