Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Havertz und Werner: Zwei, die die Stadien schönspiel­en

- Von Jürgen Schattmann

Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen, Gladbach – man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die fünf Teams, die im letzten und in diesem Jahr die Fußball-Bundesliga bestimmten, dies auch künftig tun werden. Gleich 13 Zähler liegen bereits zwischen dem Quintett und Wolfsburg auf Rang sechs, und damit das so bleibt, damit die Reichen immer reicher werden und immer dieselben vorne dabei sind, hat der Fußball die ungleiche Geldvertei­lung eingeführt. Teams in der Champions League bekommen das Mehrfache von jenen in der Europa League, die Bundesliga­Besten das Mehrfache von Teams wie dem SC Paderborn oder Mainz, Paderborn widerum das x-Fache von einem normalen Zweitligis­ten. Umso erstaunlic­her, dass es Gladbach vor Jahren schaffte, dem Abstieg zu entrinnen und durch kluges Scouting und noch klügeres Management in den elitären Kreis einzubrech­en.

Der nächste Schritt, vielleicht einmal Zweiter oder sogar Meister zu werden, dürfte allerdings schwer bis unmöglich werden, denn dazu braucht man Weltklasse­spieler, die in engen Matches den Unterschie­d machen, und die hat Gladbach derzeit nicht – im Gegensatz zu den Rivalen. Beim 1:3 im Topspiel gegen Leverkusen

bekam es das Team von Marco Rose zu spüren. Bayers 20-jähriger Nationalsp­ieler Kai Havertz war überragend­er Mann der Gäste, schoss wie beim 4:1 in Bremen gleich zwei Treffer und hat nun bereits zehn auf dem Konto, allein acht glückten ihm in der Rückrunde. Der Spielmache­r und Vollstreck­er, diesmal als Stürmer aufgeboten, ist in der Form seines noch juvenilen Daseins, kein Wunder, dass selbst in Corona-Zeiten dreistelli­ge Millionens­ummen für ihn aufgerufen werden. Der zarte Ballstreic­hler ist der Hauptgrund für die Aufholjagd der Werkself, die seit zwölf Spielen unbesiegt ist, in der Tabelle an Gladbach vorbeizog und nun auf Platz vier rangiert. „Unser Ziel ist ganz klar die Champions League. Wenn wir so weitermach­en, können wir das auch erreichen“, sagte Havertz. Will Bayer ihn halten, sollte es das auch erreichen. Gladbach tröstete sich derweil mit kollektive­m Lob für die 12 993 Pappkamera­den, die der Club auf die Ränge bugsiert hatte und die das Rund nicht ganz so leer und verlassen wirken ließen. Keine Frage: Man kann sich so ein Stadion auch schönbaste­ln.

Oder man spielt es sich schön, so wie die Leipziger am Sonntag beim 5:0-Kantersieg in Mainz. Allerdings hatten sie es auch mit ihrem Lieblingsg­egner zu tun, das Hinspiel hatte das Team von Julian Nagelsmann mit 8:0 gewonnen. So hätte es auch diesmal ausgehen können, immerhin hatten die Gäste zur Pause 12:0 Torschüsse. Wie hoch und wie dem auch sei, Nagelsmann war happy: „Es ist psychisch nicht ganz einfach, wenn man das Hinspiel 8:0 gewinnt. Wir hatten mindestens elf hundertpro­zentige Chancen, das ist nicht so schlecht gegen einen Gegner, der so tief steht“, sprach Deutschlan­ds Wundertrai­ner. RB, das seinen Bundesliga-Torrekord damit bereits nach 27 Spielen toppte, bleibt damit Dritter, und um noch besser zu werden, will auch Leipzig seine Weltklasse­spieler halten. Zuvorderst Timo Werner, der wie im Hinspiel gleich dreimal traf (11./58./75.). Der Schwabe könnte Bayerns Torkanone Robert Lewandowsk­i (27 Treffer) noch einholen, auf 24 Tore kommt er jetzt. „Timo hat mittlerwei­le ein gutes Gespür, sich nicht nur auf den Flügel fallen zu lassen, sondern auch in die Zehnerposi­tion zu gehen. Gepaart mit seinem Tempo, macht ihn das variabler und noch schwierige­r zu greifen für seine Gegenspiel­er“, lobte Nagelsmann – eine Variabilit­ät, die längst auch dem Kollegen Jürgen Klopp in Liverpool aufgefalle­n ist.

Man kann sich so ein Stadion, auch das ist eine Lehre in Pandemieze­iten, übrigens auch schönschre­iben, bei der SpVgg Greuther Fürth nämlich. Der Zweitligis­t verblüffte am Sonntag mit der Nachricht, dass man den alten Sportpark am Ronhof kostenlos für Partnersch­ulen öffne. Die LeopoldUll­stein-Realschule etwa wird in den Räumen der Haupttribü­ne ihre Abschlussp­rüfungen schreiben und Tage später auch ihre Feiern absolviere­n, natürlich unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Abstandsre­geln dieser Welt. Slowfox verboten.

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FOTO: KAI PFAFFENBAC­H/DPA
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